Bestand
Dr. Heinrich Boucsein: Nachlass (Bestand)
Enthält u.a.: Einen Schwerpunkt
bilden Unterlagen, die in direktem Zusammenhang zu Boucseins amtlicher
Tätigkeit stehen. Sie betreffen die Forst- und Jagdverwaltung im
Allgemeinen, Forsteinrichtungsarbeiten, Personalverwaltung, aber auch
die Finanz- und Grundbesitzverwaltung des Forstamts
Haina-West.
Enthält u.a.: Einen zweiten
Schwerpunkt bilden Unterlagen zur forstwissenschaftlichen Ausbildung,
die sich in praktische Abschnitte und das Studium an der
Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen in
Hannoversch Münden gliederte. Entsprechend sind viele
Vorlesungsmitschriften überliefert, aber auch Berichte und Tagebücher
über die praktischen Abschnitte sowie Administratives. Ebenfalls
dokumentiert ist der Übergang vom Studium ins Berufsleben, mit einigen
freien Auftragsarbeiten vor dem Antritt einer festen Stelle 1953 (Nr.
79). Erhalten haben sich u.a. drei Terminkalender aus dieser Zeit (Nr.
224).
Enthält u.a.: Die rege
wissenschaftliche Tätigkeit wird durch zahlreiche Typoskripte sowie
Vorarbeiten von Vorträgen und Artikeln dokumentiert.
Enthält u.a.: Aufschlussreich ist
auch die Korrespondenz, die zum einen aus Schriftverkehr der Familie
(Nr. 38-39), mit Freunden und ehemaligen Kriegskameraden besteht, zum
weitaus größeren Teil allerdings den wissenschaftlichen Austausch
betrifft (u.a. Nr. 132).
Aufsatz:
[[https://archiv.lwv-hessen.de/lwv-archiv/boucsein/Bestandseinführung_Nachlass_Boucsein.pdf|Einführung
in den Bestand]]
Bestandsgeschichte: Zugänge:
Acc. 8/2021, Acc. 3/2023
Geschichte des Bestandsbildners:
Heinrich Boucsein wurde am 3. August 1919 als fünftes von insgesamt
acht Kindern des Gasthofbesitzers Konrad Boucsein (geb. 5.2.1879 in
Schwabendorf) und seiner Ehefrau Katharina, geb. Dörbecker (geb.
22.2.1880 in Schwabendorf) in Schöne-Aussicht bei Schwabendorf bei
Marburg geboren. Die Siedlung Schwabendorf ist 1687 für hugenottische
und waldensische Glaubensflüchtlinge gegründet worden, worauf der
französische Name Boucsein noch verweist. Heinrich Boucsein besuchte
die Volksschule in Schwabendorf, wechselte 1930 auf die Mittelschule
nach Kirchhain, um im März 1939 an der Staatlichen Oberschule in
Usingen im Taunus die Reifeprüfung abzulegen. Im April 1932 wurde er
in der Hugenottengedächtniskirche in Schwabendorf konfirmiert und trat
am 5. Juni 1932 in die Hitlerjugend ein. Am 1. April 1939 begann für
Heinrich Boucsein der Reichsarbeitsdienst in Landstuhl/Pfalz und am
24.8. 1939 der Dienst in der Wehrmacht mit Einsatz am Westwall. In den
folgenden Kriegsjahren war Boucsein bei verschiedenen
Infanterie-Regimentern als Frontsoldat in Frankreich, Polen, Russland
und Italien eingesetzt und wurde mehrfach verwundet. Nach dem
zweijährigen Einsatz in Russland durchlief er die Offiziersausbildung
und besuchte u.a. die Kriegsschule Dresden und die
Heeresnachrichtenschule in Halle/Saale. Zuletzt in Italien im
Gebirgseinsatz, erlebte er dort das Kriegsende und verbrachte bis Juli
1945 einige Monate im Kriegsgefangenenlager in Modena.
Im
August 1945 begann mit der praktischen Lehrzeit im Forstamt Mengsberg
bei Neustadt die Ausbildung im höheren Forstdienst, für die er sich
bereits 1939 beworben hatte. Danach nahm Boucsein zum Sommersemester
1946 an der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen in
Hannoversch Münden sein Studium der Forstwissenschaft auf, das er
ebenda im August 1949 abschloss. Am 20.12.1950 wurde er mit der Arbeit
„Die Grundzüge der Forstgeschichte des Burgwaldes unter besonderer
Berücksichtigung einer vergleichsweisen Betrachtung der verschiedenen
Besitzarten“ zum Doktor der Forstwissenschaft promoviert. Die
Dissertationsschrift wurde 1955 als „Der Burgwald. Forstgeschichte
eines deutschen Waldgebietes“ veröffentlicht. Zwischen Oktober 1949
und Oktober 1951 durchlief Boucsein den Vorbereitungsdienst für den
höheren Forstdienst bei der Forstverwaltung Hessen, wobei der Dienst
aufgrund der langen Wehrdienstverpflichtung statt der üblichen 30
Monate auf 25 Monate verkürzt wurde. Währenddessen führten ihn
Ausbildungsstationen zum Forstamt Wetter-Ost, zur Hessischen
Forsteinrichtungs- und Versuchsanstalt in Gießen und zum
Bezirksforstamt Kassel.
Um die Zeit bis zur Einberufung in
den Staatsdienst zu überbrücken führte er danach von November 1951 bis
März 1953 Forsteinrichtungsarbeiten für das Gemeindeforstamt Braunfels
aus und betrieb im Auftrag des Instituts für Forstrecht und
Forstgeschichte an der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen
in Hannoversch Münden Forschungen über Waldeigentums- und Forstrechte
im hessischen und westfälischen Bergland, die von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft gefördert wurden.
Seit dem 1. April
1953 war Boucsein beim Kommunalforstamt Haina und damit beim LWV
beschäftigt. Mit seiner Ernennung zum Forstmeister ging 1955 die
Übertragung der Leitung des Kommunalforstamts Haina-West einher. Diese
Stellung hatte er bis zu seiner Pensionierung 1984 inne.
Am
17.7. 1957 heiratete Heinrich Boucsein die Sekretärin Theoda Marie
Sauer (10.2.1929 – 8.3.1987) in Marburg an der Lahn. 1961 wurde ihnen
eine Tochter geboren.
Neben seiner amtlichen Tätigkeit
steht das Engagement in verschieden Vereinen und Gremien, vom
Schulelternbeirat in Frankenberg bis hin zum Deutschen
Forstwirtschaftsrat (seit 1966). Ferner hat Boucsein seine im Studium
begonnenen forsthistorischen Forschungen bis an sein Lebensende
weitergeführt, wovon zahlreiche Artikel und auch größere Arbeiten
zeugen. Dazu gehörten auch akribische und langfristig geplante
Recherchen in verschiedenen Archiven. Seine letzte große
Veröffentlichung war 2009 die Studie „Geschichte der Wälder und
Forsten in Oberhessen: eine integrierte Kulturgeschichte des
hessischen Forstwesens“ im Burgwald Verlag, dem er seit seiner
Gründung 1979 verbunden war (vgl. Nr. 149 ).
Findmittel:
Arcinsys-Datenbank
Bearbeiter: Johannes Christof
(2023)
- Reference number of holding
-
Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Boucsein
- Extent
-
Erschlossen: 2,4 lfm Unerschlossen: 13,1 lfm
- Context
-
Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (Archivtektonik) >> Gliederung >> Sammlungen >> Nachlässe und Handakten
- Related materials
-
Korrespondierende Archivalien: LWV-Archiv, P 100-11, Nr. 4510 (Hauptverwaltung Kassel, Personalverwaltung)
Korrespondierende Archivalien: [[/arcinsys/detailAction.action?detailid=b16327&icomefrom=search|LWV-Archiv, F Boucsein (Fotobestand Nachlass Heinrich Boucsein)]]
Korrespondierende Archivalien: [[/arcinsys/detailAction.action?detailid=b9257|LWV-Archiv, B 13 (Landeshospital und Psychiatrisches Krankenhaus Haina)]]
Korrespondierende Archivalien: [[/arcinsys/detailAction.action?detailid=b9831|LWV-Archiv, B 90 (Kommunalforstamt Haina)]]
Korrespondierende Archivalien: [[/arcinsys/detailAction.action?detailid=v6580098&icomefrom=search|Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, 520/27, 14233 (Spruchkammerverfahren)]]
Literatur: Verena Limper: Aktenwald mit Überraschungen. Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen übernimmt Nachlass des Forstwissenschaftlers Dr. Heinrich Boucsein (1919–2013), in: Archivnachrichten aus Hessen, 2022, 22/1, S. 111–113.
- Date of creation of holding
-
(1876), 1936-2013
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
14.11.2023, 10:28 AM CET
Data provider
Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- (1876), 1936-2013