Archivale

Ermittlungen über die Zerstörung des Schlosses durch den Pöbel bei der In-Brand-Setzung durch die Franzosen am 21.4.1689

Enthält: Beim Angriff der Truppen Ludwigs XIV. auf das Kerpener Schloss und der Sprengung des Turms unter dem Kommandanten Mombrison am 21.4.1689 sollen Kerpener Bürger durch Niederreissen der Mauern und Plünderung an der vollständigen Ruinierung des Schlosses mitgewirkt haben. Einige Jahre später lässt die Regierung in Brüssel durch ihren Fiskal (Staatsanwalt) die Vorfälle untersuchen. Stellvertretend für die Kerpener Bürger werden die ehemaligen Bürgermeister Heinrich Wihrtz und Otto Voiß zur Verantwortung gezogen. Die Zeugen, Schöffe Sebastian Mausbach, Heinrich Leonartz und Otto Maus bestätigen aber übereinstimmend das Alibi Heinrich Wirths, nämlich dass er zur Tatzeit seinen Hafer eingebracht habe. Auch das Gericht bescheinigt dem Beklagten Integrität. Nicht näher ausgeführte Kritik klingt durch am Admodiator von Tondi, der sich schon vorher mit seiner Familie aus dem Staub gemacht habe. Otto Voiß schildert die Vorgänge näher: die Franzosen, die die Zerstörung des Schlosses planten, hatte lange vor dem 21. April die Befestigung rund um das Schloss abtragen lassen und Stroh und Teer heranfahren lassen, um die hölzernen Teile zu verbrennen. Als sie übereilt abziehen mussten, setzten sie damit das Gebäude in Brand, entfernten sich und verbaten den Anwesenden, Helfer aus den benachbarten Dörfern, zu löschen. Diese waren es, die dann als erste mit ihren Werkzeugen die ohnehin abbruchreifen Mauern einrissen und das Material abtransportierten. Auch Otto Voiß hat Zeugen, den Schöffen Gerard Jaixen, Peter Poel und den Pastor Anton Curth, die versichern, dass Voiß sich aus Furcht vor Nachstellungen der Franzosen in den Kirchturm flüchtete und erst heraus kam und sich zum Schloss begab, als die Franzosen Kerpen verlassen und der Pöbel schon zugange war. Er gibt an, nicht eingeschritten zu sein, weil er als Bürgermeister keine Kompetenz dazu gehabt hätte. Dem Kanoniker und damaligen Stiftsdekan, Lambert Janßen, der ebenfalls maßgeblich beteiligt und die Menge mit angeführt haben soll, stellt das Gericht ein gutes Leumundszeugnis aus. Er sei als unbescholtener Stiftskanoniker und "Presbyter" bekannt, ehr- und friedliebend und ein "aufferbawlicher Priester", der königlichen Majestät untertänig ergeben. Man könne ihn daher kaum der Rädelsführerschaft verdächtigen, zumal die aufgebrachte Menge keiner Ermunterung ("keines Auffrischens oder Exstimulirens") bedurft hätte, sich noch von irgend einem Gebot oder Verbot der kurkölnischen Obrigkeit hätte abhalten lassen.

Reference number
GerKer, 460
Extent
Schriftstücke: 3

Context
Schöffengericht Kerpen >> 6 Landesherrliche Angelegenheiten >> 6.2 Militär- und Kriegswesen
Holding
GerKer Schöffengericht Kerpen

Indexbegriff subject
Attest
Fiskal
Amodiator = Zolleinnehmer, Verwalter
Indexentry person
Curth, Anton, Pastor
Franzosen
Jaixen - Gerard
Janßen, Lambert, Kanoniker und Dekan
Leonartz, Heinrich
Maus, Otto
Mausbach - Sebastian , Schöffe
Poel, Peter
Tondi, von
Voiß - Otto , Bütgermeister
Wihrtz - Heinrich, Bürgermeister
Indexentry place
Brüssel - Brabantischer Hof
Kerpen - Schloss

Date of creation
1697

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Last update
17.09.2025, 3:24 PM CEST

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Object type

  • Archivale

Time of origin

  • 1697

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