Bestand
Berliner Stelle des Diakonischen Werkes der EKD (Bestand)
Die Berliner Stelle diente als
Dienststelle der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der EKD zur
Koordination und Abwicklung der Hilfen für die kirchlichen Mitarbeiter
und Stellen in der DDR.
Nachfolgebestand von CA/O ab 1957 und
ZBB ab 1961.
Kassation unerfassten
Schriftguts aus dem Magazin:
- Unterlagen von Pfr. Wallmann zu
intern. Kongressen (Nyborg IV, V, VI), 1964-71
- Auszüge aus
Dankschreiben, 1961
- Beschaffung med. Geräte für ev.
Krankenhäuser in Berlin (Ost) 1963-67
- allg. Darstellungen
zum DW/HGSt & zur freien Wohlfahrtspflege, HA Wallmann, 1961-63
- Standard-Schein zu abgegebenen Lebensmittelpaketen Nr. 1-600,
1964
- aufgrund von Todesfällen nicht erfolgte Kuren für
DDR-Bürger, 1967-68
- Instrumente & Geräte für
Krankenhäuser Bln.-Brdbg. 1960-62
- Instrumente & Geräte
für Krankenhäuser Mecklenb., Pommern, Schlesien, Sa.-Anhalt,
1963-67
- Agrarfilm-Wettbewerbe Berlin, Tagungsunterlagen
1968-70
- Bereitstellung von Büchern (Märkische
Schriftenmission) & Wege zum Wort für die DDR, 1964
-
Nationales Zivilverteidigungsrecht (sogn. Notstandsgesetzgebung) (nur
Kopien amtl. Schriftgutes), 1967
- Sitzungsorganisation
Diakon. Rat Berlin, 1969-71
- Übernachtungsheim Zehlendorf,
1957
- Neugestaltung des Hofes und neuer Brunnen (R 24),
1966-67
- Stadt des kirchl. Wiederaufbaus Neubrandenburg
1962
- Ev.-ref. Gemeinde Leipzig & Gemeinde Norwood /
Massachusetts 1957-59 (nur ein Brief)
- drei Brieftagebücher
der Abt. Gefangenendienst, 1962-64
- Fondslisten Pf. Wallmann,
1962-72
- Gefangenendienst: Versandlisten von Paketen (ohne
Namen), 1963-67
- Prüfberichte der Hilfswerkssiedlung GmbH
1961-63, 69, 70
- lose Unterlagen zur Vermietung und
Instandhaltung Wichernstr. 5, 1959-75
- Unterlagen zur
EKU-Synode, 1970
- Dankschreiben für Paketsendungen,
1971
- Provinzialsynodenunterlagen von Chr. Berg, 1962
- Beschaffung von Istrumenten & Geräten (Mecklbg., Pommern,
Schles., Anh., Prov. Sach.), 1968-73
- Beschaffung med.-tech.
Geräte für Krankenh., Heilanst. & Einzelpatienten in der DDR,
Verwendungsnachweis für 1971-72
- Kartei Partnerbegegnungen,
1984
- Philharmonikerspende (nur Lieferscheine von med.-techn.
Gerät), 1990
- 1 Karton loser Unterlagen von Pf. Martin Reuer,
ca. 1973-75
Hinweis: Dr. Marie-Luise Schikarski
(vgl. Uwe Holmer: Der Mann, bei dem Honecker wohnte. Sign.: 2010-423, S.
116 f.).
Vorwort: Die Notsituation nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges und die zunächst liberale Kirchenpolitik der
sowjetischen Besatzungsmacht gaben dem im August 1945 gegründeten
Hilfswerk der EKD die Möglichkeit, seine Arbeit über die Zonengrenzen
hinweg zu entfalten. Von den evangelischen Kirchen, die in der
sowjetischen Besatzungszone (SBZ) lagen, wurden Bevollmächtigte für das
landeskirchlich gegliederte Hilfswerk eingesetzt. Zunächst standen die
Abwicklung und Verteilung von Hilfssendungen für die allgemeine Nothilfe
und den kirchlichen Wiederaufbau im Vordergrund. Ab 1947 verstärkten sich
Behinderungen im Warentransfer. Ein Monopolanspruch auch für die
Verteilung kirchlicher Hilfsgüter wurde von der durch die SED gegründeten
Volkssolidarität erhoben. Der immer stärker hervortretende
Ost-West-Konflikt engte die Möglichkeiten der diakonischen Arbeit
ein.
Das zunächst als Abteilung des Stuttgarter Zentralbüros
des Hilfswerks konzipierte Zentralbüro Ost entwickelte als "Berliner
Stelle" eine überregionale Bedeutung. Nach der Währungsreform in der SBZ
wurde eine Ostberliner Filiale eingerichtet. Das Hilfswerk war als
gesamtdeutsche Organisation, ähnlich wie die EKD, in der Zeit der
wachsenden politischen Spannungen eine wichtige Verbindung und
vermittelte zusammen mit den Hilfen das Gefühl, in den drängendsten
Fragen nicht allein zu stehen. Als 1950, nach der Gründung der DDR und
als Betonung der eigenen Souveränität, ein Einfuhrverbot für ausländische
Spenden verfügt wurde, ging das Hilfswerk verstärkt dazu über,
Patenschaften zu vermitteln und Unterstützungen über den Postweg zu
organisieren. All diese Hilfsmaßen liefen über die "Berliner
Stelle".
Auf zentraler Ebene wurde 1957 die Abteilung Ost der
Berliner Stelle von Innerer Mission und Hilfswerk in Berlin-Prenzlauer
Berg eingerichtet. Angesichts der sich herausbildenden zentralistischen
politischen Strukturen der DDR war eine koordinierende Stelle der
diakonischen Arbeit notwendig geworden. Das Ostberliner Büro der Berliner
Stelle des Diakonischen Werkes entwickelte sich vor dem Hintergrund der
Behinderungen in der Zusammenarbeit östlicher und westlicher Abteilungen.
Die Abstimmung der Hilfswerksspenden, die Verhandlungen um
Einfuhrgenehmigungen oder die Beschaffung von Baumaterialien und anderen
Bedarfsgütern diakonischer Einrichtungen gehörte zu den Aufgaben. Nach
dem Bau der Berliner Mauer 1961 war eine eigenständig arbeitende
Dienststelle gebildet worden. Zu den Aufgabenbereichen, die nur in
Auseinandersetzung mit zentralen Stellen der DDR zu entwickeln waren,
gehörten vor allem:
- Hilfen für diakonische und kirchliche
Einrichtungen in der DDR v.a. in Form von:
o
Medikamentenhilfe
o Medizinisch-technische Geräte
o
Papier- und Literaturhilfen
o Industriewaren- und
Verkehrshilfen
o Orgeln- und Läuteanlagen
- Hilfen
für kirchliche Mitarbeiter und Notleidende (darunter auch
Sozialhilfeempfänger und Strafgefangene) u.a. in Form von:
o
Paketpatenschaften
o PKWs
o Erholungsaufenthalte
(Müttererholung, Rentner, Kinderverschickung)
" Verwaltung und
Verwendung der Mittel "Kirchlicher Bruderdienst":
o
persönliche Spenden westdeutscher Pfarrer zur Unterstützung ostdeutscher
Brüder und Schwestern
- Koordination und Fahrtkostenerstattung
von Ost-West-Partnerbegegnungen
- Verhandlungen und
Koordination der 1966 begonnenen valutafinanzierten Bauprogramme der
Kirchen und der Diakonie in der DDR (Kirchlicher
Wiederaufbau/kirchlich-diakonischer Wiederaufbau)
-
Berlin-Reisen und Tagungen für ökumenische Stipendiaten
Die endgültige Zusammenführung von Innerer Mission und
Hilfswerk wurde 1969 vorgenommen. Parallel zur Vorbereitung der Gründung
des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR wurde eine Ordnung
erarbeitet und verabschiedet. Mit dieser Ordnung wurden diakonische
Leitungsgremien für den Bereich der DDR geschaffen. Dabei wurde zugleich
die Eigenständigkeit gegenüber dem Kirchenbund behauptet, dessen Gremien
1970 das Werk "Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in
der DDR" anerkannten.
Weitere Erleichterungen bei den
Randbedingungen diakonischer Arbeit ergaben sich im Nachgang zum Gespräch
vom 6. März 1978 zwischen der Regierungsspitze und dem Vorstand der
Konferenz der Kirchenleitungen. Trotzdem bestand gegenüber diakonischen
Handlungsfeldern teilweise erhebliches Misstrauen. Das erfuhren
verantwortliche diakonische Mitarbeiter, wenn sie in Gesprächen mit
Vertretern des Staates beziehungsweise der SED zusammentrafen. Obwohl
einige Fragen der diakonischen Arbeit durch vertragliche Vereinbarungen
geregelt waren, blieben viele Bereiche ohne rechtliche Klärung.
Insgesamt hatte die SED mit ihrer Verhältnisbestimmung gegenüber der
Diakonie widersprüchliche Ziele verfolgt. Einerseits wurde die Diakonie
mit der Kirche identifiziert und galt wie diese als überkommene und
überholte gesellschaftliche Strukturform. Andererseits, und diese Sicht
überwog in den 80er Jahren, wurde die soziale Arbeit der Diakonie
benötigt. Dieser Zielkonflikt sollte durch eine Instrumentalisierung der
Diakonie gelöst werden. Indem der Diakonie verstärkt die Förderung und
Betreuung behinderter Menschen überlassen wurde, sollten kirchliche und
diakonische Kräfte gebunden und zugleich staatliche Aufwendungen
vermindert werden.
Dass die Diakonie in der DDR sich trotzdem
zu einem beachtlichen kirchlichen Arbeitsfeld mit 15.000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern entwickelt hatte, hat mehrere Ursachen. Zum einen traf
in der DDR die atheistische Gesellschaftskonzeption der SED auf eine
lange Tradition diakonischen Engagements, der gegenüber einfache
religionsfeindliche Positionen nicht zutrafen. Zum anderen wurde die
Diakonie in der DDR durch die bundesdeutsche Diakonie und Kirche
finanziell und institutionell unterstützt. Nicht zuletzt sahen viele
ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter in ihrem Engagement in den
verschiedenen diakonischen Bereichen eine Bewährung ihres Glaubens
angesichts des ideologischen Druckes in der DDR.
Gerhard Bosinski (Hg.), gemeinsam mit Herbert Berger, Hans-Dietrich
Schneider, Paul Toaspern, Reinhard Winkelmann: "... und tue desgleichen":
Informationen, Berichte und Bilder aus der Arbeit der Diakonie in den
evangelischen Landes- und Freikirchen in der DDR, Berlin 1975.
Gerhard Bosinski (Hg.): Zur Antwort bereit.
Missionarisch-diakonische Arbeit der Evangelischen Landes- und
Freikirchen in der DDR, Berlin 1978.
Heinz-Georg Binder: Die
Bedeutung des finanziellen Transfers und der humanitären Hilfe zwischen
den Kirchen im geteilten Deutschland, in: Materialien der
Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der
SED-Diktatur in Deutschland" (12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages),
Deutscher Bundestag (Hg.), Bd. VI, Kirchen in der SED-Diktatur, Frankfurt
am Main 1995, 559-582.
Ingolf Hübner/Jochen-Christoph Kaiser
(Hg.): Diakonie im geteilten Deutschland. Zur diakonischen Arbeit unter
den Bedingungen der DDR und der Teilung Deutschlands,
Stuttgart/Berlin/Köln 1999.
Martin Reuer: Diakonie als Faktor
in Kirche und Gesellschaft, in: R. Henkys (Hg.): Die Evangelische Kirche
in der DDR: Beiträge zu einer Bestandsaufnahme, München 1982,
213-242.
Gekürzte und leicht veränderte Fassung von: Ingolf
Hübner: Diakonie in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR, in:
http://www.diakonie.de/diakonie-in-der-sowjetischen-besatzungszone-und-der-ddr-9220.html.
Der Bestand wurde von Johannes Röhm (um 2010) und Kristina Ruppel
(2014) verzeichnet.
- Reference number of holding
-
BSt
- Context
-
Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Zentrale und übergeordnete Organisationen >> Diakonisches Werk der EKD
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-
1957-1991
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22.04.2025, 11:01 AM CEST
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1957-1991