Bestand

Weingarten, Benediktinerkloster: Urkunden (Bestand)

1. Überlieferung: Das im Jahr 1056 von Welf III. gegründete Benediktinerkloster Weingarten hatte sich bis zur Säkularisierung 1802/1803 aufgrund seiner reichen Ausstattung und einer durch Jahrhunderte fortgesetzten konsequenten Erwerbspolitik zu einer der führenden Klosterherrschaften in Schwaben entwickelt. Seine Besitzungen erstreckten sich vom Schussental bei Ravensburg und dem Bodenseegebiet bis in das westliche Allgäu, nach Vorarlberg und Südtirol. Durch die Verehrung einer aus Mantua stammenden Heiligblutreliquie und den Bau der großartigen barocken Basilika wurde es zu einem geistlichen Zentrum, das in Oberschwaben bis in die Gegenwart nachwirkt. Nicht zuletzt spricht auch die archivalische Überlieferung für die Bedeutung des Klosters, ist doch der Bestand an Pergamenturkunden mit über 9000 Stück der umfangreichste Urkundenbestand im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Die Geschichte der Klosterarchivalien ist geprägt von jahrhundertelanger Bestandserhaltung und -kontinuität bis zum Ende des Alten Reichs einerseits, Aufteilung und erst in jüngster Zeit erfolgte Restitution andererseits. Man geht davon aus, daß in alter Zeit keine nennenswerten Verluste zu verzeichnen sind, wiewohl zahlreichen Urkunden zeitgenössische Papiervermerke beigefügt sind, die auf den Verlust von Siegeln und sonstige Schäden durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg hinweisen. Die Säkularisation traf das Klosterarchiv in der Zeit eines systematisch angelegten Verzeichnungsvorhabens, das zwar ein Torso blieb, von dem aber die beiden stattlichen Inventarbände der Patres Joachim Kramer und Georg Bernard Zeugnis ablegen. Einer Fortsetzung solcher Unternehmen stand in der Folge zunächst die geographische bzw. politische Aufteilung der Archivalien im Wege. Die Urkunden der badisch gewordenen Besitzungen, im wesentlichen der Vogtei Hagnau, gelangten im 19. Jahrhundert nach Karlsruhe, diejenigen aus dem Allgäu und Vorarlberg auf dem Umweg über Wien nach München. Der weitaus größte Teil verblieb in Württemberg, wurde jedoch auf zwei Archive aufgeteilt. Ältere Ablieferungen aufgrund der Arbeiten von Pfister (1812) und Lotter (1826) bilden die Grundlage des vorliegenden alten Stuttgarter Urkundenbestands mit annähernd 3400 Urkunden. Davon getrennt, jedoch ebenfalls nach Stuttgart gelangt waren die über 500 Urkunden des Amts Ausnang (B 519) sowie einige Dutzend Urkunden betreffend Hagnau und Tirol (B 520/520 a). In der dritten und letzten Ablieferung (Schloßstein, 1838-1840) kamen mehr als 4000 Urkunden in das damalige Staatsfilialarchiv und heutige Staatsarchiv Ludwigsburg (B 522 I, III). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. dem Neubau des Hauptstaatsarchivs wurden die bis dahin getrennten Archivalien wieder zusammengeführt. In den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das in Ludwigsburg verwahrte Material nach Stuttgart gebracht. Ende des Jahrhunderts gelangten auch die in Karlsruhe und München lagernden Teile aufgrund der historischen Provenienz wieder zu den übrigen Weingartener Archivalien. In Stuttgart sind nun mit ca. 9250 Stück dem Lagerort nach die erhaltenen Weingartener Urkunden wieder vereinigt, wenn auch noch immer aufgeteilt in mehrere Bestände, in denen sich das archivische Schicksal des 19. Jahrhunderts spiegelt. Andere Lagerorte mit Splittern der Weingartener Urkundenüberlieferung sind die Universitätsbibliothek Tübingen (Signatur Mh 730, 8 Urkunden 1507-1629 betreffend Leibeigenschaft bzw. das Kloster Weißenau), die Archive des Erzbistums Freiburg im Breisgau und des Bistums Rottenburg-Stuttgart (für letzteres vgl. Signatur 1678 a). Laut Altrepertorium befindet sich "ein Teil" der Urkunden über die Besitzungen in Tirol, namentlich in Lana, datierend ab der Mitte des 13. Jahrhunderts, im fürstlich wallersteinischen Archiv in Oettingen. Die nach Stuttgart gelangten Urkunden erfuhren wiederholt Zu- und Abgänge. Ältere Vermerke Schloßsteins auf einer Reihe von Urkunden, denen zufolge sie wegen Wertlosigkeit nicht in ein künftiges Repertorium aufzunehmen seien, wurden offenbar nicht beachtet und führten nicht zu einer Verminderung des Bestands. Im Lauf des 19. Jahrhunderts erfolgten gelegentlich einzelne Zugänge, so vom katholischen Kirchenrat (U 2064). Archivinterne Abgänge ergaben sich namentlich für ältere Urkunden bei der Bildung des Kaiserselekts (H 51) um 1900. Die dorthin umgelegten Urkunden waren in dem früher entstandenen Altrepertorium noch berücksichtigt, konnten bei der Neuverzeichnung aber mit Ausnahme zweier erst später in das Selekt umgelegter Urkunden (Bestellsignaturen 4, 192) nicht mehr aufgenommen werden. Die meisten dieser Stücke dürften jedoch als Transskripte auch im vorliegenden Findbuch nachgewiesen sein. Drei Ablaßbriefe aus den Jahren 1340, 1490/1491 kamen in die um 1940 gebildete Sammlung bemalter Urkunden (H 52, Bestellsignaturen 8, 27, 27 a), für die ein Findbuch aus jüngster Zeit vorliegt, fünf pergamentene Zinsrodel (vgl. U 196-198, 465, 1846) in das Lagerbuchselekt (H 235/20-176). Zugänge wurden in die bestehende Serie mit Unternummern eingefügt. 1906 gelangten einige Urkunden vom Staatsfilialarchiv Ludwigsburg nach Stuttgart, namentlich zum Betreff Leibeigene. Weitere Nachträge kamen hinzu durch Ablösung von Urkunden, die als Einbände benutzt worden waren, sowie in neuerer Zeit durch Umlegung aus dem Bestand B 59 (Landvogtei). Ein letzter Zuwachs erfolgte aufgrund der Neuverpackung der Akten des Bestands B 522, bei der nochmals sieben Pergamenturkunden zum Vorschein kamen, die in den vorliegenden Urkundenbestand eingereiht wurden (Bestellsignaturen U 273 a, 733 a, 1334 a, 1594 a, b, 1749 a, 1851 a).

2. Verzeichnung: Der Bestand war bisher durch ein um 1890 von Eugen Schneider (1854-1937) verfaßtes, dreibändiges handschriftliches Repertorium erschlossen, in dem Urkunden, Akten und Bände verzeichnet sind. Schneider hielt sich dabei weitgehend an die alte Klosterordnung ("die alte Einteilung nach Ämtern und sonstigen Rubriken möglichst beibehalten"). Es umfaßt 2950 Seiten sowie einen Registerband mit ca. 120 nicht numerierten Blättern. Handschriftliche Nachträge stammen unter anderem von Karl Otto Müller, Robert Uhland und Bernhard Theil. Weitere namentlich nicht gekennzeichnete maschinenschriftliche Ergänzungen entstanden anläßlich der Umlegung von Urkunden aus dem Bestand B 59 (Landvogtei). Der Bestand B 515 und folgende wurden 1965 neu verpackt. Die Neuverzeichnung erfolgte von März 2014 bis März 2015 im Rahmen eines Projekts, das aus Mitteln der Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg gefördert wurde. Dabei wurde die bestehende Ordnung beibehalten. Für die Urkunden vor 1300 wird in den Vermerken auf die Edition im Württembergischen Urkundenbuch (http://www.wubonline.de) verwiesen. Im übrigen erfolgte die Verzeichnung nach den in der Einleitung zum Bestand B 522 III aufgeführten Grundsätzen. Die Urkunden waren zum größten Teil bereits vor der Verzeichnung im Rahmen des Landesrestaurierungsprogramms von Regina Eberhardt in säurefreie Taschen umverpackt und beschriftet worden.

3. Inhalt: a. Übersicht Das Inventar verzeichnet in 2397 Titeln mit 2327 Signaturnummern (ohne Unternummern) Urkunden im Umfang von 27,50 laufenden Metern. Die gegenüber den Signaturen höhere Zahl von Titeln ergibt sich durch Nachträge, für die mit bestehenden Nummern unter Beifügung von Buchstaben (a, b, c usw.) zusätzliche Signaturen gebildet wurden. Von der auf diese Weise erhöhten Zahl sind wiederum neun Nummern abzuziehen, die nicht (U 2101) bzw. nur mit einer Kopie (U 1678 a) belegt waren oder in jüngerer Zeit in andere Bestände umgelegt wurden, namentlich in das Kaiser- und Lagerbuchselekt (siehe oben, Überlieferung), so daß sich ein Nettobestand von 2388 tatsächlich vorhandenen Urkunden ergibt. Die Urkunden sind nicht wie die vormals in Ludwigsburg gelagerten (B 522 I und III) durchgehend chronologisch geordnet, sondern zunächst nach Pertinenzen und innerhalb der Betreffe wiederum in chronologischer Reihenfolge. Diese von Schneider in Anlehnung an die Archivordnung zur Zeit des Klosters übernommene Grobstruktur gliedert nach Außenbeziehungen (Kaiser, Papst, Landvogtei, Sonstige) und Allgemeines zur Geschichte, Klosterinterna (Kirchensachen), den Klosterämtern und sonstigen Gütern, Altdorf, Leutkirch (Pfarrei) und Ravensburg sowie diversen sonstigen Sachbetreffen wie Fischerei, Leibeigenschaft und Passivlehen. Die Inhalte und Laufzeiten im einzelnen ergeben sich aus folgender Übersicht der Betreffe, Bestellsignaturen und Laufzeiten (Jahreszahlen der Inserte in Klammern). Verhältnis zu Kaiser und Reich 1-59 (1153) 1220-1639 Verhältnis zu Papst und Kirche 60-187 (1098) 1105-1748 Allgemeines zur Geschichte 188-274 (1090) 1268-1752 Landvogtei 275-305 1455-1740 Beziehungen zu Auswärtigen 305 a-307 1556-1622 Abtswahlen 308-334 1455-1745/1746 Reliquienwesen, Bruderschaften 335-353 1351-1743 Konfraternität mit Auswärtigen 354-357 1278-1342 Ämter 358-1598 1233-1732 Ausnang 358-370 1351-1678 Bergatreute 371-430 1278-1732 Blitzenreute 431-525 (1233) 1271-1703 Blönried 526-590 1275-1675 Bodnegg 591-746 1246-1684 Brochenzell 747-783 1401-1725 Esenhausen 784-835 1281-1702 Fronhofen 836-949 1244-1672 Hasenweiler 950-1080 a 1282-1697 Karsee 1081-1240 1245-1671 (Fulgenstadt) Marbach 1241-1254 1271-1508 Rolgenmoos 1255-1269 1257-1692 Schlier 1270-1409 1264-1673 Waldhausen 1410-1454 a 1266-1700 Zehntamt diesseits der Schussen 1455-1560 (1159) 1241-1613 Zehntamt jenseits der Schussen 1561-1598 1283-1612 Einzelne Güter 1599-1677 1248-1738 Vogteigüter 1678-1714 1251-1603 Altdorf 1715-1826 1272-1713 Altdorf, Pfarrei und Pfründen 1827-1855 1275-1707 Altdorfer Wald 1856-1869 1236-1592 Pfarrei Leutkirch 1870-1889 1353-1622 Ravensburg 1890-1993 1269-1663 - St. Blasius-Kaplanei 1994-1999 1381-1551 - Corpus Christi-Kaplanei 2000-2028 1327-1603 - Johann Evangelist-Kaplanei 2029-2051 1369-1536 - St. Katharina-Kaplanei 2052-2056 1357-1606 - Hl. Kreuz-Kaplanei 2057-2065 1410-1603 - St. Margaretha-Kaplanei 2066-2069 1292-1494 - Maria Magdalena-Kaplanei 2070-2077 1334-1537 - Peter und Paul-Kaplanei 2078-2080 1430-1591 - St. Veit-Kaplanei 2081-2092 1341-1556 Fischerei 2093-2105 1295-1644 Leibeigenschaft 2106-2248 1264-1511 Passivlehen 2249-2327 1482-1801 - hohe Obrigkeit a.d. Klosterberg 2249-2256 1740-1793 - Brochenzell 2257-2272 1614-1793 - Eggenweiler und Ellenweiler 2273-2284 1662-1786 - Enzisreute 2285-2295 1482-1701 - Lubach 2296-2318 1497-1801 - Sammletshofen 2319-2327 1730-1801 Älteste im Original überlieferte Urkunde ist die Bulle Paschalis II. vom 5. April 1105 (U 62), älteste als Transskript überlieferte die Urkunde Herzog Welfs IV. vom 15. Juni 1090 (U 188). Die beiden jüngsten Urkunden sind Lehenbriefe Dalbergs als Bischof von Konstanz vom 17. September 1801 (U 2318, 2327). Die älteren Datierungen des 12. und 13. Jahrhunderts finden sich naturgemäß hauptsächlich in den Kaiser- und Papsturkunden sowie in den allgemeinen geschichtlichen Urkunden zu Beginn des Bestands, doch reichen auch die Urkunden fast aller Ämter mit Ausnahme von Ausnang und Brochenzell in das 13. Jahrhundert zurück, sogar bis in dessen erste Hälfte im Fall des Zehntamts diesseits der Schussen (U 1241) sowie der Ämter Fronhofen (U 2144), Karsee (U 1245) und Bodnegg (U 1246). Die Ämterurkunden stammen im übrigen meist aus dem 14. bis 16. Jahrhundert, der Anteil des 17. und 18. Jahrhunderts ist gering. Zahlreiche Daten aus dem 17. und 18. Jahrhundert weisen dagegen die Urkunden über die Passivlehen am Schluß des Bestands auf. Die Strukturierung der Urkunden nach Betreffen zeigt, daß die Urkunden der Klosterämter einschließlich der Vogtei- und einzelnen Güter mit 1357 Signaturen entsprechend 58 % quantitativ den Schwerpunkt des Bestands bilden. Rechnet man Altdorf und Ravensburg (ohne die kirchlichen Pfründen) mit 111 bzw. 103 Urkunden hinzu, kommt man auf gut zwei Drittel. Die Beziehungen zu weltlichen Herrschaftsträgern wie dem Kaiser, der Landvogtei und anderen liefern 149 Urkunden, die zusammen mit den 79 Urkunden über Passivlehen ein weiteres Zehntel ausmachen. Die Beziehungen zu Papst und Kirche (128) sowie die sonstigen geistlichen Sachen einschließlich der inkorporierten Pfarreien Altdorf und Leutkirch sowie der Ravensburger Pfründen ergeben 14 %. b. Kaiser- und Papsturkunden An der Spitze des vor den Ämterakten plazierten allgemeinen Teils stehen die jahrhundertelang immer wieder, bis Ferdinand III. (1639) bestätigten und oft mehrmals vidimierten echten und unechten Privilegien bzw. Hofgerichtsurteile der deutschen Kaiser und Könige, beginnend mit dem "Stiftungsbrief" Welfs IV. von 1090 oder der Besitzbestätigung Friedrichs I. von 1153 und endend mit dem Privileg Maximilians II. betreffend die Erbschaftssteuer vom Speyerer Reichstag 1570. Diese zum Teil im 16. Jahrhundert am Reichskammergericht insinuierten (vgl. U 44) Urkunden betreffen neben der Bestätigung des Klosterbesitzes Vogtei und Schirm, Jurisdiktion und Besteuerung der Leibeigenen, Novalzehnten, Landvogtei, Befreiung von fremden Gerichten, Juden und Nachsteuer von Ausländern. Die frühen Papsturkunden des von den Welfen dem heiligen Stuhl übergebenen Klosters ähneln im Inhalt insoweit den kaiserlichen, als auch sie Schutz versprechen und den Besitz bestätigen. Im Lauf der Zeit wurden darin auch die von Königen und Fürsten gewährten weltlichen Privilegien bestätigt, eine Erweiterung, in der sich die angestrebte Subordination dieser Gewalten unter den Papst ausdrückt. Daneben stehen Quittungen für die päpstlichen Annaten und schließlich in großer Zahl, vom Mittelalter bis in die Barockzeit, Ablaßbriefe, ausgestellt von Päpsten, Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen sowie anderen hohen Würdenträgern aus Deutschland und Italien. Auf die für Weingarten charakteristische Verehrung des Heiligen Blutes wird darin immer wieder und schon im 13. Jahrhundert Bezug genommen, etwa anläßlich der Weihe des Hl. Blut Altars 1276 (U 77). Unter diesen auch zum Vorweisen an das gläubige Kirchenvolk bestimmten Urkunden befinden sich zahlreiche kalligraphisch beachtliche, teilweise sogar illustrierte Stücke (s. oben, Überlieferung). Weitere Gegenstände päpstlicher Verfügungen waren unter anderem die Freiheit des Abts in der Wahl des Beichtvaters, Achterklärungen gegen das Kloster, etwa zur Zeit Ludwigs des Bayern, das Recht zum Siegeln mit rotem Wachs (U 145) oder das Tragen der Mitra und der Pontifikalien durch die Äbte (150). Typisch für die Zeit der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges, aber auch noch danach sind Erlaubnisse zum Lesen "häretischer", d.h. protestantischer Bücher und zur Entlassung aus der Exkommunikation für in die römische Kirche zurücktretende "Häretiker" sowie die Gewährung von Ablässen für die Einheit der christlichen, d.h. katholischen Fürsten und die "Austilgung" der "Häretiker" (zuletzt 1748, vgl. U 187). c. Klosterangelegenheiten (Abtswahl, Bruderschaften, Reliquien) Geistliche Angelegenheiten betreffen ferner 50 Urkunden (U 308-357), in denen hauptsächlich interne Klostersachen ("domestica") behandelt werden. Gut die Hälfte davon betrifft Abtswahlen zwischen 1455 und 1673, meist Anzeigen an den Bischof von Konstanz über die erfolgte Wahl durch den Konvent und die Bestätigung des Abts durch den Bischof bzw. Generalvikar. Solche Urkunden liegen vor für die Wahl der Äbte Jodok Bentelin 1455 (U 308-310), Hartmann Wygelin ("von Burgau") 1491 (U 312-314), Gerwig Blarer 1520 (U 315-316), Georg Wegelin 1586 (U 318-319), Franz Dietrich 1627 (U 324-325), Dominicus I. Laymann 1637 (U 326-327) und Alphons I. Stadelmayr 1673 (U 328). Die entsprechenden Stücke für die Wahl der Äbte Kaspar Schiegg 1477, Johann III. Hablützel 1567 und Johann IV. Raitner 1575 fehlen. Nicht einschlägig in diesem Zusammenhang ist die Gerwig Blarer betreffende Urkunde von 1549 (U 317) über eine Vormundschaftsangelegenheit. Die folgenden Urkunden beinhalten das religöse Brauchtum in Form von Reliquienverehrung, Bruderschaften und Gebetsverbrüderung. Drei Urkunden betreffen die Reliquiensammlung Wilhelms V. von Bayern in München (U 340-342). Der Zusammenhang mit Weingarten ist unklar. Unter den nach Weingarten gelangten Reliquien befanden sich auch solche aus der Schweiz (Chur, Solothurn, St. Gallen), deren Erwerb vermutlich Pilger aus dem katholischen Teil der Eidgenossenschaft anziehen sollte. Die Bruderschaftsurkunden beziehen sich zum einem auf die spätmittelalterliche Sebastiansbruderschaft mit ihrer in Ungarn erworbenen Pfeilreliquie, darunter eine Papsturkunde Innocenz VIII. (U 336-339, 344), zum andern auf die für Weingarten besonders wichtige barocke (Reiter-)Bruderschaft zur Verehrung des Hl. Blutes, darin drei Papsturkunden Benedikts XIV. (U 350-353). Wichtig ist ferner die Urkunde über die Gebetsverbrüderung mit dem Andreaskloster in Mantua von 1278 (U 354), die ebenso an den Kult des Hl. Bluts anknüpft wie die Weinstiftung eines Truchsessen von Waldburg von 1351 (U 335). Daneben sind an Fraternitäten nachgewiesen die zu den Klöstern Heidenheim in der Diözese Eichstätt 1341 (U 356) und Mönchsdeggingen in der Diözese Augsburg 1342 (U 357). d. Allgemeines, Landvogtei Die unter der Rubrik "Allgemeines zur Geschichte" zusammengefassten Urkunden (U 188-274) betreffen derart unterschiedliche Materien kirchlicher wie weltlicher Art, daß eine allgemeine Charakterisierung schwierig ist. Im übrigen können diesen Urkunden auch die im Altrepertorium unter der Bezeichnung "Beziehungen zu Auswärtigen" verzeichneten angeschlossen werden, weil es sich dabei nur um drei Stücke von geringer Bedeutung handelt, die eine Zusammenfassung zu einer eigenen Rubrik nicht rechtfertigen. Unter den geistlichen Urkunden befinden sich Meß- und Jahrtagstiftungen sowie Urkunden über die Aufnahme von Novizen in das Kloster ("Schülerbriefe"), Klosterstatuten bzw. deren Bestätigung 1582-1604, 1752 (U 255-262), teils mit allgemeinen Regelungen des Klosterlebens, teils Einzelmaterien betreffend wie die Anlage einer ständigen Kasse für den Erwerb von Grundstücken und Herrschaften oder das Lesen von Totenmessen für die Äbte und Brüder, einen geplanten Klosterbau in Bregenz 1618 (U 266) oder die Abtretung bzw. Union der Klöster Hirsau und Blaubeuren vor dem Westfälischen Frieden, um deren Rückfall an Württemberg zu verhindern (U 267-273). Die weltlichen Urkunden spiegeln großenteils die unsicheren Verhältnisse des 14. Jahrhunderts. In den 1430er Jahren kam es zu einem vor königlichen bzw. kaiserlichen Kommissaren ausgetragenen Streit zwischen dem Abt und seiner Bauernschaft über Besthaupt, Bestgewand und sonstige Sterbfallabgaben, der 1432 durch einen Vergleich beigelegt wurde (U 219-228, 222). Das Kloster war wiederholt in Fehden verwickelt. 1453 wurde es auf Fürsprache Mechthilds von Österreich aus einer Fehde mit Heinrich von Geroldseck und Hans von Rechberg entlassen, in die es wegen eines Burgrechts mit Ravensburg gekommen war (U 232). Ein 1478 eingegangenes Burgrecht mit Zürich mußte auf Befehl Friedrichs III. aufgegeben werden (U 237-238). 1480 wurden Söldner für den kaiserlichen Dienst eingestellt (U 240-241). Es kam aber auch zu Fehden mit Privatleuten. Ein Beispiel davon wird im Streit des Klosters mit seinem Untertanen Christian Fencher 1487 durch drei Urkunden bezeugt (U 245-247). Im 16. Jahrhundert verlagerten sich derartige Auseinandersetzungen an das Reichskammergericht, so im Fall einer Appellation gegen ein Urteil des klösterlichen Brudergerichts. Die pergamentene Urteilsausfertigung von 1577 befindet sich im vorliegenden Bestand (U 254), die zugehörigen Prozeßakten liegen im Bestand C 3. Dieser Rubrik folgt eine Auswahl von 31 Urkunden, die das Verhältnis des Klosters zur Landvogtei Schwaben beleuchten. Sie beginnt mit einer Urkunde aus dem Jahr 1455 betreffend den Versuch, in Weingarten einen österreichisch gesinnten Abt einzusetzen und das Kloster landsässig zu machen (U 275, vgl. auch U 311). Dem folgt seit 1477 eine Reihe von Urteilen, Schiedsgerichtssprüchen, kaiserlichen Entscheidungen und Vergleichen betreffend die Jurisdiktion der Landvogtei über Güter und Leute des Klosters, Vogtei und Schirm, "Lieferung", d.h. Verpflegung von Jägern, Knechten und Jagdhunden auf Kosten des Klosters, Huldigung an den Abt, Steuer, Militärpflicht u.a.m. Infolge von Jurisdiktionsübergriffen der Landvogtei kam es wiederholt zu Protestationen und Abforderungen, die in Form von Notarinstrumenten ihren urkundlichen Niederschlag fanden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Situation dann durch umfangreiche Güterabtretungen (U 303) oder detaillierte Vergleiche (U 304) bereinigt. Zu diesem Komplex sind auch die im früheren Ludwigsburger Bestand enthaltenen einschlägigen Urkunden mit heranzuziehen, vgl. die Einleitungen zu den Findbüchern B 522 I, S. 3, und B 522 III, S. 5. e. Klosterämter Insgesamt 1356 Urkunden sind nach den Klosterämtern geordnet bzw. betreffen einzelne und in der Landvogtei gelegene Güter. An der geographischen Verteilung der Ämterurkunden lassen sich die Besitzschwerpunkte des Klosters erkennen, die sich wie ein Kranz um den Kern von Altdorf und Ravensburg legen. Am dichtesten ist die Überlieferung in den drei südöstlich von Weingarten, zwischen Ravensburg und Wangen bzw. um die Waldburg herum gelegenen Ämtern Karsee (160), Bodnegg (156) und Schlier (140). Die weiter östlich, zwischen Leutkirch und der Landesgrenze liegende "Exklave" des Amts Ausnang ist im vorliegenden Bestand lediglich mit 13 Urkunden vertreten, zu denen jedoch die im Bestand B 519 befindlichen 535 Urkunden gezählt werden müssen. Nordwestlich von Ravensburg, in Richtung Pfullendorf, befand sich der einigermaßen zusammenhängende Besitzkomplex der Ämter Hasenweiler (132), Fronhofen (114) und Blitzenreute (95), noch etwas weiter nordöstlich schlossen sich in Richtung Wilhelmsdorf und Ostrach die benachbarten kleineren Ämter Esenhausen (52) und Waldhausen (45) an. Diese weisen eine mittlere Zahl von Urkunden auf, ebenso das nördlich von Weingarten, zwischen Altshausen und Bad Waldsee gelegene Amt Blönried (65) und das nordöstlich, jenseits des Altdorfer Walds in Richtung Bad Wurzach gelegene Amt Bergatreute (60). Wesentlich geringer ist das Aufkommen an Urkunden aus dem südlich des Komplexes Hasenweiler-Fronhofen gelegenen Ämtlein Rolgenmoos (15) und der nördlichen "Exklave" des Amts Fulgenstadt/Marbach (14) zwischen Bad Saulgau und Mengen. Daß das südlich von Ravensburg an der Schussen, heute zu Meckenbeuren gehörende Amt Brochenzell (ohne die Lehenbriefe) nur mit 37 Urkunden erscheint, dürfte neben dem späten Erwerb mit dem geringen Umfang zu erklären sein. Der Besitz im Kern um das Kloster war im sogenannten "Zehntamt" zusammengefaßt, das wiederum durch die Schussen in zwei Ämter geteilt war. Die Urkundendichte des Zehntamts diesseits ("hennet", östlich) der Schussen ist dabei mit 106 deutlich größer als das im Zehntamts jenseits ("ennet", westlich) mit lediglich 38 Stücken. Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, daß für alle Ämter in den Beständen B 522 I und III zahlreiche Urkunden vorliegen, so daß die tatsächliche Überlieferung wesentlich höher liegt. Dies gilt naturgemäß auch für den Besitz in Altdorf und Ravensburg (s. unten, Abschnitte f und h). Bei den Ämterurkunden handelt es sich in der Hauptsache um Erwerbstitel für Liegenschaften und grundstücksgleiche Rechte wie Höfe, Äcker, Zinsen u.a., aber auch Vogtei- oder Zehntrechte, die durch Kauf, Tausch, Schenkung bzw. als Seelgerät an das Kloster kamen. Darunter befinden sich eine Reihe von Urkunden über den Erwerb von Burgen und Dörfern, so etwa von Wildeneck 1283 (U 1274), Pflegelberg 1340 (U 624), Esenhausen 1363 (U 796), Fronhofen 1379 (U 865), Hasenweiler 1400, 1601 (U 1004, 1068), Biegenburg 1404 (U 464/465), Zellerberg oder Hanser 1514 (U 1208), Brochenzell und Sammletshofen 1536, 1721 (U 760/761, 782), Hasenstein 1609 (U 1075) und Ringgenweiler 1621 (U 1079). Im Zusammenhang mit diesen Güterkäufen gelangten auch an sich nicht hierher gehörige Lehenbriefe in die Ämterurkunden, so bischöflich Konstanzer Lehenbriefe für die Humpis betreffend Sammletshofen 1576-1681 (U 765, 768, 773, 776, 781) und fürstenbergische, unter anderem über das dortige Wasserhaus 1616-1657 (U 771, 774, 778), Petershausener, nachmals Weingartener Lehenbriefe für die Stadt Ravensburg betreffend den Mittelsee bei Lengenweiler 1520-1702 (U 825-835) und ein österreichischer Lehenbrief über den Burgstall Hasenstein 1465 (U 1029). In den Urkunden des Amts Brochenzell sind auch kaiserliche Bestätigungen des von Karl V. erteilten Gerichtsprivilegs der Herrschaft enthalten, etwa von Ferdinand I. 1559 (U 762). Ein ganz erheblicher Anteil von ca. 350 Urkunden oder knapp 28 % entfällt auf Rechtsstreitigkeiten, die durch Urteile, Schiedssprüche oder Vergleiche beigelegt wurden. Unter den Gerichtsinstanzen finden sich öfter das klösterliche Brudergericht, das Konstanzer Offizialat, in seltenen Fällen aber auch höhere Instanzen wie das Mainzer Metropolitangericht, päpstliche delegierte Richter oder das Reichskammergericht. Am häufigsten sind jedoch die durch von beiden Parteien ernannte Schiedsrichter oder Schlichter beigelegten Sachen. Unter den Streitgegenständen erscheinen öfter Weidestreitigkeiten, nicht selten unter Beteiligung benachbarter Dorfgemeinden. Auf diese Weise gelangte auch eine Weideordnung (Fronhofen 1531) in den Bestand (U 930). Urkunden über Leiherechte sind deutlich seltener als im ehemals Ludwigsburger Urkundenbestand B 522, wo sie geradezu charakteristisch für den Bestand sind. Immerhin finden sich auch hier gut 150 einschlägige Stücke, entsprechend 11 %. Dabei fällt auf, daß sie häufig die Rückgabe von Gütern dokumentieren, die von den Beliehenen nicht mehr umgetrieben werden konnten oder durften. Der Anteil kirchenrechtlicher Urkunden in den Ämtern ist geringer, sie fehlen jedoch nicht ganz. Kirchen und Pfründen auf dem Land sind Gegenstand von Urkunden im Fall der Inkorporation der Pfarrkirche von Hoßkirch 1358 (U 1427), einer Frühmeßstiftung in Hasenweiler 1478 (U 1042/1043) oder der Weihe der Pfarrkirche von Karsee 1490 (U 1202). Ein Ablaßbrief von 1337 ist als Insert vorhanden (U 622), ein weiterer im Original für die Reparatur der Pfarrkirche von Berg 1500 (U 1593). Prozesse vor der römischen Kurie werden dokumentiert im Streit über die Besetzung der Pfarrei Krumbach im Amt Bodnegg 1492, 1502 (U 702-707, 709) und den Zehnten der Pfarrei Berg unter Beteiligung des Regensburger Dompropstes Welser 1521/1522 (U 1594-1595), vgl. zu diesem Prozeß auch die Einleitung des Findbuchs von B 522 III, S. 4. Mehrere Entscheidungen des Konstanzer Generalvikars aus dem frühen 14. Jahrhundert betreffen den in einer Spoliensache gegen Heinrich Torer verhängten Kirchenbann (U 612-616, 619). f. Altdorf Der Besitz in Altdorf und Ravensburg trägt unter Einbeziehung der geistlichen Pfründen insgesamt 461 bzw. etwa 20 % der Urkunden bei. Wie die Ämterurkunden beinhalten auch die Altdorfer Urkunden Erwerbstitel für Grundstücke und Zinsen, in beträchtlichem Umfang dokumentieren sie jedoch Streitigkeiten zwischen dem Kloster und der Gemeinde des Fleckens. Da dieser unter der Obrigkeit der Landvogtei stand, ja sogar Sitz der landvogteilichen Verwaltung war, sind diese Auseinandersetzungen vor dem Hintergrund des Verhältnisses von Landvogtei und Kloster zu sehen (s. oben, Abschnitt d). Charakteristisch für diese Streitigkeiten war einerseits die Anrufung höherer Instanzen durch die eine oder andere Partei, die einvernehmliche Beendigung durch Vergleich andererseits. Typisch dafür sind schon die frühesten Urkunden, durch die 1411-1414 drei Vergleiche dokumentiert wurden (U 1744-1746), während 1415 eine Entscheidung königlicher Kommissare betreffend Bürgeraufnahme, Strafgewalt über Leibeigene, die Besetzung des Ammannamts und anderes nötig wurde (U 1748). 1452 und 1513 kam es zu Vergleichen über Weidestreitigkeiten (U 1757, 1780). 1505 wurde durch waldburgische Vermittlung ein zehnjähriger Interimsvergleich geschlossen (U 1775/1776). 1523, kurz vor dem Bauernkrieg, wurden die langjährigen Auseinandersetzungen über die Sterbfallabgaben der Weingartener Leibeigenen verglichen (U 1786). Das Kloster suchte seine Stellung durch ein 1532 von Karl V. erwirktes Privileg zu verbessern (U 1789), war jedoch ungeachtet der nachfolgenden Bestätigungen 1559 und 1566 (U 1800, 1802) zu weiteren Vergleichen genötigt, von denen hier mehrere zwischen 1589 und 1695 ihren urkundlichen Niederschlag fanden (U 1806, 1813/1814, 1817/1818, 1825). Von volkskundlichem Interesse ist die in diesem Zusammenhang unter Abt Georg Wegelin erfolgte Ablösung der klösterlichen Pflicht, jedem Einwohner von Altdorf am Weihnachtsabend eine Weinspende zukommen zu lassen (U 1813/1814). In Jurisdiktionsstreitigkeiten wurden wiederholt geistliche und weltliche Gerichte bis hin zu Papst und Kaiser angerufen, so 1480-1484 (U 1764-1768 a). Der Streit des Müllers Krüßlin mit dem Kloster über das Eigentum an der Gengenmühle bei der Steinbrücke seit 1497 (U 1769, 1771) gelangte bis an das Reichskammergericht, dessen 1509 gefälltes Urteil hier in Pergamentausfertigung überliefert ist (U 1778), während die Prozeßakten im Bestand C 3 lagern. Die in der Folge angereihten 29 Urkunden über die Altdorfer Pfarrkirche und ihre Pfründen betreffen nicht nur die genannte, dem Kloster schon seit 1275 inkorporierte Kirche mit der dort 1596 vom Ehepaar Walch-Klöckler gestifteten St. Georgskaplanei (Stiftungsbrief U 1850, zu Besitz bei Isny: U 1838) und der Rosenkranzbruderschaft (U 1855), sondern auch die ebenfalls inkorporierte Pfarrkirche von Fulgenstadt (U 1836, 1843-1847, 1848/1849, 1852). Die bis in das 13. Jahrhundert zurückreichenden 14 Urkunden über den Altdorfer Wald betreffen Streitigkeiten über den Novalzehnten sowie Sterbfallabgaben von Weingartener Leibeigenen auf sogenannten Waldlehen, ferner Auseinandersetzungen mit der Stadt Ravensburg über Waldnutzungsrechte, namentlich den Holzeinschlag, die unter Friedrich III. vor eine kaiserliche Kommission und das Kammergericht kamen (U 1862-1864, Urteilsausfertigung U 1865). Nach weiterer Anrufung des päpstlichen Stuhls und des Speyerer Reichskammergerichts wurden diese und weitere Streitigkeiten über die Waldnutzung und Jurisdiktion in Vergleichen mit den Truchsessen von Waldburg und der Stadt Ravensburg 1522 bzw. 1592 beigelegt (U 1868/1869). g. Leutkirch (Pfarrei) Die 20 Urkunden betreffend die Pfarrkirche von Leutkirch dokumentieren zunächst die Vergabung der Kirche und ihrer Vogtei an das Tiroler Kloster Stams durch Karl IV. 1453 bzw. 1459 (U 1870, 1878), die Zustimmung mehrerer Kurfürsten (U 1871, 1874-1876), die Inkorporation durch den Bischof von Konstanz (U 1877) und die päpstlichen Bestätigungen (U 1880-1882). Die Urkunden bezeugen im weiteren den tauschweisen Erwerb der Pfarrei durch das Kloster Weingarten 1547 (U 1884/1885), Zehntstreitigkeiten mit der Stadt Leutkirch bzw. deren Spital und den Ringlin von Rotis sowie Streitigkeiten mit dem Pfarrer über die Besoldung. Dazu bzw. zum Besitz der Pfarrei Leutkirch vgl. auch die Findbücher der Bestände B 519 (U 420: Zehntstreit), B 522 I (U 1365/1366: Widemhof), B 522 III (U 1261, 1264: Widemhof). h. Ravensburg In der Folge liegen 111 Urkunden vor über Erwerb, Bewirtschaftung und Verwaltung des weltlichen Besitzes in der Stadt Ravensburg, deren Burgrecht das Kloster 1448 auf zehn Jahre angenommen hatte (U 1968). Die Erwerbstitel sind wiederum Kauf, Schenkung, Seelgerätstiftungen und Vermächtnisse. Der Klosterhof, das sogenannte Weingartener Haus, lag "am Eck" der Pfarrkirche und wurde 1324 durch Kauf erworben (U 1901). Aufgrund eines Vertrags mit der Stadt von 1476 (U 1970) wurde das Haus mit jährlich 2 ld d versteuert. Daneben besaß das Kloster noch andere Häuser und Hofstätten sowie Grund- und Bodenzinsen, die 1605 von der Stadt mit einer jährlichen Pauschalsumme von 130 fl abgelöst wurden (U 1988). An die Stadt wurden zwischen 1585 und 1624 auch wiederholt die dortigen Zehnteinkünfte des Klosters verkauft (U 1984, 1986-1988, 1990/1991). Die Besteuerung der Gotteshausleute in der Ravensburger Herrschaft Schmalegg bzw. die Behandlung der Weingartener Leibeigenen in den Orten des Ravensburger Spitals wurden 1536 bzw. 1605 durch Verträge geregelt (U 1982, 1985). Schon 1476 war durch einen Schiedsspruch über den Zoll für Klostergüter in der Stadt entschieden worden (U 1970). Neben dem Besitz in der Stadt hatte das Kloster auch Güter in der Gemarkung außerhalb der Stadtmauer, die, meist zu "Markrecht", zur Nutzung verliehen wurden. In den Urkunden werden Wiesen an Schussen und Scherzach genannt, neben der unteren Bleiche (vgl. U 1967: Streit über die Bewässerung) und im Kammerbrühl, Äcker im Ummenwinkel diesseits der Schussen. Die Halden jenseits der Schussen bei den Höfen Ullen und Felz wurden zur Anlage von Weingärten, zu "Rebstallrecht", ausgegeben. An der dortigen "Yelenhalden" betrieb das Kloster eine Kelter, in der der Wein gepreßt werden mußte (U 1983). Es besaß jedoch auch Weingärten an der Burghalde vor der Stadt (U 1975) und Fischgruben am Andermannsberg. Die Urkunden der neun Ravensburger Kaplaneipfründen sind entsprechend der Ordnung im Altrepertorium in alphabetischer Reihenfolge gelagert. Der folgende Überblick behandelt sie dagegen nach der Belegenheit in Pfarrkirche, Burg und Spital sowie dem Umfang der Überlieferung. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß die Abgrenzung nicht vollständig durchgeführt werden kann, weil einzelne Urkunden bzw. Stiftungen mehrere Altäre, Spitäler und Klöster begünstigten (vgl. etwa U 1995). Im übrigen teilen sich die insgesamt 99 Urkunden in sehr ungleicher Gewichtung auf. Gut die Hälfte entfällt auf die von dem Ravensburger Bürger Heinrich Bosser und seiner Gemahlin Mechthild gestifteten Pfründen des Corpus Christi und des Johann Evangelist Altars (29 bzw. 23 Urkunden) in der Ravensburger Pfarrkirche Unserer lieben Frau ("Leutkirche"). Nachzuweisen sind hier die bischöflichen Genehmigungsurkunden für die beiden Meßstiftungen von 1373 (U 2009, 2035), verschiedene Stiftungsurkunden sowie Erwerbstitel der Ausstattungsgüter. Für den Fronleichnams- oder Corpus Christi und Allerheiligenaltar "auf der Kanzel" waren dies Höfe und Güter in Bunkhofen, Schwärzach und Oberhofen, ferner in Groppach, Ebenweiler und Wolfertsreute. Dazu kam ein Pfründhaus in Ravensburg am Neuen Markt (U 2007). Ein solches Haus am selben Markt "beim Kirchhof" erhielt auch der Johann Evangelist Altar "bei der Nebentür vor dem Sprengkessel", desgleichen Güter in Alberskirch, Ellenweiler, Groppach und Ebenweiler. Die Stiftungsgüter waren vormals zum Teil im Besitz von Klöstern wie Salem, Baindt, Weißenau und Isny, teilweise des Adels, etwa der Herren von Ebersberg. Da einige der Güter bzw. deren Einkünfte beiden Altären zugute kommen sollten, erhob sich bald nach der Stiftung Streit unter den Kaplänen über die Aufteilung, der von Bürgermeister und Rat der Stadt bzw. dem Offizial in Konstanz beigelegt werden mußte (U 2013/2014). Zu diesen Gütern gehörten auch von Salem gekaufte Weingärten bei Bermatingen und eine Kelter, die dem Corpus Christi Altar zugewiesen war, jedoch auch vom Johannesaltar genutzt werden durfte (U 2015, 2046). Letzterer erhielt von Mechthild Bosser auch ein wertvolles Silbergeschirr für ewige Zeiten (U 2048). Unter Abt Gerwig Blarer wurde der Fronleichnamsaltar wiederholt für längere Zeit der Pfarrkirche inkorporiert (U 2024-2027), bis er 1603 endgültig mit dieser vereinigt wurde (U 2028). Die übrigen Altäre sind mit wesentlich weniger, d.h. jeweils zwischen drei und zwölf Urkunden vertreten. Von diesen Altären waren drei weitere ebenfalls in der Pfarr- oder Leutkirche gelegen. Der Hl. Kreuz oder St. Crucis Altar, der auch den Erzmärtyrern Stephan und Lorenz geweiht war, befand sich vor dem Chor an einer Säule zur linken Hand ("ante chorum in columpna sinistri latere", U 2058). Unter den Urkunden befindet sich der Stiftungsbrief der von Anna Wirt, Friedrich Holbains Witwe, und Johannes Krieger gestifteten Kaplanei und die Bestätigung durch den Konstanzer Generalvikar, beides aus dem Jahr 1410 (U 2058/2059). Zur Ausstattung gehörten neben Weingärten ein Hof in Lupburg und ein Gütlein in Schnetzenhausen. Der Altar wurde 1603 der Marienbruderschaft inkorporiert (U 2065). Mit acht Urkunden folgt der Maria Magdalena Altar, an der Spitze der Stiftungsbrief des Magisters Friedrich von Ravensburg 1334 und die bischöfliche Genehmigung 1335 (U 2070/2071). Dem Altar gehörten der Oberhof in Bavendorf und Häuser am Kästlinstor in Ravensburg. Lediglich drei Urkunden dokumentieren den von Klaus Motz gestifteten Peter und Paul Altar "auf der unteren Kanzel", dem Katharina Gäldrich 1430 ein Haus am Neuen Markt stiftete (U 2078). Ein weiteres Haus beim oberen Pfarrhof wurde 1591 gekauft (U 2080). Auf die St. Veit (und Modestus) Kapelle auf der Burg entfallen 12 Urkunden, vier weitere auf den St. Margarethen Altar in der Michaelskapelle der Klause und Sammlung unter der Burg, beide schon im 13. Jahrhundert als im Besitz von Weingarten bezeugt (U 2066). Die Urkunden der Veitskaplanei ragen in ihrer Bedeutung aus denen der übrigen Pfründen heraus, auch die Personen der Inhaber sind überdurchschnittlich. Kaplan Dietrich Wagner ("Currifex") war zugleich Notar und hat eine ganze Reihe Weingartener Urkunden gefertigt. Er war auch Kapitelskämmerer und hat die Kapelle auf eigene Kosten reparieren lassen, was ihm durch zwei Ablaßbriefe erleichtert wurde (U 2084/2085). Noch prominenter als Benefiziat war Leonhard Ölhafen, Sekretär Maximilians I., der auf dem Wormser Reformreichstag von 1495 drei Ablaßbriefe, darunter einen vom Mainzer Kurfürsten Berthold von Henneberg, zugunsten von St. Veit und St. Michael erwirkte (U 2089-2091, weitere Ablässe: B 522 I U 634-636). Unter seinen Nachfolgern kam es zu einem Kollaturstreit zwischen Weingarten und dem Landvogt, der sowohl die königliche wie die päpstliche Judikatur beschäftigte (U 2088). In den Kaplaneiurkunden erscheint letztlich noch der St. Blasius Altar im Ravensburger Hl. Geist Spital mit sechs Stücken, darunter Jahrzeitstiftungen, die unter anderem in Form von Wein- und Brotspenden Spitalinsassen, auch den armen bettlägerigen Kindern, zugute kommen sollten (U 1996). Weitere Urkunden über Kaplaneien und Stiftungen befinden sich in B 522, namentlich die Ronerschen Kaplaneistiftungen betreffend (B 522 I U 1725/1726, 1779). i. Sonstiges (Fischerei, Leibeigene, Lehen) Die kleine Rubrik "Fischerei" enthält eine Auswahl von 13 Urkunden über den Erwerb und die Bewirtschaftung von Weihern und Fischwässern, unter anderem in der Schussen und Haslach. Fünf Urkunden wurden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ausgestellt für die Vogt von Summerau und Praßberg, namentlich betreffend den Betrieb eines gemeinschaftlichen Weihers bei Karsee (U 2095-2098).

4. Inserte: Die in Transskripten, Vidimierungen, Urteilsbriefen und anderen Urkunden enthaltenen Inserte sowie beigelegte Papierurkunden wurden unter dem Datum des Transskripts bzw. der Haupturkunde verzeichnet, in der Regel nur mit Kurzregest. Diese Einträge können mittels des chronologischen Verzeichnisses am Ende dieses Abschnitts aufgesucht werden. Nicht aufgenommen sind darin Papierbeilagen, Rück- und Publikationsvermerke, Auszüge, Urkunden, die lediglich erwähnt, nicht aber transskribiert wurden, sowie in Lehenreversen inserierte Lehenbriefe mit demselben Datum wie die Haupturkunde.

Chronologisches Verzeichnis der Inserte: Datum Aussteller Bestellnummer o.D. Herzog Welf 195 o.D. (1233?) Konstanz, geistl. Richter 432 1090.06.15 Welf IV. 188-190, 1863 1098.04.30 Urban II. 61 1153.09.23 Friedrich I. 5, 7, 188, 1767 1197.08.16 König Philipp 1 1218.05.17 Friedrich II. 2 1233.12.14 Konstanz, Bischof 431 1236.10.18 Konstanz, Bischof 1857 1274.04.06 Rudolf I. 5, 6 1274.04.12 Rudolf I. 8 1276.05.19 Konstanz, Dompropst u.a. 1860 1276.05.25 Konstanz, Bischof 1860 1281 o.T. Meinhard von Görz-Tirol 188 1299.04.17 Albrecht I. 7 1309.05.31 Heinrich (VII.) 188 1318.12.08 Mechthild von Danketsweiler 1030 1320.12.07 Johannes XXII. 200 1330.04.23 Ludwig der Bayer 394 1331.10.20 Ludwig der Bayer 8 1334.02.01 Konstanz, Bischof 2071 1337.05.18 Alamannus de Donatis, Bischof 622 1340.02.15 Thomas, Bischof von Tina, u.a. 105 1346.08.26 Ludwig der Bayer 9 1348.01.28 Karl IV. 10 1357.12.19 Landgericht Heiligenberg 208 1363.11.18 Gebrüder Haider 1575 1368.07.15 Konrad Wolfegger 1863 1370.01.13 Karl IV. 28, 34 1370.01.29 Klaus Morser 1575 1376.01.03 Hans Käß 1575 1377.11.30 Karl IV. 1767 1378.05.29 Konstanz, Bischof 2110 1379.09.13 Konstanz, Bischof 622 1381.02.05 König Wenzel 11 1389.04.22 Altdorf, Ammann und Rat 1773 1406.01.15 Innocenz VII. 114, 115 1406.02.05 Kloster Weingarten 1160, 1198 1406.07.18 Konstanz, Bischof 115 1412.03.21 Michel Rantz u.a. 1863 1413.07.03 Jos Humpis 691 1413.08.23 Sigismund 12 1414.05.26 Altdorf, Ammann und Rat 1747 1415.02.19 Günther von Schwarzburg 1747, 1749 1415.04.09 Sigismund 13 1415.04.22 Sigismund 190 1415.04.22 Sigismund 1863 1417.03.14 Sigismund 14 1417.04.02 Sigismund 15 1418.08.31 Sigismund 55, 56 1421.06.03 Anna Künin 394 1422.12.05. Hans Baldenhöfer 394 1424.03.28 Heinz Hauenstein 900 1427.04.04 Kinder Hans Rots 394 1427.10.13 Rügger Hartzer u.a. 1656 1428.04.20 Albrecht von Königsegg 394 1428.12.29 Albrecht von Königsegg 1656 1429.05.04 Lutz Gäßler u.a. 1340 1429.05.22 Hans Sürg u.a. 1340 1430.12.01 Sigismund 16 1431.03.16 Sigismund 394 1431.04.13 Eugen IV. 123 1431.05.23 Eugen IV. 391 1431.09.24 Sigismund 219 1432.12.09 Marquard von Königsegg u.a. 221, 227 1433.06.19 Konstanz, Bischof 124 1434.04.15 Sigismund 224 1434.07.01 Marquard von Königsegg u.a. 227 1436.03.19 Hans Ammann 1346 1438.06.21 Geschwister Kälin 394 1440.08.08 Albrecht Arnold u.a. 1349 1441.10.02 Heinz Hauenstein 900 1442.03.13 Konstanz, Generalvikar 138 1442.03.16 Konrad Lüllin u.a. 1249 1442.05.12 Friedrich III. 18, 19 1442.09.28 Friedrich von Freyberg 1251 1442.11.04 Abt von Weißenau 1251 1444.11.04 Dr. Andreas Richli 129 1445.05.29 Eberhard von Waldburg 1251 1445.12.07 Jos Schüll 394 1447.01.13 Diepold Ledergerw 1575 1447.03.01 Konstanz, Generalvikar 138 1448.07.15 Jakob von Waldburg 1968 1449.06.09 Friedrich III. 394 1449.06.30 Heinz Moser 394 1452.08.30 Ravensburg 2010 1452.09.25 Jos Semayer u.a. 506 1453.11.18 Konstanz, Generalvikar 138 1454.12.05 Nikolaus V. 138 1457.12.13 Konrad Gebhart 1575 1459.08.27 Albrecht von Österreich 311 1461.01.29 Hans von Königsegg 922 1461.09.25 Landgericht Beuren 1030 1461.10.17 Jakob Lang 1030 1461.10.19 Hans Mittelberg 820 1461.10.31 Jakob Lang 1030 1462.03.27 Konrad Schedler u.a. 1536 1462.07.02 Hans Humpis u.a. 1536 1464.04.09 Landgericht Beuren 1030 1465.05.24 Friedrich III. 23 1466.01.11 Konstanz, Offizial 1864 1466.09.16 Friedrich III. 234 1466.10.10 Friedrich III. 1862 1466.11.06 Friedrich III. 234 1467.08.31 Heinrich Fischer 235 1467.10.23 Konstanz, Generalvikar 235 1471.01.20 Friedrich III. 1862, 1863 1472.01.24 Ravensburg 1862 1472.06.08 Konstanz, Offizial 1050 vor 1473.12.21 Abt von Weingarten 1441 1479.07.13 Friedrich III. 238 1480.02.23 Sixtus IV. 1766 1481.01.25 Jörg von Waldburg 1698 1481.04.17 Truchseß von Waldburg 1704 1481.07.10 Johann von Sonnenberg 1704 1482.01.19 Ludwig Swartz 1450 1482.03.26 Johannes Hopper 1704 1486.05.02 Maximilian I. 243 1486.06.27 Konstanz, Bischof 243 1487.07.26 Gericht Möhringen 246 1487.08.09 Adam Fry 1050 1489.02.26 Friedrich III. 25 1489.02.28 Friedrich III. 26, 27 1489.08.04 Jos Nüwkom u.a. 1364 1490.05.06 Wilhelm von Neideck 1384 1491.10.31 Innocenz VIII. 1882 1493.03.16 Jos Nüwkom u.a. 922 1493.04.21 Maximilian I. 2088 1493.07.11 Hans von Königsegg 922 1493.07.26 Alexander VI. 1882 1494.05.24 Maximilian I. 29, 30, 32, 33 1495.04.25 Alexander VI. 707 1496.09.09 Maximilian I. 279 1497.04.21 Maximilian I. 1769 1497.05.24 Kloster Weingarten 1770 1497.07.18 Hiltprand Sürg von Sürgenstein 1205 1499.10.29 Maximilian I. 282 1502.07.26 Kloster Weingarten 1391 1506.02.23 Notar Vincenz Gamper 1050 1512.06.23 Wilhelm von Waldburg 1384 1515.09.28 Maximilian I. 1784 1516.04.13 Leo X. 1867 1516.07.07 Johann Hablützel u.a. 506 1518.05.21 Johann Hablützel u.a. 506 1521.01.19 Karl V. 38 1524.06.11 Laurentius Pucius, Kardinal 147 1529.02.23 Abt von Petershausen 826 1531.11.20 Abt Gerwig Blarer 506 1532.05.10 Karl V. 1790, 1791, 1800, 1802 1537.01.29 Abt Gerwig Blarer 506 1537.08.25 Paul III. 150, 151 1540.07.10 Karl V. 762, 772, 777 1541.06.10 Karl V. 36, 40, 45, 46, 294 1545.08.21 Kaspar Klöckler, Landrichter 1391 1556.02.11 Karl V. 41, 42, 44 1556.07.13 Abt Gerwig Blarer 506 1559.07.07 Ferdinand I. 39, 1801 1559.08.29 Abt Gerwig Blarer 506 1566.03.19 Maximilian II. 43, 44, 1803 1566.04.05 Maximilian II. 46 1569.01.26 Brudergericht Weingarten 731 1570.04.29 Regierung Innsbruck 289 1570.10.03 Maximilian II. 48 1582.09.10 Rudolf II. 49, 50, 294 1588.08.10 Abt Georg Wegelin 506 1623.07.14 Ferdinand III. 325 1627.08.08 Landvogt von Schwaben 325 1647.04.02 Abt von Blaubeuren 269

5. Vorsignaturen: Das Inventar gibt die vier am häufigsten erscheinenden Signaturen an. Einzelne Buchstaben, Nummern oder nur selten vorkommende Vorsignaturen wurden nicht aufgenommen. a. Vorsignatur 1 Die häufigste und noch von der Weingartener Klosterregistratur stammende Vorsignatur besteht aus einer Faszikel- und einer Nummernangabe. Die Faszikelangabe befindet sich in der Regel auf der Rückseite der zusammengefalteten Urkunde oben links, die Nummernangabe unten links. Das Faszikel wird mit "fasc.", oft auch nur mit "f." abgekürzt, die Nummer mit kleinem "n." Da die Faszikelzahl dreistellig, die Nummer zweistellig werden kann, wurden bei der Verzeichnung für die im Anhang enthaltene Konkordanz aus technischen Gründen Füllnummern eingefügt. Die Faszikel und Nummern-Signatur der Klosterzeit ist um die Angabe der Nummer eines Archivkastens bzw. einer -lade, abgekürzt "C[ista]", zu ergänzen. Da die vollständige dreigliedrige Signatur unter Einschluß der Kastennummer nur selten auf den Rückvermerken anzutreffen ist, wurden hier lediglich die Faszikel- und Urkundennummern nachgewiesen. Im übrigen können die Nummern der Kisten und Läden dem am Ende der Klosterzeit entstandenen Teilrepertorium bzw. dem württembergischen "Hauptverzeichnis" entnommen werden (s. unten, Vorsignaturen 2 und 3). Dagegen wurden, soweit vorhanden, die Angaben der Betreffe mit aufgenommen, die namentlich bei den Ämtern regelmäßig aus den Rückvermerken ersichtlich sind. b. Vorsignatur 2 Die zweite, in der Zeit der württembergischen Ausscheidungen entstandene Vorsignatur besteht aus einer bis zu fünfstelligen, mit roter Tinte auf der Urkunde vermerkten Nummer. Davon sind die Nummern 1936-14012 in einem zweibändigen "Hauptverzeichnis" nachgewiesen ("Fortsetzung des Verzeichnens der Urkunden und Acten im Archiv Weingarten durch den Commissaire", B 522 Bü 57-58). In diesem sind die Weingartener Archivalien unter Angabe der ersten Vorsignatur sowie der zugehörigen Kisten und Laden regestiert. c. Vorsignatur 3 Als dritte Vorsignatur wurde eine Buchstaben/Zahlenkombination aufgenommen, die mit dem Großbuchstaben A beginnt und mit drei durch Punkte getrennten Zahlen fortfährt. Diese Signatur bezieht sich auf die in Lotters Ausscheidungsverzeichnis von 1826/1827 (E 61 Bü 207) an der Spitze stehenden "Kästen mit der Bezeichnung A., 1. bis 5.", die Urkunden "über das Kloster selbst" enthielten. Es handelt sich um jene "Acta domestica", über die noch in der späten Klosterzeit ein zweibändiges Repertorium mit 1935 Nummern angelegt wurde. Der größte Teil wurde bis Mai 1797 von P. Joachim Kramer gefertigt. Nachdem dieser Großkeller geworden war, wurde die Arbeit von P. Georg Bernard fortgeführt. Die Bände lagerten früher im Bestand B 515 unter den Nummern 465 und 474, jetziger Lagerort: B 16 (Altrepertorien, B 515). d. Vorsignatur 4 Die vierte Vorsignatur weist die bisherigen Bestellsignaturen nach. Da die vorhandene Verpackung bzw. Beschriftung der Urkundentaschen nicht geändert wurden, ist sie in der Regel identisch mit der neuen Bestellsignatur. Sie weicht lediglich ab in den Fällen, in denen durch spätere Umlegungen Urkunden in den Bestand 515 gelangten (s. oben, Überlieferung). Dies betrifft namentlich Urkunden aus den Beständen B 59 (Landvogtei) und B 522 (ehemals in Ludwigsburg lagernde Archivalien), deren früherer Lagerort hier nachgewiesen wird.

Literatur:
Beschreibung des Oberamts Ravensburg, hg. von [Johann Daniel Georg von] Memminger, Stuttgart und Tübingen 1836
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, 8 Bände, Stuttgart 1975-1983
Brunotte, Alexander; Weber, Raimund J. (Bearb.): Akten des Reichskammergerichts im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung in Baden-Württemberg, Band 46/1-8), 8 Bände, Stuttgart 1993-2008
Dreher, Alfons: Zur Gütergeschichte des Klosters, in: Gebhard Spahr (Hg.): Festschrift zur 900-Jahr-Feier 1056-1956, Weingarten 1956, S. 138-158
Günter, Heinrich (Bearb.): Gerwig Blarer, Abt von Weingarten 1520-1567. Briefe und Akten (Württembergische Geschichtsquellen, hg. von der Württembergischen Kommission für Landesgeschichte, Band 16/17 ), 2 Bände, Stuttgart 1914, 1921
Maurer, Hans-Martin: Die Ausbildung der Territorialgewalt oberschwäbischer Klöster vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 109 (1973), S. 151-195
Pietsch, Friedrich: Die Archivreisen des Geheimen Archivars Lotter, in: Neue Beiträge zur südwestdeutschen Landesgeschichte. Festschrift für Max Miller (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde B 21), Stuttgart 1962, S. 333-353
Reinhardt, Rudolf: Restauration, Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen in der Benediktinerabtei Weingarten (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 11), Stuttgart 1960
Rudolf, Hans Ulrich (Hg.): Alte Klöster - neue Herren. Die Säkularisation im deutschen Südwesten 1803 (Katalog der Landesausstellung Baden-Württemberg in Bad Schussenried vom 12. April bis zum 5. Oktober 2003), 2 Bände, Ostfildern 2003
Rudolf, Hans Ulrich (Hg.): Stätten der Herrschaft und Macht. Burgen und Schlösser im Landkreis Ravensburg, Ostfildern 2013
Rudolf, Hans Ulrich; Günthör, Anselm: Die Benediktinerabtei Weingarten zwischen Gründung und Gegenwart 1056-2006, Lindenberg 2006
Scherer, Peter: Reichsstift und Gotteshaus Weingarten im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte der südwestdeutschen Grundherrschaft (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 57), Stuttgart 1969
Schneider, Eugen: Das Kloster Weingarten und die Landvogtei, in: WVjhLG NF 9 (1900), S. 421-437
Seiler, Alois: Die Archive der einstigen Reichsklöster in Württemberg nach der Säkularisation, in: ZWLG 23 (1964), S. 321-344
Spahr, Gebhard (Hg.): Festschrift zur 900-Jahr-Feier 1056-1956, Weingarten 1956
Spahr, Gebhard: Art. "Weingarten", in: Franz Quarthal (Bearb.): Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg (Germania Benedictina, Band 5), Augsburg 1975, S. 622-647
Steuer, Peter: Leibherrschaft in Oberschwaben. Zu den Leibeigenschaftsbriefen des Klosters Weingarten, in: ZWLG 70 (2011), S. 97-125
Theil, Bernhard: Friedrich Eugen von Schneider. Landeshistoriker und Archivar, 1854-1937, in: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, Band 23, Stuttgart 2010, S. 242-258
Weingarten von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. im Namen der Stadt Weingarten von Norbert Kruse, Hans Ulrich Rudolf u.a., Biberach 1992

Abkürzungen:
abg. abgegangen
besch. beschädigt
d.Ä. der Ältere
d.J. der Jüngere
d(n) Denar (Pfennig)
Dép. Département
Dr. Doktor
etc. et cetera
fasc. fasciculus (Faszikel)
fl Florenus (Gulden)
fol. Folio (Blatt)
geb. geborene
gen. genannt
h Heller
Kt. Kanton
lb libra (Pfund)
n. numerus (Nummer)
o.g. oben genannt
rest. restauriert
rh rheinisch
ß Schilling
S. Siegel
St. Sankt
U Urkunde
verst. verstorben
WUB Württembergisches Urkundenbuch
WVjhLG Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte
ZWLG Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte

KFZ-Kennzeichen:
A Augsburg
AA Ostalbkreis
AC Aachen
BA Bamberg
BB Böblingen
BC Biberach
BL Zollernalbkreis
CW Calw
DAH Dachau
DLG Dillingen a. d. Donau
DON Donauwörth
DÜW Bad Dürkheim
EI Eichstätt
ES Esslingen
F Frankfurt am Main
FN Bodenseekreis
FR Breisgau-Hochschwarzwald
FS Freising
GAP Garmisch-Partenkirchen
GP Göppingen
GZ Günzburg
HDH Heidenheim
K Köln
KA Karlsruhe
KE Kempten
KEH Kelheim
KF Kaufbeuren
KIB Donnersbergkreis
KN Konstanz
KO Koblenz
LI Lindau
M München
MB Miesbach
MM Memmingen
MN Unterallgäu
MZ Mainz
N Nürnberg
NU Neu-Ulm
OA Oberallgäu
OAL Ostallgäu
PA Passau
PF Pforzheim
R Regensburg
RT Reutlingen
RÜD Rheingau-Taunus-Kreis
RV Ravensburg
RW Rottweil
SHA Schwäbisch Hall
SIG Sigmaringen
SP Speyer
TBB Tauberbischofsheim
TÖL Bad Tölz-Wolfratshausen
TÜ Tübingen
TUT Tuttlingen
UL Alb-Donau-Kreis
WM Weilheim-Schongau
WO Worms
WUG Weißenburg-Gunzenhausen
A Österreich
B Belgien
CH Schweiz
CZ Tschechien
F Frankreich
FL Liechtenstein
H Ungarn
HR Kroatien
I Italien
IL Israel
LT Litauen
MNE Montenegro
PL Polen
SLO Slowenien
SYR Syrien
TR Türkei

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 515 I
Umfang
2327 Urkunden (27,50 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien >> Augustinerkloster Kreuzlingen - Restituierte Klöster >> Weingarten, Benediktinerkloster

Bestandslaufzeit
(1090) 1105-1801

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • (1090) 1105-1801

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