Akten | Bestand

Gesandtschaft Haag 1 (Bestand)

Vorwort: Der pfälzische Kurfürst Karl Ludwig entsandte bereits wenige Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg dauerhaft Residenten nach Den Haag. Ebenso war das Fürstentum Pfalz-Neuburg in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts relativ durchgängig bei den Generalstaaten mit Abgesandten präsent. Eine kontinuierliche Vertretung des Kurfürstentums Bayern ergab sich hingegen mit Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges. Zuvor waren die kurbayerischen Missionen in den Niederlanden kurzlebig und eher auf befristete Aufträge bezogen gewesen. Das Kurfürstentum bzw. das Königreich Bayern vertraten in der Folgezeit in Haag: Jakob Anton von Gansinot 1715 - 1741 Peter von Elsacker 1742 - 1755 Jakob Oliver Freiherr von Cornet 1755 - 1785 Arnold Joseph Polis 1786 - 1787 Franz Anton von Willigen 1787 - 1802 Martin Joseph von George 1801 - 1805 Christian Hubert von Pfeffel 1804 - 1807 Wilhelm Friedrich Freiherr von Hertling 1807 - 1810 August Freiherr von Gise 1815 - 1824 Franz Olivier Jenison Graf von Wallworth 1824 - 1826. Jakob Anton Gansinot wurde 1719 zusätzlich mit den Angelegenheiten der Hochstifte Münster und Paderborn beauftragt, 1724 auch von Kurköln und 1728, zunächst intermistisch, von der Kurpfalz engagiert. Mit ihm begann die gemeinsame Vertretung der wittelsbachischen Höfe im Haag, die sich mit Elsacker und Cornet fortsetzte. Erst nach Cornets Tod (1785) berief Kurköln einen Gesandten, der nicht mehr zeitgleich in den Diensten des bayerischen Kurfürsten stand. Der Sitz der Gesandtschaft im durch den Wiener Kongress neugebildeten Königreich der Niederlande befand sich seit Oktober 1816 vorübergehend und seit Oktober 1818 auf Dauer in Brüssel. Nach Abberufung des Grafen Jenison im Januar 1826 blieb der Gesandtschaftsposten unbesetzt. Der im März 1847 als bayerischer Ministerresident nach Brüssel an den noch jungen belgischen Hof entsandte Graf Marogna wurde auch für den niederländischen Hof beglaubigt. Grundlage des hier verzeichneten Bestandes war das aus dem Wirken permanenter kurbayerischer und alsbald gesamtwittelsbachischer Gesandter seit den Dienstjahren Gansinots erwachsene Schriftgut. Ältere Schriftstücke entstammen den in den Bestand aufgenommenen Privatunterlagen von Gesandten (vor allem Cornets), waren Beilagen zu seit 1715 erwachsenen Vorgängen oder wurden in einigen wenigen Fällen - so die Berichtsentwürfe des kurbayerischen Sekretärs Johann Nikolaus von Reichard von 1700/01; Nrr. 523, 524 - aus einem zentralbehördlichen Überlieferungszusammenhang in die Bestandsbildung einbezogen. Im Frühjahr und Sommer 1800 verzeichnete der Gesandte von Willigen das gesandtschaftliche Schriftgut, nachdem es aus mehrmonatigem Beschlag vom Stadtmagistrat Den Haag in ungeordnetem Zustand zurückgegeben worden war. Die hieraus im Sommer 1801 in das Geheime Staatsarchiv übernommenen älteren Teile bildeten den Kern der in Kasten blau 347 - 356 verzeichneten Überlieferung. Anfang 1811 gelangten weitere Akten, die der Gesandte Freiherr von Hertling bei Beendigung seiner Mission nach München hatte transportieren lassen, in das Geheime Staatsarchiv (eingegliedert in Kasten blau 347 - 358, 382/8 - 10). Das mit gleicher Sendung eingetroffene Archiv der ehemals wittelsbachischen Herrschaft Bergen-op-Zoom (vor allem Urkunden) wurde 1824 vom Staatsarchiv an das Geheime Hausarchiv abgegeben. Aus der Verwahrung des Grafen Jenison kam schließlich ein noch bei der Gesandtschaft verhandener Aktenbestand, der bis etwa 1790 zurückreichte, über das Kreisarchiv Speyer und das Allgemeine Reichsarchiv 1847 zunächst an das Staatsministerium des kgl. Hauses und des Äußern. Diese jüngere Überlieferung wurde 1864 ebenfalls an das Geheime Staatsarchiv übergeben und hier allerdings unter Kasten schwarz 491 und 493 eingereiht (MA 9503, 9504; MInn 43146; Gdion Staatl. Archive 419; Geheimes Staatsarchiv, G.A. Niederlande). Um 1982 begann Dr. Liselotte Klemmer (Voit) in der Abteilung II des Bayerischen Hauptstaatsarchivs mit der Verzeichnung der nach Provenienzanalysen aus Kasten blau und Kasten schwarz gelösten Überlieferung. Diese Arbeiten wurden 1991/92 von Dr. Christian Kruse weitergeführt. 1992 erfolgte nach vorläufigem Abschluß der Verzeichnungsarbeiten durch Dr. Kurt Malisch die Strukturierung des Bestandes in Anlehnung an das von Ludwig Maenner in seinem Aufsatz "Die Neuordnung des Geheimen Staatsarchivs in München" (Archivalische Zeitschrift, 46, 1950, S. 104 - 124) entwickelte Schema. 1996/97 wurden die teils noch handschriftlich auf Karteikarten, teils maschinenschriftlich vorliegenden Betreffe in Faust erfaßt und ein durchnummerierter Endausdruck angefertigt. 2000/2001 fanden umfangreichere Nacharbeiten an Aktenbildung und Betreffen statt, 2004 nochmals Veränderungen in der Gliederung, die Zusammenführung bisher aufgesplitterter Korrespondenzen sowie letzte Neuverzeichnungen. Die hierbei zahlreich entstandenen Spring- und Leernummern machten eine neuerliche, nun abschließende Vergabe von Bestellnummern erforderlich. Die zunächst nur in Teilen angelegten Orts- und Personenregister erschließen jetzt den Gesamtbestand. Der historische Wert der hier erfaßten Unterlagen bezieht sich vor allem auf die Diplomatiegeschichte des europäischen Kräftekonzerts des 18. Jahrhunderts. Er liegt aber auch bei der Abbildung der vielfältigen Beziehungen, die verschiedene von Wittelsbachern regierte Territorien bis in die Zeit nach der revolutionären Umgestaltung der staatsrechtlichen Verhältnisse zu den Landen an der Rhein- und Maas-Mündung unterhielten. In den Niederlanden waren macht-politische, finanzielle, handelswirtschaftliche und nicht zuletzt in Bergen-op-Zoom oder Ravenstein landesherrliche Interessen zu vertreten. August 2004 Gerhard Hetzer

Reference number of holding
Gesandtschaft Haag
Extent
2666
Language of the material
ger

Context
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 2 Abteilung II: Neuere Bestände >> 2.3 Äußeres >> 2.3.3 Nachgeordneter Bereich >> 2.3.3.2 Gesandtschaften >> 2.3.3.2.9 Gesandtschaft Haag >> Gesandtschaft Haag
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Date of creation of holding
1600-1826

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Provenance
Gesandtschaft Haag 1
Former provenance
Gerhard Hetzer
Last update
03.04.2025, 11:04 AM CEST

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Object type

  • Bestand
  • Akten

Time of origin

  • 1600-1826

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