Bestand
E 10/N 198 Teilnachlass Albrecht und Hermann Faber (Bestand)
Form und Inhalt: Der Teilnachlass enthält Unterlagen aus dem Nachlass von Professor Albrecht Faber, Forschungsstelle der Max-Planck-Gesellschaft für Bioakustik, Tübingen und von dessen Vater, dem Dekan Hermann Faber.
Zur Biografie von Albrecht Faber: Albrecht Faber wurde am 10. Februar 1903 in Aalen geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Sein Vater war der evangelische Stadtpfarrer und Dekan Hermann Faber. 1911 wurde dem Vater das Tübinger Dekanatamt übertragen. In der Folge zog die ganze Familie in das schön gelegene Dekanatshaus in der Neckarhalde. Albrecht war damals 8 Jahre alt. Der Umzug nach Tübingen - so schreibt der alte Vater in seinen Lebenserinnerungen - geschah im Hinblick auf die Ausbildung des Sohnes. Sowohl die Tübinger Schulen als auch die Universität sollten dem Sohn bessere Bildungschancen bieten. Mit seiner Pensionierung im Jahr 1930 erwarb Dekan Faber die Villa Biesingerstraße 8 am Rande der Neckarhalde. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick hinüber zur Altstadt. Der junge Albrecht studierte zunächst in Tübingen - wie es der Vater geplant hatte. Dann folgten Aufenthalte in Jena und München. 1931/32 promovierte er in Tübingen. Von Anfang an hatte er sich einem wissenschaftlich noch wenig erforschten Thema verschrieben: der Laut- und Gebärdensprache der Tiere. Stundenlang belauschte er das Zirpen von Grillen, später das Pfeifen von Singvögeln. Faber wurde zum Begründer einer neuen Forschungsrichtung, der sogenannten Bioakustik. 1962 richtete ihm die Max-Planck-Gesellschaft dafür eine eigene Tübinger Forschungsstelle ein. Ihr Sitz war die Villa des Professors in der Biesingerstraße, bzw. das hinzu gemietete benachbarte Anwesen. Auf dem Schlossberg ließ sich Faber, der Bahnbrecher der Bioakustik, eine große Voliere erbauen, in der er Singvögel züchtete und ihren Gesang studierte. Sein Vogelhaus steht heute noch auf dem Schlossberg, etwas abseits des Weges. Ein Freund schrieb später über Faber, er sei von seiner Arbeit wie besessen gewesen. Er habe mit seinem feinen, musikalischen Gehör etwa 40 Grillenarten an ihren Zirplauten unterscheiden können. Es war ihm sogar möglich, die Verlautbarungen der Insekten differenziert zu erfassen, so etwa beim Paarungsverhalten oder beim Fressen. Ähnliches gelang ihm bei den Singvögeln, deren Stimmen er seit den fünfziger Jahren auf zahllosen Tonbändern festhielt. Seine Forschungen gingen ihm über alles. So wird berichtet, dass es ihm einmal gelungen war, Karten für ein Konzert des berühmten Cellisten Pablo Casals zu ergattern. Das war auf einer Reise durch die Pyrenäen, wo Casals lebte. Als ihn aber kurz vor Konzertbeginn die Kunde vom Auftauchen einer neuen Grillenart erreichte, ließ Faber die Karten unbeachtet und zog sofort ins Gelände, um lieber den Insekten als der Musik zu lauschen. Über seiner Arbeit vergaß Faber öfter die Dinge des täglichen Lebens. Er galt als der Typ des zerstreuten Professors. Eine Ehe in den fünfziger Jahren blieb kinderlos und wurde nach kurzer Zeit wieder geschieden. Faber blieb im Alltag und bei seiner wissenschaftlichen Arbeit stets auf die Hilfe seiner Assistentinnen angewiesen. Der als skurril erlebte Professor starb 83-jährig am 17. Dezember 1986. Seinen wissenschaftlichen Nachlass übernahm das Museum für Naturkunde im Schloss Rosenstein in Stuttgart. Der ins Stadtarchiv gelangte Bestand wurde in den 2000er Jahren aufgebaut aus Verkäufen des Faber'schen Nachbarn Widolf Wedlich und aus Unterlagen, die das Antiquariat Heckenhauer angeboten hat. Albrecht Fabers Farbdias wurden in die Fotosammlung des Stadtarchivs eingereiht und bilden dort eine eigene Unterabteilung (D150/938). Drei Fotoalben von Hermann Faber erhielten dort die Signatur D150/Album110, Album 184.1 und 184.2.
- Reference number of holding
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E 10/N 198
- Extent
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2,3 lfd. m
- Context
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Stadtarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> E: Fremdprovenienzen >> E 10: Kleinere Nachlässe
- Indexentry person
- Date of creation of holding
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19. Jh.-20.Jh.
- Other object pages
- Provenance
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Wedlich, WidolfFaber, Albrecht
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
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29.04.2025, 8:21 AM CEST
Data provider
Stadtarchiv Tübingen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 19. Jh.-20.Jh.