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Das Handy in Griff oder im Griff des Handys? Arbeitsministerin will Trennung von Arbeit und Freizeit

Nach einer Umfrage im letzten Jahr im Auftrag des Hightech-Verbandes Bitkom sind 88 Prozent der Arbeitnehmer "ab und an" nach Feierabend und an Wochenenden für Kollegen, Vorgesetzte und Kunden erreichbar. Das ergänzt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB): 60 Prozent der Beschäftigten müssten sogar in der Freizeit erreichbar sein, jeder Dritte sogar "sehr häufig". "Der Zwang zur ständigen Erreichbarkeit führt zu erheblichen Problemen für die Gesundheit der Arbeitnehmer", sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach und hält das für eine Ursache dafür, dass seit 1994 die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen um 80 Prozent gestiegen sind.
Ursula von der Leyen (CDU) fordert deshalb die Betriebe auf zu regeln, dass Arbeit Arbeit und Freizeit Freizeit ist. Das hieße festzulegen, wann Beschäftigte für Firmenbelange erreichbar sein müssen, per Telefonanruf oder per E-Mail. Die Arbeitgeber reagieren zurückhaltend auf von Leyens Vorstoß. Man sollte, sagt ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Leistungsbereitschaft nicht "zwangsweise" einschränken. Heißt das, wer sein Handy in der Freizeit ausschaltet, verweigert die Leistung?
Der Betriebsrat beim Autokonzern Volkswagen andererseits hat seit Ende 2011 für einen Teil der VW-Arbeitnehmer in einem Tarifvertrag die Nutzung der Firmen-Blackberries geregelt. Danach wird eine halbe Stunde nach Feierabend die E-Mail-Funktion aus- und erst eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn am folgenden Tag wieder eingeschaltet.
Dabei gibt es längst eine Regelung: das Arbeitszeitgesetz. Es zieht klare Grenzen, wo Arbeitszeit anfängt und wo sie aufhört. Danach darf ein Arbeitnehmer zehn Stunden pro Tag arbeiten und höchstens 48 Stunden in der Woche - dann ist definitiv Freizeit. Das wird gern ignoriert. Von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern. Denn erreichbar zu sein ist heute so schick, wie früher Überstunden zu machen. Zumal das Handy im Privatleben auch immer bestimmender geworden ist.
Zu Gast im Studio: Sabine Siegl, Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

Reference number
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/023 R120085/104
Extent
0'14

Context
Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2012 >> Unterlagen
Holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/023 Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2012

Indexentry person
Bender, Rosemarie
Leyen, Ursula von der; Politikerin, Ministerin, 1958-
Siegl, Sabine
Thust, Heinz-Joachim
Indexbegriff subject
Arbeit
Freizeit
Handy

Date of creation
21. Juni 2012

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Rights
Last update
20.01.2023, 4:50 PM CET

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  • AV-Materialien

Time of origin


  • 21. Juni 2012

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