Bestand
NL 248: Lutherbauverein und Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft (Bestand)
Gewisse Nummern des Bestandes
unterliegen Sperrfristen für die Benutzung bis in das Jahr 2032
hinein.
Der genossenschaftlich organisierte
"Gemeinnützige Luther-Bau-Verein", auf den ein Teil der in der
Luther-Siedlung (heute: Ebert-Siedlung) gebauten Häuser zurückgeht, wurde
1928 gegründet. Ziel des Bauvereins war angesichts der damals in Mainz
herrschenden Wohnungsnot, weniger begüterten evangelischen Christen den
Bau eines zweckmäßigen und kostengünstigen Hauses zu ermöglichen. Der
Verein verpflichtete sich gegenüber den Hausinteressenten ("Erwerber"),
die Baumaßnahmen zu organisieren und Darlehen aus Fremdkapital
sicherzustellen. Die Erwerber, die einen gewissen Anteil Eigenkapital zur
Verfügung stellen mussten, übernahmen als Mitglieder des Vereins zugleich
Haftung für dessen Vermögen.
Bereits 1930 traten erste
Finanzierungsschwierigkeiten auf. Die "Deutsche Baurevision", die mit
einer Überprüfung betraut worden war, deckte eine starke Verschuldung und
dilettantische Rechnungslegung des Vereins, der von
wirtschaftswissenschaftlichen Laien geführt wurde, auf. Ebenfalls ans
Tageslicht kam die Untreue des Vorsitzenden und Geschäftsführers des
Vereins, Hans Christian Schreiber, Krankenhauspfarrer und Mitglied der
Stadtverordnetenversammlung für die "Evangelische Volksgemeinschaft
(Christlicher Volksdienst)", der Gelder in Höhe von 28.000 RM für eigene
Belange zweckentfremdet hatte. Ein Konkurs war unabwendbar. Mit der Stadt
Mainz, die Hauptgläubigerin war, musste eine Finanzierungsregelung für
die Erwerber getroffen werden, die aufgrund der Vertragsbestimmungen für
die veruntreuten Beträge des Vereins haften mussten.
Im
gleichen Jahr wie der Luther-Bau-Verein wurde in Mainz die "Gemeinnützige
Bau- und Siedlungsgenossenschaft eGmbH" GeBaSieGe gegründet, in deren
Vorstand der Redakteur Fritz Ohlhof sowie der spätere Mainzer
Bürgermeister Franz Stein saßen. Unterstützt von der Mainzer
Stadtverwaltung führte die GeBaSieGe größere Bauvorhaben durch, die,
ähnlich wie beim Luther-Bau-Verein, von den Architekten Heinz Jakob Bitz
und Friedrich Lehna, den späteren Begründern der Bausparkasse Mainz,
betreut wurden. Bis 1930 konnten 55 Eigenheime und 86 Mietwohnungen
fertig gestellt werden.
Im Dritten Reich wurde die
Genossenschaft gleichgeschaltet, die Bautätigkeit ruhte. Nach 1945
kümmerte man sich um die Beseitigung von Kriegsschäden und, angesichts
der vehementen Wohnungsnot, den Bau kleinerer Wohneinheiten. In den
1950er Jahren weitete sich die Bautätigkeit auch auf die Umgebung von
Mainz aus. Die GeBaSieGe existiert noch heute.
Der Bestand
besteht aus verschiedenen, von Ministerialrat Helmuth M. Huss
zusammengetragenen Unterlagen, die teils in Kopie, teils im Original
vorliegen. Darunter auch das Schriftgut zweier Mitglieder des
Luther-Bau-Vereines, Richard Ignarek (1890-1944, selbstständiger
Schildermacher) und Johann Berghöfer (1889-1972,
Telegraphenleitungsaufseher), deren Nachfahren Huss die Akten überließen.
Huss sammelte weiteres Material für seine Veröffentlichungen, nicht nur
zum Luther-Bau-Verein sondern auch der GeBaSieGe sowie dem Mainzer
Siedlungs- und Wohnungswesen allgemein. Den dritten Teil des Bestandes
machen Unterlagen von Huss selbst aus, die sein Engagement für den Verein
Ebert-Siedlung e.V. und das Jubiläum "75 Jahre Ebert-Siedlung"
aufzeigen.
Die Unterlagen wurden im Oktober 2009 dem
Stadtarchiv Mainz als Dauerleihgabe von Helmuth M. Huss übergeben
(Zugangsnummer 2009/28) und die Bestandssignatur "NL 248: Lutherbauverein
und Gemeinnützige Bau- und Siedlungs-Genossenschaft" vergeben. Ebenfalls
im Oktober 2009 wurde der Bestand im Umfang von 0,5 lfm. unter Übernahme
der existierenden Vorordnung durch die im Dienst des Landesarchivs
Baden-Württemberg stehende Archivreferendarin Eva Rödel im Rahmen ihres
Praktikums am Stadtarchiv Mainz mit der Datenbank FAUST 6
verzeichnet.
Gewisse Nummern des Bestandes unterliegen
Sperrfristen für die Benutzung bis in das Jahr 2032 hinein. Entsprechend
den Bestimmungen des Landesarchivgesetzes Rheinland-Pfalz können die
Unterlagen unter bestimmten Bedingungen auch vor Ablauf der Sperrfristen
eingesehen werden.
Mainz, im Oktober 2009
Eva Rödel
M.A.
Bei der Verkürzung der Sperrfristen muss Herr Helmuth M.
Huss, der Übergeber der Unterlagen, um Erlaubnis gefragt werden.
(Weisenberger, 09.12.2019)
verzeichnet Oktober 2009
- Huss, Helmuth M.: Siedlungstätigkeit
zwischen Jägerstraße und Ebersheimer Weg (Entwurf), aus: 70 Jahre
Ebert-Siedlung - Traumhaus in der Oberstadt. Mainz 1998, S. 2-10.
(Dienstbibliothek: K 4°/10875).
- Huss, Helmuth M.: Soziale
Botschaft in die Tat umsetzen. Der Luther-Bauverein in den Jahren 1928
bis 1931, in: 200 Jahre Evangelische Kirche in Mainz, hrsg. vom
Evangelischen Dekanat Mainz [Red.: Ursula Mahler]. Mainz 2002, S.125-143.
(Dienstbibl.: 12482).
Form und Inhalt: Der
genossenschaftlich organisierte "Gemeinnützige Luther-Bau-Verein", auf
den ein Teil der in der Luther-Siedlung (heute: Ebert-Siedlung) gebauten
Häuser zurückgeht, wurde 1928 gegründet. Ziel des Bauvereins war
angesichts der damals in Mainz herrschenden Wohnungsnot, weniger
begüterten evangelischen Christen den Bau eines zweckmäßigen und
kostengünstigen Hauses zu ermöglichen. Der Verein verpflichtete sich
gegenüber den Hausinteressenten ("Erwerber"), die Baumaßnahmen zu
organisieren und Darlehen aus Fremdkapital sicherzustellen. Die Erwerber,
die einen gewissen Anteil Eigenkapital zur Verfügung stellen mussten,
übernahmen als Mitglieder des Vereins zugleich Haftung für dessen
Vermögen.
Bereits 1930 traten erste
Finanzierungsschwierigkeiten auf. Die "Deutsche Baurevision", die mit
einer Überprüfung betraut worden war, deckte eine starke Verschuldung und
dilettantische Rechnungslegung des Vereins, der von
wirtschaftswissenschaftlichen Laien geführt wurde, auf. Ebenfalls ans
Tageslicht kam die Untreue des Vorsitzenden und Geschäftsführers des
Vereins, Hans Christian Schreiber, Krankenhauspfarrer und Mitglied der
Stadtverordnetenversammlung für die "Evangelische Volksgemeinschaft
(Christlicher Volksdienst)", der Gelder in Höhe von 28.000 RM für eigene
Belange zweckentfremdet hatte. Ein Konkurs war unabwendbar. Mit der Stadt
Mainz, die Hauptgläubigerin war, musste eine Finanzierungsregelung für
die Erwerber getroffen werden, die aufgrund der Vertragsbestimmungen für
die veruntreuten Beträge des Vereins haften mussten.
Im
gleichen Jahr wie der Luther-Bau-Verein wurde in Mainz die "Gemeinnützige
Bau- und Siedlungsgenossenschaft eGmbH" GeBaSieGe gegründet, in deren
Vorstand der Redakteur Fritz Ohlhof sowie der spätere Mainzer
Bürgermeister Franz Stein saßen. Unterstützt von der Mainzer
Stadtverwaltung führte die GeBaSieGe größere Bauvorhaben durch, die,
ähnlich wie beim Luther-Bau-Verein, von den Architekten Heinz Jakob Bitz
und Friedrich Lehna, den späteren Begründern der Bausparkasse Mainz,
betreut wurden. Bis 1930 konnten 55 Eigenheime und 86 Mietwohnungen
fertig gestellt werden.
Im Dritten Reich wurde die
Genossenschaft gleichgeschaltet, die Bautätigkeit ruhte. Nach 1945
kümmerte man sich um die Beseitigung von Kriegsschäden und, angesichts
der vehementen Wohnungsnot, den Bau kleinerer Wohneinheiten. In den
1950er Jahren weitete sich die Bautätigkeit auch auf die Umgebung von
Mainz aus. Die GeBaSieGe existiert noch heute.
Der Bestand
besteht aus verschiedenen, von Ministerialrat Helmuth M. Huss
zusammengetragenen Unterlagen, die teils in Kopie, teils im Original
vorliegen. Darunter auch das Schriftgut zweier Mitglieder des
Luther-Bau-Vereines, Richard Ignarek (1890-1944, selbstständiger
Schildermacher) und Johann Berghöfer (1889-1972,
Telegraphenleitungsaufseher), deren Nachfahren Huss die Akten überließen.
Huss sammelte weiteres Material für seine Veröffentlichungen, nicht nur
zum Luther-Bau-Verein sondern auch der GeBaSieGe sowie dem Mainzer
Siedlungs- und Wohnungswesen allgemein. Den dritten Teil des Bestandes
machen Unterlagen von Huss selbst aus, die sein Engagement für den Verein
Ebert-Siedlung e.V. und das Jubiläum "75 Jahre Ebert-Siedlung"
aufzeigen.
Die Unterlagen wurden im Oktober 2009 dem
Stadtarchiv Mainz als Dauerleihgabe von Helmuth M. Huss übergeben
(Zugangsnummer 2009/28) und die Bestandssignatur "NL 246: Lutherbauverein
und Gemeinnützige Bau- und Siedlungs-Genossenschaft" vergeben. Ebenfalls
im Oktober 2009 wurde der Bestand im Umfang von 0,5 lfm. unter Übernahme
der existierenden Vorordnung durch die im Dienst des Landesarchivs
Baden-Württemberg stehende Archivreferendarin Eva Rödel im Rahmen ihres
Praktikums am Stadtarchiv Mainz mit der Datenbank FAUST 6
verzeichnet.
Gewisse Nummern des Bestandes unterliegen
Sperrfristen für die Benutzung bis in das Jahr 2032 hinein. Entsprechend
den Bestimmungen des Landesarchivgesetzes Rheinland-Pfalz können die
Unterlagen unter bestimmten Bedingungen auch vor Ablauf der Sperrfristen
eingesehen werden.
Mainz, im Oktober 2009
Eva Rödel
M.A.
Bei der Verkürzung der Sperrfristen muss Herr Helmuth M.
Huss, der Übergeber der Unterlagen, um Erlaubnis gefragt werden.
(Weisenberger, 09.12.2019)
- Huss, Helmuth M.:
Siedlungstätigkeit zwischen Jägerstraße und Ebersheimer Weg (Entwurf),
aus: 70 Jahre Ebert-Siedlung - Traumhaus in der Oberstadt. Mainz 1998, S.
2-10. (Dienstbibliothek: K 4°/10875).
- Huss, Helmuth M.:
Soziale Botschaft in die Tat umsetzen. Der Luther-Bauverein in den Jahren
1928 bis 1931, in: 200 Jahre Evangelische Kirche in Mainz, hrsg. vom
Evangelischen Dekanat Mainz [Red.: Ursula Mahler]. Mainz 2002, S.125-143.
(Dienstbibl.: 12482).
- Reference number of holding
-
NL 248
- Extent
-
14 Akten
- Context
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe nach Nummern, NL 201-250
- Indexentry place
-
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Frankfurt
Mainz
Mainz
- Date of creation of holding
-
1913 - 2002
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Zugangsbeschränkungen: Gewisse Nummern des Bestandes unterliegen Sperrfristen für die Benutzung bis in das Jahr 2032 hinein.
- Last update
-
23.05.2025, 8:02 AM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1913 - 2002