Bestand

Kampfschwimmerkommando 18 (Bestand)

Geschichte des Bestandsbildners: Aufst.: Befehl 54/59 des Chefs der Seestreitkräfte vom 07.12.1959 Auf.: Lösung von Gefechts- und Sicherstellungsaufgaben im Interesse der VM

Vorbemerkungen

Bereits Ende 1956 / Anfang 1957 wurden im Kommando der Seestreitkräfte Überlegungen zur Aufstellung einer Kampfschwimmereinheit angestellt. Nach einer Demonstration von Einsatzmöglichkeiten leichter Taucher durch eine Tauchergruppe der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) begannen entsprechende Planungen zur Aufstellung. Als Standort wurde die Insel Dänholm ausgewählt, die zu dieser Zeit Hauptstützpunkt des Bergungs- und Rettungsdienstes der Seestreitkräfte war. Am 27. April 1958 trat Oberleutnant Kurt Klingbeil seinen Dienst als Kommandeur der neu zu bildenden Spezialtauchergruppe auf Dänholm an. Seither galt dieses Datum als Gründungstag des Kampfschwimmerkommandos. Die Einheit wurde dem Chef des Bergungs- und Rettungsdienstes der Seestreitkräfte unterstellt. Bis 1961 bestand dieses Unterstellungsverhältnis fort.

Ab 1. Januar 1959 war die Spezialtauchergruppe in Parow untergebracht und erlangte durch die räumliche Trennung vom Bergungs- und Rettungsdienst auf Dänholm eine gewisse Selbständigkeit. Am 15. Juni 1959 erfolgte die Umbenennung der Spezialtauchergruppe in Spezialtaucherkommando und am 1. Januar 1960 ging daraus das Kampfschwimmerkommando (KSK) hervor. Im November 1961 verlegte das Kampfschwimmerkommando nach Kühlungsborn, wo es bis zu seiner Auflösung verblieb.

Ab 1. Januar 1962 wurde das Kampfschwimmerkommando der Landungsbrigade der 4. Flottille unterstellt. Im Hinblick auf die Sicherstellung und Versorgung der Einheit wurde damit eine gewisse Verbesserung erreicht. Seit Mai 1963 unterstand das Kampfschwimmerkommando direkt dem Stellvertreter des Ministers und Chef der Volksmarine. Am 1. Dezember 1971 kam mit Inkrafttreten der neuen Stellenpläne in der Volksmarine die Ordnungszahl 18 hinzu, welche allen zentral geführten Truppenteilen und Einrichtungen zugewiesen wurde.

Anlässlich des 38. Jahrestages der Gründung der DDR verlieh der Minister für Nationale Verteidigung dem Kampfschwimmerkommando 18 die Truppenfahne, welche durch den Stellvertreter des Ministers und Chef der Volksmarine feierlich übergeben wurde. Genau ein Jahr später wurde dem Kampfschwimmerkommando 18 am 7. Oktober 1988 der Ehrenname "Richard Staimer" verliehen.

Auf der Grundlage des Befehls 48/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung "über die Aufgaben der NVA im Zusammenhang mit der Bildung gesamtdeutscher Streitkräfte" vom 21. September 1990 wurde am 2. Oktober 1990 im Kampfschwimmerkommando 18 - wie auch in allen anderen Führungsorganen, Truppenteilen, Einheiten und Einrichtungen der NVA - ein Appell durchgeführt, bei dem die Truppenfahne eingeholt und die Dienstflagge zum letzten Mal eingezogen wurde. Damit wurde der Übergang der NVA in die Bundeswehr vollzogen. Gemäß Befehl des Bundeswehrkommandos Ost über die Auflösung von Truppeneinheiten und Dienststellen der Kategorie B vom 16. November 1990 war das Kampfschwimmerkommando 18 bis zum 30. Juni 1991 durch das Marinekommando Ost aufzulösen. Die Außerdienststellung erfolgte am 31. März 1991.

Organisation

Ende der 1980er Jahre bestand das Kampfschwimmerkommando 18 aus Gefechtseinheiten und sicherstellenden Einheiten. Zu den Gefechtseinheiten gehörten die Einsatzstaffeln der Kampfschwimmer und der Minentaucher. Die sicherstellenden Einheiten bestanden aus den Stellvertreterbereichen Stab, Ausbildung, Technik und Ausrüstung, Sicherstellung, Rückwärtige Dienste sowie Politische Arbeit.

a) Sicherstellende Einheiten

Der Stellvertreterbereich Stab wurde vom Chef des Stabes des Kampfschwimmerkommandos geführt. Er war verantwortlich für alle Fragen der Dienstorganisation, der Gefechtsbereitschaft, der Geheimhaltung, der Führungsverbindungen und der personellen Auffüllung mit Matrosen und Unteroffizieren. Zu seinem Bereich gehörten die Sachgebiete: VS-Stelle, Chiffriertrupp, Nachrichtentrupp, Organisation/Auffüllung, Waffenkammer sowie Innerer Dienst.

Im Stellvertreterbereich Ausbildung waren sämtliche Ausbilder des Kampfschwimmerkommandos zusammengefasst. Das waren der Offizier für Aufklärung und Diversion, der Offizier für Tauch- und Fallschirmausbildung, der Tauchausbilder und der Fallschirmwart/Ausbilder, der Offizier für Minenabwehr- und Sprengausbildung sowie der Offizier für Militärische Körperertüchtigung. Diese waren für die zeitliche Organisation, inhaltliche Planung sowie methodische Gestaltung und Durchführung der Spezial- und Taktischen Ausbildung der Kampfschwimmer und Minentaucher verantwortlich.

Zum Stellvertreterbereich Ausbildung gehörten außerdem spezielle Ausbildungsräume: Taucherkabinett, Taktikkabinett, Minenabwehr- und Sprengkabinett, Fallschirmkabinett und Fotolabor.

Im Stellvertreterbereich Technik und Ausrüstung lagerte die gesamte Spezialausrüstung und die Technik des Kommandos für Einsätze in See. Aus diesem Grund befand sich dieser Bereich in einer abgesonderten Baracke in unmittelbarer Nähe zur Ostsee. Der Bereich Technik und Ausrüstung sicherte die sachgemäße Lagerung und Verwaltung der Ausrüstung. Darüber hinaus stand eine Werkstatt zur Verfügung, in der Reparaturen an Tauchgeräten, Bootsmotoren und anderen Ausrüstungsgegenständen vorgenommen werden konnten.

Zum Stellvertreterbereich Rückwärtige Dienste gehörten die Medizinische Gruppe, die Kraftfahrzeugtransportgruppe, die Versorgungsgruppe sowie der Bereich Bekleidung und Ausrüstung. Die Medizinische Gruppe war zuständig für die Krankenbetreuung und die Prophylaxe. Sie war mit dem gesamten Personal in den Medizinischen Punkt des Grenzausbildungsbataillons 5 eingebunden. Die fachärztliche Beratung und Versorgung erfolgten im Marinemedizinischen Zentrum der Volksmarine in Stralsund, stationäre Behandlungen fanden im dortigen Lazarett der Volksmarine statt.

Der Stellvertreterbereich Politische Arbeit war verantwortlich für den politisch-moralischen Zustand der Soldaten des Kampfschwimmerkommandos. Faktisch handelte es sich hierbei um eine Arbeitsgruppe, die lediglich aus zwei Offizieren bestand: dem Stellvertreter des Kommandeurs für Politische Arbeit und seinem Propagandisten. Diese Arbeitsgruppe organisierte die gesellschaftswissenschaftliche Weiterbildung der Offiziere und Fähnriche sowie die politische Schulung der Matrosen und Unteroffiziere.

b) Gefechtseinheiten

Seit 1986 zählten drei Einsatzstaffeln zu den Gefechtseinheiten des Kampfschwimmerkommandos. Dabei setzten sich die Einsatzstaffeln I und II aus Kampfschwimmereinheiten zusammen, wogegen die Einsatzstaffel III ausschließlich aus Minentauchern bestand. Jede Einsatzstaffel wurde von einem Kommandeur (Kdr. ESt) im Range eines Korvettenkapitäns geführt, deren direkter Vorgesetzter der Kommandeur des Kampfschwimmerkommandos war. Außerdem verfügten alle Einsatzstaffeln über eigene Transportmittel, in denen sich Taucheranzüge und die gesamte Gefechtsausrüstung befanden.

Die Einsatzstaffel I war eine Spezialgruppe, die ausschließlich aus Offizieren bestand. Sie galt als Kaderschmiede für Führungspositionen in den Einsatzstaffeln II und III. Die Einsatzstaffel II bestand aus vier Einsatzgruppen. Die Mindestdienstzeit für Unteroffiziere betrug vier Jahre. Dagegen war die Einsatzstaffel III in drei Einsatzgruppen gegliedert, da die Minentaucher lediglich eine dreijährige Dienstzeit absolvierten. Sämtliche Einsatzgruppen wurden von Gruppenführern (EGrF) geleitet. Jede Einsatzgruppe bestand aus einem Offizier, einem Fähnrich und fünf Unteroffizieren.

Kommandeure

Oberleutnant Kurt Klingbeil April 1958 bis April 1959

Korvettenkapitän Horst Förster Mai 1959 bis Dezember 1961

Korvettenkapitän Kurt Schulz Januar 1962 bis August 1966

Korvettenkapitän Horst Strauß September 1966 bis August 1967

Fregattenkapitän Rolf Ritter September 1967 bis Oktober 1972

Fregattenkapitän Manfred Schmidt November 1972 bis März 1975

Fregattenkapitän Horst Kerzig März 1975 bis 26. August 1979

Fregattenkapitän Gerhard Hofmann 27. August 1979 bis 12. Juli 1984

Korvettenkapitän Manfred Usczeck Juli 1984 bis 31. Dezember 1984

Fregattenkapitän Jürgen Knittel 1. Januar 1985 bis 31. Dezember 1990

Aufgaben und Ausbildung

Die Kampfschwimmer nahmen militärische Aufgaben an der Küste, in Häfen und im Küstenvorfeld wahr. Die Organisation des täglichen Dienstablaufes basierte auf der Anordnung 80, die jährlich vom Stellvertreter des Ministers und Chef der Volksmarine erlassen wurde. Darin waren unter anderem die Hauptaufgaben der Gefechtsausbildung des Kampfschwimmerkommandos 18 formuliert.

Die Kampfschwimmer erfüllten im wesentlichen zwei Hauptaufgaben:

- Aufklärung von stationären und beweglichen Kräften, Mitteln und Einrichtungen des Gegners an Land und unter Wasser

- Vernichtung bzw. Zerstörung, Beschädigung oder Niederhaltung aufgeklärter Kräfte, Mittel und Einrichtungen des Gegners

Als Nebenaufgaben galten hingegen:

- Aufklärung physisch-geographischer und hydrometeorologischer Bedingungen an Küstenabschnitten des Gegners

- Suche, Aufklärung und Vernichtung von Seeminen im eigenen Küstenvorfeld

- Beseitigung von Unterwasserhindernissen im Interesse einer Seelandung

- Rettung von Personen aus Seenot

Als Hauptaufgaben der Minentaucher wurden in der DV 246/0/033 folgende Punkte aufgeführt:

- Suche, Aufklärung und Vernichtung von Seeminen in Häfen, auf Ansteuerungen und im eigenen Küstenvorfeld

- Aufklärung von stationären Kräften, Mitteln und Einrichtungen des Gegners unter Wasser

Als Nebenaufgaben galten:

- Beseitigung von Unterwasserhindernissen

- Unterwasserpatrouillen zur Sicherung und Kontrolle eigener Unterwassereinrichtungen und -objekte

- Rettung von Personen aus Seenot

- Bergung gesunkener Kampftechnik und Ausrüstung sowie, in eingeschränktem Umfang, Aufgaben als Schiffstaucher

Gerade in den Anfangsjahren des Kampfschwimmerkommandos gestaltete sich die Ausbildung der Kampfschwimmer äußerst schwierig. Die Besonderheiten der Kampfschwimmerausbildung erforderten eine sach- und fachkundige Anleitung, die jedoch durch die vorgesetzten Stäbe häufig nicht gegeben war. Mit der direkten Unterstellung des Kampfschwimmerkommandos unter den Chef der Volksmarine im Mai 1963 verbesserte sich die Situation hinsichtlich der Organisation der Ausbildung merklich.

Die Ausbildungsgruppen des 1. bis 4. Dienstjahres waren auf eine vierjährige Dienstzeit als Unteroffizier ausgerichtet. Der Ausbildungsschwerpunkt für die Kampfschwimmer lag in den ersten beiden Dienstjahren auf der Minentaucherausbildung. 1965 wurde die Dienstszeit für die Kampfschwimmerausbildung auf drei Jahre verkürzt. 1971 kehrte man indes wieder zu dem vierjährigen Ausbildungszyklus zurück. Als erstes grundlegendes operatives Führungsdokument für das Kampfschwimmerkommando entstanden 1966 die "Einsatzgrundsätze für den Gefechtseinsatz von Kampfschwimmern". Im Februar 1985 trat die neue Dienstvorschrift "Gefechtseinsatz der Kampfschwimmer und Minentaucher" in Kraft und löste die bis zu diesem Zeitpunkt gültige "Richtlinie für den Einsatz der Kampfschwimmer" ab. In dieser Dienstvorschrift waren die Belange des Kampfschwimmerkommandos bezüglich seiner Aufgaben, der Gefechtsausbildung, der Einsatzgrundsätze und dergleichen neu geregelt.

Mit der Aufstellung der Einsatzstaffel Minentaucher (Einsatzstaffel III) im Jahr 1987 wurden die Aufgaben im Kampfschwimmerkommando neu verteilt. Damit waren die Kampfschwimmer von der Suche, Aufklärung, Klassifizierung und Vernichtung von Seeminen sowie der Aufklärung und Markierung von Landungsgassen entbunden. Nach der Trennung der beiden Ausbildungsrichtungen konnten taktische Elemente der einzelnen Verwendungsrichtungen intensiver trainiert werden.

Inhaltliche Charakterisierung: Der Bestand enthält: die Chroniken der Jahre 1960 bis 1986, Befehle und Anordnungen des Kommandeurs von 1966 bis 1990, Gefechtsdokumente, Funktionsverteilungsplänen, allgemeine Führungsdokumente, Organisationspläne für die Ausbildung, Berichte und Aufgaben-stellungen für die Ausbildungsjahre und 149 Leistungsnachweise bzw. Zeugnisbücher der Kampfschwimmer.

Erschließungszustand: Online-Findbuch

Vorarchivische Ordnung: Die Aktenbildung erfolgte bereits beim Registraturbildner auf der Grundlage des Einheitsaktenplanes K 01/3/001, der für alle Dienststellen der NVA verbindlich war. Die Akten wurden über das Verwaltungsarchiv der Volksmarine an das Militärarchiv in Potsdam übergeben. Von dort gelangten sie in das Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg. Der Bestand wurde im November 2008 endarchivisch bearbeitet.

Zitierweise: BArch DVM 11-5/...

Bestandssignatur
Bundesarchiv, BArch DVM 11-5
Umfang
235 Aufbewahrungseinheiten; 7,4 laufende Meter
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Verteidigung >> Ministerium für Nationale Verteidigung und Nationale Volksarmee >> Nationale Volksarmee >> Volksmarine

Bestandslaufzeit
1960-1990
Provenienz
Kampfschwimmerkommando 18 (KSK-18), 1959-1990

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Letzte Aktualisierung
16.01.2024, 08:43 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Beteiligte


  • Kampfschwimmerkommando 18 (KSK-18), 1959-1990

Entstanden


  • 1960-1990

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