Archivale

Nachlasspapiere Georg Beringer (1979-1944, Lehrer und Maler)

Enthält: fünf Faszikel: Entwürfe zu Werken; Briefwechsel; Sammlung von Fotografien; Material zu Person und Familie sowie künstlerischem Wirken

Reference number
Stadtarchiv Worms, 202, 408
Extent
ein Archivkarton = 5 Faszikel = Ebene 2
Notes
Bemerkungen: Georg Beringer (1879 - 1944) - Lehrer und Maler
Aus vielerlei Gründen mag eine nähere Betrachtung Georg Beringers sinnvoll erscheinen, in Bezug auf Joseph Stoll ist allein schon die Tatsache interessant, dass der gelernte Grafiker Joseph Stoll in mindestens vier seiner Werke die grafischen Elemente nicht selber gestaltet sondern dies von Georg Beringer erledigen lässt. Hierbei kann man schon fast von einem typischen Beringer-Stil reden, denn die dargestellten Szenen, die die zumeist in Mundart verfassten Werke schmücken, wirken rauh und brutal, zeigen aber alltägliche, heimelige Szenen.
Die Quellenlage ist als bescheiden zu bezeichen: Georg Beringer wurde im selben Jahr geboren wie Joseph Stoll, nämlich am 31. August 1879 zu Worms. Er lebte in seiner Jugendzeit in Griesheim und wirkte seit 1903 in Bensheim als Lehrer an der Taubstummenanstalt, also somit unmittelbar neben dem Wohnhaus von Joseph Stoll. Beruflich abgesichert, fokussierte er sich ganz auf sein eigentliches Talent und begann sich seinen eigenwilligen, keiner Schule folgenden Kunststil autodidaktisch zu erarbeiten. Eduard Haßloch, der ebenfalls in das engere Feld der Personen um Joseph Stoll zu zählen ist, widmet Beringer einen Aufsatz im Bergsträßer Anzeigeblatt (8. Septmber 1925) anlässlich der in Worms stattfindenden Ausstellung "Entwürfe zur Ausmalung des Wormser Doms", in dem er auch Beringers künstlerischen Werdegang bis 1925 kurz umreißt.
Am Anfang standen Bleistift- und Kohlezeichnungen, in den Jahren 1906 bis 1908 lag der Schwerpunkt auf Ölgemälden, die meist Modelle darstellten, wobei diese Phase sehr stark vom Impressionismus geprägt war. Aber auch hier sah sich Beringer noch nicht am Ziel seines künstlerischen Interesses und er widmet sich der Pastellmalerei. Gereift und von den Einflüssen des Krieges gezeichnet, sind seine Bilder von da an vom Expressionismus geprägt und er entwickelt zusehends seinen eigenen, gefestigten Stil. Er widmete sich dem Holzschnitt, auch hier bringt er sich die Techniken selber bei, und versah so Szenen aus der Literatur mit Bildern. Er schaffte Kunstwerke, die ihn über die Grenzen Bensheims bekannt machten. Hier sind "Der rote Reiter", "Die blaue Madonna" und "Der heilige Franziskus" zu nennen, die in der Mannheimer Kunsthalle im Jahre 1921 präsentiert wurden (siehe auch Bergsträßer Anzeigeblatt 21.09.1921). Es folgten weitere Kunstwerke und Haßloch kommt in seinem oben zitierten Aufsatz nochmals auf die Bedeutung Beringers Werke in Bezug auf die Ausgestaltung des Wormser Doms zu sprechen.
In Lorsch wird Beringer bekannt durch die Ausgestaltung des Nibelungensaales in den 30er Jahren. Als Wormser war er mit der Nibelungensage vertraut und ließ in seinen Gemäldezyklus stadtbekannte Köpfe einfließen. Während des Dritten Reiches kam es allerdings zu Unstimmigkeiten mit Parteifunktionären bezüglich der Darstellung und es musste ein zweiter Entwurf geschaffen werden, der von Beringer bis auf eine Wand auch umgesetzt werden konnte. Zwischenzeitlich war Beringer auch als Direktor an der Taubstummenanstalt in Friedberg eingesetzt. Beringer verstarb Ende 1944, wobei hier weder ein genaues Datum oder der Ort bekannt sind. Beringers Tochter wurde 1905 geboren.
Links / Verweise
" Artikel im Bergsträßer Anzeigeblatt anlässlich einer Kunstausstellung in der Mannheimer Kunsthalle (21.09.1921)
" Artikel im Bergsträßer Anzeigeblatt anlässlich der Gestaltung des Wormser Doms (08.09.1925)
" Nennung Georg Beringers im Rahmen der Restaurierung des Nibelungensaales (2015)

Further information
Verweis: s. Ebene 2; umfangreicher graphischer Nachlass im Museum Andreasstift (fünf Laden mit mehreren hundert Zeichnungen, Stichen, Entwürfen, Aquarellen etc.), zwei Mappen mit Werken dorthin abgegeben als künftiger Teil des künstlerischen Nachlasses (ungesichtet)

Context
202 - Kleine Nachlässe/Einzelstücke >> 4. Worms und Umland seit 1920
Holding
202 - Kleine Nachlässe/Einzelstücke

Date of creation
1918 - 1995

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Provenance
Geschenk Juni 2019 Eheleute Günter Lumma und Monika L. geb. Link, Friedberg, siehe bei Verweis
Last update
15.12.2023, 3:52 PM CET

Data provider

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Object type

  • Archivale

Time of origin

  • 1918 - 1995

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