Bestand

Artilleriedepot Dresden (Bestand)

Geschichte: Das Artilleriedepot Dresden war bis 1893, neben Artilleriewerkstätten und Traindepot, eine von drei Abteilungen der Direktion der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots. Im Zuge organisatorischer Umgestaltungen wurde das Artilleriedepot 1893 zu einer selbständigen Behörde. Sie war zunächst der Direktion der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots unterstellt, ab 1900 der Zeugmeisterei und ab 1912 der Feldzeugmeisterei als deren Nachfolgebehörde. Unter Leitung der 1916 aus der Sektion I B hervorgegangenen Abteilung VI (Waffen- und Industrieabteilung) des sächsischen Kriegsministeriums hatten die Feldzeugmeisterei und das Artilleriedepot Dresden vor allem folgende Aufgaben: Erfassung der Bestände an Infanteriemunition, Bewaffnung der Fußartillerie, Herstellung von Feldartilleriemunition sowie Beschaffung von Truppen- und Traingerät. 1919 wurden die Feldzeugmeisterei und das ihr unterstellte Artilleriedepot aufgelöst, wobei die Feldzeugmeisterei bis 1921 als Abwicklungsstelle wirkte.

Der Bestand enthält auch Unterlagen der Munitionsfabrik Dresden. 1898 wurde die Fabrik, welche sich auf dem etwa 4.600 m² großen Gelände nördlich des Dresdener Arsenals befand, wesentlich erweitert. Schwerpunkt der Produktion war die Herstellung von Artillerie- und Infanteriemunition für das XII. Armeekorps. Nördlich von dieser Anlage befanden sich außerdem sieben Pulvermagazine, in denen das zu verarbeitende Pulver aus der militärfiskalischen Pulvermühle in Gnaschwitz bei Bautzen und fertige Munition lagerten. 1919 wurden alle Maschinen und sonstigen technischen Einrichtungen der Munitionsfabrik entfernt und anschließend verschrottet.

Weitere Angaben siehe 2.3.8 Militär

Inhalt: Verwaltung und Organisation.- Befehle.- Personalangelegenheiten.- Immobilienverwaltung.- Ausrüstung und Bewaffnung, Munition.- Zeichnungen zu Waffenteilen und Ausrüstungsgegenständen.- Dienstvorschriften zur Stempelung von Waffen.

Ausführliche Einleitung: Abkürzungsverzeichnis

a.a. am aufgeführten
Abt. Abteilung
a. D. außer Dienst
Aufl. Auflage
Bd. Band
Bde. Bände
bearb. bearbeitet
Bl. Blatt
Dez. Dezember
f. foliiert
gedr. gedruckt
hrsg. herausgegeben
J. Jahr
Jan. Januar
Jg. Jahrgang
Kgl. Königlich
Königl. Königlich
Ms. Manuskript
n. nicht
Nov. November
Nr. Nummer
Nrn. Nummern
o. ohne
O. Ort
Okt. Oktober
Preuß. Preußischen
S. Seite
Sächs. Sächsisch(en), (-es)
SächsHStA Sächsisches Hauptstaatsarchiv
T. Teil(e)
u. und
u.a. unter anderem
v. von, vom
Vgl. Vergleiche


Geschichte des Artilleriedepots Dresden

Die militärische Niederlage Sachsens im Deutschen Krieg 1866 bewirkte den Beitritt in den Norddeutschen Bund. [01] Eine bereits am 7. Februar 1867 abgeschlossene Militärkonvention zwischen Preußen und Sachsen führte zur Reorganisation der sächsischen Armee nach preußischem Vorbild und Eingliederung als XII. (Königlich Sächsisches) Armeekorps in das Heer des Norddeutschen Bundes. [02] Dieses Heer umfasste die preußische und sächsische Armee sowie die Truppen der norddeutschen Staaten und der Freien Städte. Die Verfassung des Norddeutschen Bundes vom 17. April 1867 [03] , Artikel 57 bis 68 (Bundeskriegswesen), verankerte die Übernahme der preußischen Militärgesetze mit der allgemeinen Wehrpflicht.

Die Reorganisation der sächsischen Armee nach preußischem Vorbild führte auch zu
organisatorischen Veränderungen bei der Aufbewahrung der Artillerie- und Handwaffen. Das Hauptzeughaus mit Artilleriewerkstätten und Montierungsdepot befand sich bis 1877 in Dresden-Altstadt zwischen der Rampeschen Straße und der Brühlschen Terrasse. [04] Es fungierte als oberste technische Behörde für die Herstellung und Verwaltung der Waffen und militärischen Geräte sowie Munition und wurde Anfang 1869 in Direktion der vereinigten Artillerie-Werkstätten und Depots umbenannt. [05] Gleichzeitig erhielt die neue Behörde am 1. Januar 1869 folgende Abteilungsstruktur: eine Artilleriewerkstätte, ein Artilleriedepot und ein Traindepot. [06] Diese drei Abteilungen unterstanden dem gemeinsamen Befehl des Direktors der Artilleriewerkstätten, Oberst und Hauptzeughausdirektor Maximilian Julius Köhler [07] , als Dirigenten der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots. Oberst Köhler war zugleich Mitglied der Artilleriekommission. In administrativer Hinsicht war die neue Behörde dem Sächsischen Kriegsministerium direkt unterstellt, in dienstlicher Hinsicht dem Festungsartillerie-Regiment Nr. 12. Der Artillerieoffizier vom Platz in Dresden, Oberstleutnant Johann Benno Ronthaler [08] , wurde Oberst Köhler zur Verfügung gestellt.

Die Platzierung der weiteren ehemaligen Zeughausoffiziere und des Unterpersonals erfolgte mit Verfügung des Sächsischen Kriegsministeriums, I. Abteilung B, vom 29. Januar 1869 wie folgt: [09]
Oberstleutnant Ferdinand Julius Schön als Zeughauptmann im Artilleriedepot, Hauptmann Friedrich Anton Pöpel als 1. Traindepotoffizier, Hauptmann Alwin Theodor Kilian als Zeugleutnant beim Artilleriedepot, Hauptmann Carl Theodor Schaarschmidt als Zeughauptmann im Artilleriedepot, Premierleutnant Friedrich Camillo Lauterbach als Zeugleutnant im Artilleriedepot, Sekondeleutnant Arthur Emil Heinrich Piorkowski als 2. Traindepotoffizier, Pulvermühleninspektor Eduard Moritz Rudowsky als Betriebsinspektor bei den Artilleriewerkstätten, Feuerwerksmeister Carl Gottfried Garten als Zeugfeuerwerksleutnant, Pulvermagazininspektor August Friedrich Wicke als Zeugfeuerwerksleutnant, Zeugdiener Wilhelm Anton Hanisch als Sekretär, die übrigen Zeugdiener als Zeugfeldwebel, die Unteraufseher als Zeugsergeanten, die Zeugschreiber als Materialienschreiber, die Hausmänner als Torwärter und der Stückgießer als Büchsenmacher.

Die Auswertung der Ergebnisse des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 führte zu einer Neuorganisation der gesamten sächsischen Artillerie. [10] Am 15. November 1871 erhielt die Festungsartillerie die Bezeichnung "Kgl. Sächs. Fuß-Artilleriebataillon Nr. 12". Seit dem 1. Juni 1874 wurde das bisherige Feldartillerie-Regiment Nr. 12 "Korpsartillerie" zum 1. Kgl. Sächs. Feldartillerie-Regiment Nr. 12 und das bisherige Feldartillerie-Regiment Nr. 12 "Divisionsartillerie" zum 2. Kgl. Sächs. Feldartillerie-Regiment Nr. 28. Gleichzeitig erfolgte die Neuformierung des bisherigen Fußartillerie-Bataillons Nr. 12 in Kgl. Sächs. Fußartillerie-Regiment Nr. 12. Alle drei Regimenter unterstanden direkt dem Kommando der Kgl. Sächs. Artillerie-Brigade. Das Fußartillerie-Regiment wurde abkommandiert zum Kgl. Preuß. XVI. Armeekorps nach Metz in Elsass-Lothringen.

Bei der Neubewaffnung der deutschen Feldartillerie von 1872 bis 1875 hatte die Direktion der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots mit ihren drei Abteilungen Artilleriewerkstätte, Artilleriedepot und Traindepot folgende Hauptaufgaben zu lösen:
1. Herstellung neuer Geschütze und Beschaffung des dazu erforderlichen Materials, der Prüfungsinstrumente und Zeichnungen. [11] Als Geschütze waren vorgesehen: die leichte 7,85-cm-Feldkanone C 73 für die reitenden Batterien, die schwere 8,8-cm-Feldkanone C 73 für die Fußbatterien und die 15-cm-Ringkanone C 72. [12]
2. Herstellung neuer Laffetten und Armeefahrzeuge mit Zubehör sowie Beschaffung des dazu erforderlichen Materials, der Prüfungsinstrumente und Zeichnungen. [13]
3. Herstellung neuer Munition in Form der Doppelwandgranaten, seit 1876 Ringgranaten sowie Kartätschen und Schrapnells. [14]

Unter Leitung der sächsischen Militärbaudirektion entstanden von 1874 bis 1876 folgende fünf Gebäudekomplexe der ab 1912 bezeichneten Feldzeugmeisterei am Königsplatz (heute: Olbrichtplatz): Arsenalhauptgebäude (heute: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr), Artilleriewerkstätten mit Traindepot, Wagenschuppen, Montierungsdepot (heute: Grundbuchamt Dresden) und Administrationsgebäude (heute: Landesvermessungsamt Sachsen). Im Arsenalhauptgebäude wurden die Kanonen, Gewehre und Blankwaffen untergebracht. Oberhalb des Arsenals entstand die Munitionsanstalt mit umfangreichen Militärwerkstätten. Die Munitionsfabrik (Pulverlaboratorium) zur Herstellung der Artillerie- und Infanteriemunition, Lager- und Magazingebäude sowie Werkstätten zur Fertigung militärischer Geräte bildeten das Zentrum der Rüstungsindustrie in Dresden.

Die politischen und wirtschaftlichen Gegensätze zwischen den Großmächten in Europa, das Ringen um die territoriale Neuaufteilung der Welt und die Schaffung von Absatzmärkten führten bis 1914 zu einer stetigen Forcierung der Heeres- und vor allem Marinerüstung auch im deutschen Kaiserreich. Umfangreiche Heeresvermehrungen zur Erhöhung der Friedenspräsenzstärke erfolgten auf der Grundlage der Reichsmilitärgesetze vom 11. Februar 1888 [15] , vom 3. April 1893 [16] , vom 25. März 1899 [17] , vom 27. März 1911 [18] , vom 14. Juni 1912 [19] und vom 3. Juli 1913 [20] . Im Zuge der industriellen Revolution entstanden in Deutschland leistungsfähige Betriebe der Eisen- und Stahlindustrie. Die Mechanisierung ganzer Produktionsprozesse sowie zahlreiche Erfindungen und das Wettrüsten zwischen den europäischen Großmächten förderten auch Innovationen bei der Artillerietechnik mit Geschützen, Zubehör und Munition. [21] Diese Entwicklung führte im Bereich des sächsischen Artillerie- und Waffenwesens und der technischen Institute der Artillerie zu einer Vermehrung und Ausgestaltung ihrer Organisation. [22] Die Zeugmeisterei mit Artilleriedepot, Zeug- und Feuerwerkspersonal, die Artilleriewerkstätten und die Munitionsfabrik in Dresden sowie die Pulverfabrik in Gnaschwitz bei Bautzen wurden seit 1891 organisatorisch wie folgt verändert:
- 1893: Der Direktor der technischen Institute sowie der Artillerie- und des Traindepots erhielt die Bezeichnung Direktor der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots. Gleichzeitig erfolgte die Umwandlung der Unterdirektorenstellen der Artilleriewerkstätten und der Pulverfabrik in Direktorenstellen. Das Artilleriedepot Dresden wurde damit zu einer selbständigen Behörde unter dem Vorstand Major Carl Paul Ehregott von Seydlitz, Artillerieoffizier vom Platz in Dresden. Kommandiert zur Dienstleistung war Premierleutnant Philipp August Heinrich Vollert vom 3. Feldartillerie-Regiment Nr. 32. [23]
- 1898: Die der Artilleriewerkstattsdirektion unterstellte Geschossfabrik in Dresden erhielt eine eigene Direktion.
- 1899: Erweiterung der Geschossfabrik zu einer Munitionsfabrik für scharfe Gewehrmunition, die seit 1901 auch Platzpatronen fertigte. Gleichzeitig erfolgte die Errichtung des Artilleriedepots in Riesa mit Filialartilleriedepot in Leipzig und eine Materialverwaltung in Pirna, die zum Artilleriedepot Dresden gehörte.
- 1900: Umwandlung der bisherigen Direktion der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots in eine Zeugmeisterei, die dem Sächsischen Kriegsministerium unterstellt war. Ihr Vorstand erhielt die Bezeichnung Oberzeugmeister.
- 1901: Umwandlung des Filialartilleriedepots in Leipzig in ein selbständiges Artilleriedepot mit Zuweisung einer Materialverwaltung in Zwickau.
- 1912: Umwandlung der bisherigen Zeugmeisterei in eine Feldzeugmeisterei, die dem Sächsischen Kriegsministerium unterstellt war. Ihr Vorstand erhielt die Bezeichnung Feldzeugmeister. Dieser war zugleich Inspekteur der technischen Institute, der Artilleriedepot- und Traindepot-Direktion. Der Feldzeugmeisterei unterstanden die Inspizienten des Artillerie- und Traingeräts sowie der Waffen bei den Truppen. [24]

Die Zeugmeisterei und ihre Nachfolgebehörde Feldzeugmeisterei sowie die ihr unterstellten Anstalten, zu denen auch das Artilleriedepot Dresden gehörte, waren maßgeblich beteiligt an den Veränderungen in der Bewaffnung und Ausrüstung der sächsischen Armee. [25] Auf folgende wesentliche Veränderungen (Auswahl) soll hingewiesen werden:
- 1892: Einführung und Beschaffung der Ferngläser für Infanterie und Kavallerie.
- 1893: Einführung der Kavalleriesäbel 92, der neuen Feldkanonenrohre 73/91 und der neuen Artilleriemunition (91).
- 1894: Umtausch der Kavalleriekarabiner 88.
- 1895: Einführung der Sättel 95 für die Feldartillerie.
- 1896: Einführung der Fahrräder in der Armee.
- 1898: Bewaffnung der Radfahrer mit Revolver 83 und seit 1899 mit Gewehr 91.
- 1899: Einführung von Entfernungsmessern.
- 1900: Einführung des Haubitzmaterials 98 und des Patronenwagens 96 für die Infanterie.

Umfangreiche Neubauten erfolgten auch im Bereich des Artilleriedepots und Feuerwerkslaboratoriums Dresden. [26] Auf folgende Militärbauten (Auswahl) soll hingewiesen werden:
- 1891: 1 Pulver- und 1 Granatfüllungsmagazin sowie 1 Kohlenschuppen.
- 1892: Einrichtung der elektrischen Beleuchtung.
- 1893: 1 Geschossmagazin und 1 Pförtnerhaus.
- 1895: 1 Munitionsmagazin.
- 1898: 1 Anschießstand mit Schieß- und Aufbewahrungsgebäude.
- 1900: Einrichtung von Arbeiterspeiseräumen.

Um 1900 wurden im Artilleriedepot Dresden im Durchschnitt 231 Arbeiter und 232 Arbeiterinnen beschäftigt. [27]

Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterstanden der Feldzeugmeisterei als Inspektion der technischen Institute und Artilleriedepot- und Traindepot-Direktion folgende Einrichtungen mit Personal: [28]
1. Technische Institute: Munitionsfabrik in Dresden, Artilleriewerkstatt in Dresden und Pulverfabrik in Gnaschwitz bei Bautzen.
2. Artilleriedepots: Dresden mit Nebenartilleriedepots Festung Königstein und Pirna, Leipzig mit Nebenartilleriedepot Wurzen und Riesa.
3. Traindepots: Traindepot des XII. Armeekorps in Dresden und Traindepot des XIX. Armeekorps in Leipzig.
4. Zeug- und Feuerwerksoffiziere.

Während des Ersten Weltkrieges mussten die dem Sächsischen Kriegsministerium, Sektion I B, unterstellten technischen Institute und Artilleriedepots wesentlich erweitert werden. Es erfolgte die Errichtung der Artilleriedepots Bautzen mit Nebenartilleriedepot Pirna und Chemnitz. [29] Beschaffung und Bereitstellung von Waffen, Munition und Heeresgerät als Ersatz für die Feldtruppen und zur Ausrüstung für Neuformationen nahmen schon während der ersten Kriegsjahre in ungeahnter Weise zu. Am 1. Oktober 1916 wurde die Sektion I B des Kriegsministeriums in eine selbständige Abteilung VI (Waffen- und Industrieabteilung) umgewandelt. [30] Diese Abteilung hatte in Zusammenarbeit mit der unterstellten Feldzeugmeisterei und dem Artilleriedepot Dresden u.a. folgende Aufgaben zu erfüllen: [31]
Beschaffung von Waffen, Anfertigung von Gewehrschäften, Ausrüstung von Maschinengewehr-Formationen mit Waffen und Gerät, Erfassung der Bestände an Infanteriemunition, Bewaffnung der sächsischen Fußartillerie, Herstellung von Feldartilleriemunition sowie Beschaffung von Truppen- und Trainfeldgerät. Ein folgenschwerer Brand der Munitionsfabrik in Dresden am 28. Dezember 1916 beeinträchtigte auch die Arbeitsweise des Artilleriedepots Dresden. [32]

Die Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg besiegelte auch das Schicksal der Feldzeugmeisterei und des ihr unterstellten Artilleriedepots Dresden. Beide Behörden wurden 1919 aufgelöst, die Feldzeugmeisterei wirkte bis 1921 als Abwicklungsstelle.
Letzter Feldzeugmeister der Feldzeugmeisterei war Oberst Johannes Fellmer, Generalleutnant a. D. . [33] Letzter Vorstand des Artilleriedepots Dresden mit Nebenartilleriedepot Festung Königstein war Major Hugo Leonhard, Artillerieoffizier vom Platz und Kommandeur des 1. Fußartillerie-Regimentes Nr. 12, Oberst a. D. . [34]


Bestandsgeschichte und –inhalt

Die Geschichte des Bestandes Artilleriedepot Dresden begann 1921. Mit der Auflösung der
ehemals Königlich Sächsischen Armee im Frühjahr 1919 musste auch über das Schicksal des
Sächsischen Kriegsarchivs mit seinen etwa 400.000 Akteneinheiten entschieden werden.
Außerdem befanden sich noch über zweieinhalb Millionen Heeresakten bei den
Militärbehörden und Truppenverbänden. [35] Mit der Bildung des Reichsarchivs Potsdam am 1.
Oktober 1919 wurde auch in Dresden am 1. April 1921 eine Reichsarchivzweigstelle
eingerichtet. Diese Reichsarchivzweigstelle Dresden war zuständig für die sächsischen
Militärakten aus der Zeit von 1867 bis 1918 mit Ausnahme der beim Reichsarchiv Potsdam aufbewahrten Archivalien sowie für die Akten des Übergangsheeres aus den Jahren
1919/1920, der Reichswehr und der mittleren und unteren Reichsbehörden, soweit diese ihren
Sitz in Dresden hatten. [36] Sie übernahm deshalb auch die überlieferten Akteneinheiten des
ehemaligen Artilleriedepots Dresden. Die Unterbringung der Reichsarchivzweigstelle
Dresden (ab 1. April 1937: Heeresarchiv Dresden) erfolgte in den Gebäuden des Arsenals,
dem heutigen Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, und im Archivgebäude
Marienallee 3, dem ehemaligen Sächsischen Kriegsarchiv. Nach der Niederlage
Deutschlands und seiner Verbündeten im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die Sowjetische Militäradministration die sich in den Gebäuden des Arsenals befindlichen Teilbestände des Heeresarchivs einschließlich des Bestandes Artilleriedepot Dresden und verbrachte sie in die Peter-Pauls-Festung nach Leningrad. [37] Diese im Januar 1955 von der UdSSR an die DDR zurückgegebenen Bestände gelangten nicht in das Sächsische Landeshauptarchiv Dresden,
sondern nach Potsdam. Bei der Bildung des Deutschen Militärarchivs, des späteren
Militärarchivs der DDR, am 15. Juli 1964 in Potsdam, waren diese Bestände die Grundlage
der Quellenüberlieferung. Erst im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung war es möglich, die Aktenbestände der sächsischen Militärbehörden und Armeeformationen bis 1921 in einem zentralen staatlichen Archiv zusammen zu fassen. Am 14. Juni 1991 übergab das
Bundesarchiv, Abt. Militärarchiv, im Zuge der Bestandsabgrenzung die Bestände der
sächsischen Militärverwaltung und der sächsischen Armee im Umfang von etwa 87.000
Akteneinheiten aus dem Zeitraum von 1831 bis 1921 an das damalige Staatsarchiv Dresden.
Zu diesen 1991 übergebenen Beständen gehörten auch die 634 überlieferten Akteneinheiten
des Bestandes Artilleriedepot Dresden.

Der Bestand Artilleriedepot Dresden dokumentiert die Entwicklung einer technischen
Behörde der sächsischen Armee von 1884 bis 1921, die für die Bewaffnung und Ausrüstung dieser Armee insbesondere mit Artillerie- und Handwaffen sowie Munition zuständig war. Im Mittelpunkt der Überlieferung stehen deshalb Anordnungen und Meldungen sowie Waffen-
und Materialprüfungen bei der Herstellung und Verwaltung sämtlicher Waffen und
militärischen Geräte. Weitere Überlieferungsschwerpunkte sind Personalangelegenheiten, die
Immobilienverwaltung und der Magazinbrand am 28. Dezember 1916 in der Dresdner
Munitionsfabrik. Auf technische Zeichnungen zu Infanteriewaffen und Mörser soll besonders
hingewiesen werden.


Literaturhinweise

Bäßler, Gotthold: Die Reichsarchivzweigstelle Dresden, in: Neues Archiv für Sächsische
Geschichte und Altertumskunde, 48 (1927), S. 258-283.

Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen, hrsg. v. Deutschen Offizier-Bund, Berlin 1926.

Gräfe, Roland: Die Entstehung und Entwicklung der Albertstadt (1873-1918) – ein
geschichtlicher Abriß, in: Dresden als Garnisonstadt (Dresdner Hefte, Bd. 53), Dresden 1998,
S. 20-27.

Gross, Reiner: Geschichte Sachsens, Berlin 2001.

Gross, Reiner u. Rainer Tittmann: Zur Geschichte und zum Inhalt der Sächsischen
Militärbestände im Staatsarchiv Dresden, in: Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Sächsische
Militärgeschichte e. V., Dresden, Nr. 1/1992, S. 14-28.

Königlich Sächsisches Militär-Verordnungsblatt, 1. Jg. (1892) – 27. Jg. (1918).

Ranglisten der Königlich Sächsischen Armee (für die Jahre 1868 bis 1913), Dresden o. J. .

Sachsen in großer Zeit. Gemeinverständliche sächsische Kriegsgeschichte und vaterländisches Gedenkwerk des Weltkrieges in Wort und Bild, hrsg. v. Johann Edmund Hottenroth, 3 Bde., Leipzig 1918-1920 [1. Aufl.] u. 1920-1921 [2. Aufl.].

Sächsisches Militär-Verordnungsblatt, 27. Jg. (1918) – 29. Jg. (1920).

Schirok, Gert: Das Sächsische Hauptstaatsarchiv Dresden und seine Militärbestände, in:
Dresden als Garnisonstadt (Dresdner Hefte, Bd. 53), Dresden 1998, S. 36-40.

Schulz, Heinz: Explosionen im Norden Dresdens. Über die Ereignisse im Arsenal Dresden-
Albertstadt am 28. Dezember 1916, in: Dresdner Neueste Nachrichten, 14. Jg. (2004), v. 27.
Dez. 2004, S. 12.

Schuster, Oskar u. Friedrich August Francke: Geschichte der Sächsischen Armee von deren Errichtung bis auf die neueste Zeit, 3 T., Leipzig 1885.

Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts, bearb. v. Heinrich August Verlohren, hrsg. v. Max Barthold u. Franz Verlohren, Leipzig 1910.

Übersicht über die Bestände des Militärarchivs der DDR, bearb. v. Ingo Rösler, (als Ms. gedr.), Potsdam 1974.

Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR), 2 Bde., Berlin 1985.


Verweis auf andere Bestände im eigenen Archiv

Bestand 11248 Sächsisches Kriegsministerium
Bestand 11269 Hauptzeughaus
Bestand 11270 Feldzeugmeisterei
Bestand 11272 Nebenartilleriedepot Königstein
Bestand 11273 Artilleriedepot Bautzen
Bestand 11274 Nebenartilleriedepot Pirna
Bestand 11275 Artilleriedepot Riesa
Bestand 11277 Nebenartilleriedepot Wurzen
Bestand 11278 Artilleriedepot Chemnitz
Bestand 11282 Munitionsanstalt Plauen
Bestand 12948 Direktion der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots
Bestand 13364 Divisionszeugamt Zeithain



[01] Vgl. dazu Reiner Gross, Geschichte Sachsens, Berlin 2001, S. 232-234.
[02] Vgl. SächsHStA Dresden, 10717 Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Nr. 1030, Bl. 224-230.
[03] Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes, Nr. 1, S. 1-23; Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, Nr. 74, S. 147-170.
[04] Vgl. Oskar Schuster u. Friedrich August Francke, Geschichte der Sächsischen Armee von deren Errichtung bis auf die neueste Zeit, T. 3, Leipzig 1885, S. 317.
[05] Vgl. ebenda, S. 154.
[06] Vgl. SächsHStA Dresden, 11248 Sächsisches Kriegsministerium, Nr. 3156, n. f. .
[07] Vgl. Rangliste der Königl. Sächsischen Armee (XII. Armee-Corps des Norddeutschen Bundesheeres) vom Jahre 1868, Dresden o. J., S. 18, 74, 102-103.
[08] Vgl. Rangliste der Königl. Sächsischen Armee (XII. Armee-Corps des Norddeutschen Bundesheeres) vom Jahre 1869, Dresden o. J., S. 60, 106-107.
[09] Vgl. SächsHStA Dresden, 11248 Sächsisches Kriegsministerium, Nr. 3156, n. f. .
[10] Vgl. Schuster, Oskar u. Friedrich August Francke, Geschichte der Sächsischen Armee ... a.a.O., S. 303-306.
[11] Vgl. SächsHStA Dresden, 12948 Direktion der vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots, Nr. 1.
[12] Vgl. ebenda, Nr. 7, n. f. .
[13] Vgl. ebenda, Nr. 11.
[14] Vgl. Schuster, Oskar u. Friedrich August Francke, Geschichte der Sächsischen Armee ... a.a.O., S. 305.
[15] Reichsgesetzblatt, Nr. 4, S. 11-21.
[16] Ebenda, Nr. 30, S. 233-235.
[17] Ebenda, Nr. 11, S. 213-215.
[18] Ebenda, Nr. 13, S. 99-100.
[19] Ebenda, Nr. 36, S. 389-391.
[20] Ebenda, Nr. 41, S. 496-498.
[21] Vgl. Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR), Bd. 1, Berlin 1985, S. 38.
[22] Vgl. Die Veränderungen und Neuerungen im Bereiche des Königlich Sächsischen Militär-Kontingents auf den Gebieten der Organisation und Verwaltung. 1891-1901, Dresden 1901, S. 37-40, in: SächsHStA Dresden, 11270 Feldzeugmeisterei, Nr. 1, n. f. .
[23] Vgl. Rangliste der Königlich Sächsischen Armee (XII. Armee-Corps des Deutschen Heeres) für das Jahr 1893. (Nach dem Stande vom 1. Januar), Dresden o. J., S. 9 u. 192-193.
[24] Vgl. Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1913 (nach dem Stande vom 20. Dezember 1912), hrsg. v. Kriegsministerium, Abt. für die persönlichen Angelegenheiten, Dresden-N(eustadt) o. J., S. 70-71.
[25] Vgl. Die Veränderungen und Neuerungen im Bereiche des Königlich Sächsischen Militär-Kontingents ... a.a.O., S. 37-38.
[26] Vgl. ebenda, S. 38-39.
[27] Vgl. ebenda, S. 40.
[28] Vgl. Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1913 ... a.a.O.
[29] Vgl. SächsHStA, 11273 Artilleriedepot Bautzen, 11274 Nebenartilleriedepot Pirna u. 11278 Artilleriedepot Chemnitz.
[30] Vgl. Peter v. Gebhardt, Aus der Tätigkeit des Königlich Sächsischen Kriegsministeriums während des Weltkrieges, in: Geschichte der Sachsen im Weltkrieg, bearb. v. Artur Baumgarten-Crusius (= Bd. II von Sachsen in großer Zeit), Leipzig 1919, S. 321.
[31] Vgl. ebenda, S. 335-339.
[32] Vgl. SächsHStA Dresden, 11271 Artilleriedepot Dresden, Nrn. 17-28.
[33] Vgl. Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen, hrsg. v. Deutschen Offizier-Bund, Berlin 1926, S. 939.
[34] Vgl. ebenda, S. 940.
[35] Vgl. Bäßler, Gotthold, Die Reichsarchivzweigstelle Dresden, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, 48 (1927), S. 259-261.
[36] Vgl. ebenda, S. 267.
[37] Vgl. Groß, Reiner u. Rainer Tittmann, Zur Geschichte und zum Inhalt der Sächsischen Militärbestände im Staatsarchiv Dresden, in: Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte e. V., Dresden, Nr. 1/1992, S. 22-23.

Bestandssignatur
Sächsisches Staatsarchiv, 11271
Umfang
15,50 (nur lfm)

Kontext
Sächsisches Staatsarchiv (Beständegliederung) >> 02. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945 >> 02.03 Fachbehörden und nachgeordnete Einrichtungen >> 02.03.08 Militär >> 02.03.08.02 Nachgeordnete Militärverwaltungsbehörden

Bestandslaufzeit
1872 - 1921

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Es gilt die Sächsische Archivbenutzungsverordnung vom 8. September 2022 (SächsGVBl. S. 526).
Letzte Aktualisierung
27.11.2023, 08:58 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1872 - 1921

Ähnliche Objekte (12)