Bestand

A Rep. 232-41 Technische Nothilfe, Landesgruppe Berlin (Bestand)

Vorwort: A Rep. 232-41 Technische Nothilfe, Landesgruppe Berlin

1. Vereinsgeschichte

Im Januar 1919 wurde vom damaligen Pionierleutnant Otto Lummitzsch eine militärische "Technische Abteilung" (TA) im Verband der Garde-Kavallerie-Schützen-Division in Berlin gegründet. Zur Verstärkung dieser Technischen Abteilung stellte man im Frühjahr/Sommer 1919 weitere technische Freiwilligenverbände in Berlin und anderen deutschen Städten auf, für die sich der Begriff "Technische Nothilfe" durchzusetzen begann. Der Reichswehrminister Gustav Noske begründete am 30. September 1919 diese Bewegung dann reichsweit. Damit diese Freiwilligen Helfer nicht als Soldaten im Sinne des Versailler Vertrages gezählt würden und damit die Kampfstärke der Reichswehr gesenkt würde, wurde die technische Nothilfe 1920 in die Zuständigkeit des Reichsinnenministeriums überführt. Der Hauptzweck der Technischen Nothilfe war die Verrichtung von Notstandsarbeiten in bestreikten, als lebenswichtig eingestuften Betrieben (Gaswerke, Wasserwerke, Elektrizitätswerke, Reichsbahn, Reichspost, Landwirtschaft, Nahrungsmittelerzeugung), sofern diese nicht von deren eigenen Belegschaften selbst durchgeführt wurden. Dies führte zu heftigsten politischen Kontroversen und Diskussionen zwischen den Befürwortern in Politik und Wirtschaft und Gegnern in den Gewerkschaften, der SPD und der KPD. Die KPD bekämpfte die Technische Nothilfe während der gesamten Weimarer Zeit als Streikbrecher-Organisation. Nachdem die Streiks ab 1925 abnahmen, verlagerte sich der Arbeitsschwerpunkt auf den Katastrophenschutz und Luftschutz, ab 1932 auch auf den freiwilligen Arbeitsdienst. Dabei verringerte sich die Mitgliederzahl in der Technischen Nothilfe zwischen 1924 und 1930 von fast einer halben Million auf knapp 186.000 Mitglieder.
Nach 1933 konzentrierte sich die Aufgaben auf den technischen Notdienst (in lebenswichtigen Betrieben), Luftschutzdienst und Katastrophenschutz. Beim Luftschutz stellte die Technische Nothilfe die Einheiten des Luftschutzinstandsetzungsdienstes. Das Reichsamt der Technische Nothilfe wurde ab 1936 in die Zuständigkeit des Hauptamts Ordnungspolizei der Dienststelle Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren überführt.
An der Spitze stand organisatorisch das Reichsamt Technische Nothilfe in Steglitz, darunter folgten Landesgruppen, Bezirksgruppen und Ortsgruppen. Otto Lummitzsch musste 1934 sein Amt als Leiter der Organisation abgeben, da er eine halbjüdische Ehefrau hatte und nach den Nürnberger Gesetzen für dieses Amt nicht mehr geeignet schien. Zum neuen Einsatzleiter wurde Erich Hampe, der bisherige stellvertretende Chef des Reichsamtes. Die Nachfolger als Reichsführer bzw. ab 1937 als Chef der technischen Nothilfe waren von April 1934 bis September 1943 General der SS Hans Weinreich sowie vom 15. Oktober 1943 bis Mai 1945 General der SS Willy Schmelcher.
Während des II. Weltkrieges waren zahlreiche Technische-Nothilfe-Kommandos neben der Wehrmacht in den besetzten Gebieten tätig. In den Niederlanden und in Norwegen wurden Filialorganisationen gebildet. Zahlreiche wehrpflichtige Helfer der Technischen Nothilfe wurden ab 1941 zur Technischen Truppe der Wehrmacht unter Führung von Generalmajor der Technischen Truppen Erich Hampe eingezogen. Einige Einsatztrupps wurden als technische Hilfspolizei auch zum Kampfeinsatz gegen Widerständler eingesetzt.
1945 wurde die Technische Nothilfe von den Alliierten durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 aufgelöst.

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 war es Otto Lummitzsch, der im Jahre 1950 das Technische Hilfswerk (THW) gründete. Das THW ist heute eine Bundesanstalt im Bundesministerium des Innern.
Zur Übernahme der Akten vermerkt der damalige Direktor des Landesarchivs Berlin Dr. Gerhard Kutzsch: "Die Akten wurden im April 1973 in dem zum Abbruch vorgesehenen Haus Haydnstraße 13-15 in berlin-Lichterfelde gefunden. Hier befand sich eine Dienststelle der technischen Nothilfe, aus deren Altregistratur die aufgefundenen Blätter stammen. Leider sind sie nur unvollständig vorhanden. Die Hausruine und der umliegende Spielplatz dienten jahrelang den Kindern als Spielplatz, die alten Aktenordner wurden zerfetzt und umhergeworfen. Obgleich ein Torso, ist der hier vorliegende Band dennoch eine außerordentlich wichtige Quelle betreffend den Luftkrieg gegen Berlin, besonders in den Jahren 1944 und 1945, aus denen selbst Polizei und Feuerwehr heute keine Unterlagen mehr besitzen."


2. Bestandsbeschreibung

Der Bestand umfasst vier Akten (0,15 lfm) mit der Laufzeit 1943-1945. Er enthält nur Ereignislagemeldungen der Reichshauptstadt Berlin anlässlich der Bombenangriffe.

Der Bestand wurde zunächst als Zugang 2120 dem Bestand Rep. 20 Polizeipräsident Berlin zugeordnet und die beiden Originalakten im Panzerschrank separiert. Für die Benutzung wurden die Kopien dieser Akten bereits in den 1970er Jahren aus konservatorischen Gründen vorgelegt.
2015 wurden diese vier Bände im Rahmen der Bearbeitung des Bestandes "Der Polizeipräsident in berlin" (B Rep. 020) herausgelöst und als selbstständiger Bestand formiert.
Die Akten wurden mit der Software Augias.Archiv 8.3 verzeichnet und sind nun über die Findmittel Findbuch und Datenbank zugänglich.

Der Bestand wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin, Technische Nothilfe, Landesgruppe Berlin A Rep. 232-41 Nr. … .


3. Verweise

A Pr.Br.Rep. 030 - Polizeipräsidium Berlin
A Rep. 001-02 - Magistrat der Stadt Berlin, Generalbüro
A Rep. 005-04 - Magistrat der Stadt Berlin, Deputation für die Städtische Feuersozietät
A Rep. 020-01-01 - Film- und Bildamt Berlin / Landesbildstelle Berlin
A Rep. 020-14 - Kaiser-Friedrich-Schule / Schlüterschule
A Rep. 041-03 - Magistrat der Stadt Schöneberg
A Rep. 060-07 - Bürgerbund Berlin-Lichterfelde e.V.
A Rep. 090 - Oberpostdirektion Berlin/Reichspostdirektion Berlin
A Rep. 231 - OSRAM GmbH KG
A Rep. 242 - Arbeitsamt Berlin-Mitte
A Rep. 255 - Berliner Städtische Wasserwerke AG
A Rep. 255 - Berliner Städtische Wasserwerke AG
B Rep. 002 - Der Regierende Bürgermeister von Berlin - Senatskanzlei
B Rep. 004 - Senatsverwaltung für Inneres
B Rep. 006 - Senatsverwaltung für Finanzen
B Rep. 142-05 - Deutscher und Preußischer Landgemeindetag
B Rep. 214 - Bezirksverwaltung Neukölln
B Rep. 235-02-02 - Allgemeiner Deutscher Frauenverein (ADF-DStV)
C Rep. 101 - Der Oberbürgermeister von Berlin
C Rep. 105 - Magistrat von Berlin, Abteilung Finanzen
C Rep. 375-01-08 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung - Teil Berlin: NSDAP, SA, SS
F Rep. 260-01 - Plakate vor 1945
F Rep. 280 - LAZ-Sammlung
F Rep. 290 - Allgemeine Fotosammlung (02)
F Rep. 290-02-01 - Sammlung Erich O. Krueger


4. Literatur

10 Jahre Technisches Hilfswerk - Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, In: THW-Schriftenreihe ; 7, Selbstverlag 1960.
20 Jahre helfen : ein Rückblick. - 1971.
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk Werden, Wesen, Wirken. - 1955.
Die Räder Zeitschrift der Technischen Nothilfe - 4.1923 - 19.1938; 24.1943. - Räder-Verlag 1920-1945.
Die technische Nothilfe beim Reichsministerium des Innern.- Berlin, 1922.
Die Technische Nothilfe im Spiegel der Presse während des Streiks in Berlin im Oktober 1919 Wesemann (o.J.).
Gemeindearbeiterstreiks und technische Nothilfe Betrachtungen und Zusammenstellungen auf Grund des mitteldeutschen Gemeindearbeiterstreiks 10.1924. - Selbstverl. Berlin 1925.
Hampe, Erich: Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg: Dokumentation und Erfahrungsberichte über Aufbau und Einsatz.- Frankfurt a.M. 1963.
Handbuch für den Dienstbetrieb der Technischen Nothilfe beim Reichsministerium des Innern ; 1-2 Selbstverlag 1921/22.
Lemke, Bernd: Luftschutz in Großbritannien und Deutschland 1923 bis 1939, Zivile Kriegsvorbereitungen als Ausdruck der staats- und gesellschaftspolitischen Grundlagen von Demokratie und Diktatur.- München 2005.
Linhardt, Andreas: Die Technische Nothilfe in der Weimarer Republik. Norderstedt 2006.
Schäche, Wolfgang: Vom königlichen Casernement zur Bundesanstalt Technisches Hilfswerk die Gebäudeanlage Soorstraße 84 in Berlin-Charlottenburg. - Berlin 2011.
THW-Zeitschrift Berlin, Bremen, Niedersachsen.- 1983 - 1985.


Berlin, Juni 2015 Kerstin Bötticher

Reference number of holding
A Rep. 232-41

Context
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 7 Kammern und Körperschaften, Organisationen und Vereine >> A 7.3 Vereine und Verbände

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