DDBstudio: Eine kurze Anleitung für das neue Ausstellungstool

DDBstudio: Eine kurze Anleitung für das neue Ausstellungstool

08.10.2019

Von Lidia Westermann (Projektmitarbeit DDBstudio)

Seit Oktober 2019 ist das neue Ausstellungstool „DDBstudio“ der Deutschen Digitalen Bibliothek online. Mit diesem Service fördert die DDB den Einsatz von virtuellen Ausstellungen, die sich in besonderer Weise eignen, spartenübergreifend Kultur und Wissenschaft online erfahrbar zu machen.

Interessierte Einrichtungen können mit DDBstudio die Inhalte ihrer Sammlungen neu kombinieren, durch Texte ergänzen, mit zusätzlichen Materialien anreichern – kurz, selbst virtuelle Ausstellungen erstellen und veröffentlichen. Die Entwicklung von DDBstudio wurde verantwortlich betreut von Nicole Lücking und Stephan Bartholmei (Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main). 

Beispiel für eine Partnerausstellung mit DDBstudio (Startseite). Abbildung: Deutsche Digitale Bibliothek (CC BY-SA 4.0)
Beispiel für eine Partnerausstellung mit DDBstudio (Startseite). Abbildung: Deutsche Digitale Bibliothek (CC BY-SA 4.0)

Warum virtuelle Ausstellungen?

In alten Handschriften zu blättern, ohne sie zu gefährden, schmuckvolle Einbände von allen Seiten als 3-D-Objekt betrachten oder Bilddetails zoomend erforschen – virtuelle Ausstellungen können die Bestände von Bibliotheken und Archiven auf neue Weise erfahrbar machen. Sie sind ein frühes Format des Internets, schon 1992 veröffentlichte die Library of Congress ihre erste „Online Exhibition“. Die Objekte können in einer virtuellen Umgebung unabhängig von örtlichen und zeitlichen Einschränkungen sowie konservatorischen Bedenken in einem multimedialen Umfeld präsentiert werden. Dabei kann die virtuelle Ausstellung ergänzend zu einer physischen Ausstellung angelegt sein, etwa zur Dokumentation und Archivierung des physischen Pendants. Oder sie ist von vornherein als Digital-Only-Ausstellung eigens für das Web konzipiert. 

In beiden Fällen erhöht sich durch die Präsenz im Web die potentielle Reichweite einer Ausstellung, die nicht nur ein breites Publikum, sondern aufgrund der Niedrigschwelligkeit des Zugangs auch neue Nutzerkreise erreichen kann. Darüber hinaus bieten virtuelle Ausstellungen einen weiteren Vorteil: Durch institutions- und spartenübergreifende Kooperationen sind auch neuartige Ausstellungskonzeptionen möglich, die auf physisch schwer realisierbaren Kombinationen von Objekten oder Beständen beruhen – verstreute Sammlungen können zusammengeführt, empfindliche Objekte aus den Depots längerfristig gezeigt werden und der Leihverkehr lässt sich ohne Versicherungskosten und Klimakisten organisieren. Virtuelle Ausstellungen eröffnen so neuen Spielraum, das digitale Kulturerbe zu vernetzen. 

In der Öffentlichkeitsarbeit von Kultur- und Wissenseinrichtungen sind virtuelle Ausstellungen folglich bereits weit verbreitet. Die Deutsche Digitale Bibliothek selbst veröffentlicht seit 2014 virtuelle Ausstellungen auf ihrem Portal und das Interesse an diesem Angebot vonseiten ihrer Datenpartner nimmt seither stetig zu. Als Reaktion auf die steigende Nachfrage konnte die Deutsche Digitale Bibliothek dieses Angebot zu einem Service erweitern, der interessierten Einrichtungen die technische Infrastruktur (Software und Webspace) zur Verfügung stellt, um selbst virtuelle Ausstellungen anzulegen und zu veröffentlichen.

Virtuelle Ausstellungen selbst gestalten mit DDBstudio

Wie kann DDBstudio genutzt werden?

Das Ausstellungstool DDBstudio basiert auf der Open-Source-Software Omeka, die speziell für den Einsatz in Bibliotheken, Archiven und wissenschaftlichen Sammlungen vom Roy Rosenzweig Center for History and New Media entwickelt wurde. Die Deutsche Digitale Bibliothek hat die Software für ihr neues Dienstleistungsangebot so angepasst, dass die Kuratorinnen und Kuratoren die Redaktionsoberfläche ohne Vorkenntnisse oder Schulungen bedienen können. Die einzige technische Voraussetzung für die Nutzung des browserbasierten Tools ist eine Internetverbindung. Nach der Einrichtung eines Online-Zugangs durch die Deutsche Digitale Bibliothek können Kuratoren und Kuratorinnen ihre Ausstellung eigenständig anlegen und verwalten. 

Alle bei der Deutschen Digitalen Bibliothek registrierten Kultur- und Wissenseinrichtungen können das kostenfreie Angebot DDBstudio nutzen. Die Registrierung für eine Einrichtung ist weder mit Gebühren noch mit Pflichten verbunden. Weitere Informationen bietet das Portal für Datenpartner der Deutschen Digitalen Bibliothek DDBpro.

Detailinformationen zum Objekt in der Lightbox. Abbildung: Deutsche Digitale Bibliothek (CC BY-SA 4.0)
Detailinformationen zum Objekt in der Lightbox. Abbildung: Deutsche Digitale Bibliothek (CC BY-SA 4.0 International)

Wie funktioniert DDBstudio?

In der Wahl des Ausstellungsthemas sind die kuratierenden Institutionen frei. Als Medium der Selbstdarstellung nach außen können sie virtuelle Ausstellungen beispielsweise nutzen, um einen speziellen Fokus auf eigene Bestände und Forschungsthemen zu richten, zu aktuellen Debatten beizutragen oder auf Jahrestage zu reagieren. Themen, Texte und Objekte sollten lediglich an die spezifischen Erfordernisse des Mediums Internet angepasst sein.

Als wirksames Instrument des Wissenstransfers haben sich seit einigen Jahren narrative Strukturen in der Wissenschaftskommunikation etabliert. Vor diesem Hintergrund orientiert sich das Ausstellungsdesign von DDBstudio am sogenannten Scrollytelling-Format. Die Ausstellungen werden als responsive Long-Pager angelegt, die auch auf mobilen Geräten gut nutzbar sind: 

Die Besucherin oder der Besucher scrollt sich von oben nach unten durch eine lineare Erzählung, die durch horizontale Abzweigungen vertieft werden kann. So können mehrere Ebenen mit unterschiedlicher Informationstiefe angelegt und verschiedene Nutzergruppen adressiert werden – von neugierigen Laien und Laiinnen bis zu fachkundigen Besucherinnen und Besuchern. Neben der intuitiven Bewegung durch die Ausstellung mittels Scrollen können die Nutzenden die einzelnen Inhalte über eine Navigation gezielt ansteuern und sich anhand einer Fortschrittsanzeige innerhalb der Ausstellung orientieren.

Was kann DDBstudio?

Für die individuelle Gestaltung der Ausstellungen steht den Kuratorinnen und Kuratoren eine Auswahl verschiedener Farbthemen zur Verfügung, mit denen das Ausstellungsthema stimmig in Szene gesetzt werden kann. Darüber hinaus bietet DDBstudio acht unterschiedliche Layout-Templates an, sodass sich Texte und Objekte passend zum jeweiligen Ausstellungsnarrativ kombinieren lassen. Die Bearbeitung der Ausstellung erfolgt über eine Redaktionsoberfläche, die für DDBstudio auf eine einfache Bedienung ausgerichtet wurde. Zusätzlich führt ein Online-Handbuch Schritt für Schritt durch die Realisierung einer Ausstellung.

DDBstudio schöpft die Möglichkeiten digitaler Präsentation aus und stellt dabei das Medium in den Vordergrund: Bildschirmfüllende Grafiken, der Einsatz von Audio- und Videomaterial, neue Zugänge zum Objekt über Zoomfunktion oder 3-D-Ansicht, Bildung neuer ,Memesʼ über die Einbindung von animierten GIFs. Auf vielfältige Art und Weise können die Objekte – Bilder, Videos, Audio-Clips, 3-D-Objekte, GIFs – in multimedialen Geschichten arrangiert werden.

Die Redaktionsoberfläche in Omeka. Abbildung: Deutsche Digitale Bibliothek (CC BY-SA 4.0)
Die Redaktionsoberfläche in Omeka. Abbildung: Deutsche Digitale Bibliothek (CC BY-SA 4.0 International)

In der Ausstellungssoftware von DDBstudio werden die Objekte zunächst wie Karteikarten in einem Metadatenschema mit standardisierter Rechteauszeichnung hinterlegt. Die Verknüpfung des Objekts mit seinem Digitalisat erfolgt in einem zweiten Schritt über einen einfachen Upload der Dateien, wobei verschiedene Datenformate zugelassen sind. In der Ausstellung können die Nutzenden die Detailinformationen zu einem Objekt über eine Lightbox aufrufen. Ein Großteil der verwendeten Objekte sollte aus der Deutschen Digitalen Bibliothek stammen. Da sich Geschichten nicht immer über diese Einschränkung erzählen lassen, können als Ausnahme oder Ergänzung auch Objekte eingebunden werden, die nicht in der Deutschen Digitalen Bibliothek vorhanden sind. Die Rechteklärung liegt in der Verantwortung der Ausstellenden.

Alle mit DDBstudio erstellten Ausstellungen werden bei der Deutschen Digitalen Bibliothek gehostet und mit einer URL öffentlich zugänglich gemacht. Durch das Einbinden der URL auf Webseiten kann die Ausstellung frei veröffentlicht werden.

Die vielfältigen Möglichkeiten der Präsentation, Kontextualisierung sowie Verknüpfung von Objekten und Informationen machen virtuelle Ausstellungen zu einem lebendigen Instrument der Wissensvermittlung. Mit dem Ausstellungstool DDBstudio bietet die Deutsche Digitale Bibliothek Kultur- und Wissenseinrichtungen die Möglichkeit, die Sichtbarkeit ihrer Bestände und Aktivitäten im digitalen Raum zu erweitern – und mit multimedialen Geschichten zu inspirierenden Entdeckungsreisen einzuladen.

Weitere Informationen

Auf DDBpro: https://pro.deutsche-digitale-bibliothek.de/ddbstudio

Das DDBstudio-Handbuch: https://deutsche-digitale-bibliothek.github.io/ddb-virtualexhibitions-docs-litfass/

Gleich ein Ausstellungsprojekt starten: https://pro.deutsche-digitale-bibliothek.de/ausstellungsprojekt-starten 

Virtuelle Ausstellungen im neuen Design

Regen auf dem Schirm: http://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/regen

Albrecht Dürer - 500 Jahre Meisterstiche: http://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/duerer/ 

Unser Kontakt: ddbstudio [at] deutsche-digitale-bibliothek.de

 

DDBstudio Impressum

DDBstudio wird angeboten von:  
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gesetzlich vertreten durch ihren Präsidenten,
handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk Deutsche Digitale Bibliothek

Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design:
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Redaktion:
Wiebke Hauschildt, Deutsche Digitale Bibliothek
Lidia Westermann, Deutsche Digitale Bibliothek

Technische Umsetzung:
Culture to Go GbR mit Grandgeorg Websolutions

Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

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