Aus den Sammlungen: „Die Welt des Tabaks“ der Alfred Ehrhardt Stiftung

31.03.2015 Wiebke Hauschildt (Online-Redaktion)

„Die Welt des Tabaks“ ist ein Auftragsfilm, den Alfred Ehrhardt 1956 für die Firma Reemtsma drehte. Ehrhardt begleitet den Weg des Tabaks von der Saat und Ernte in Ländern wie Rhodesien (heute Simbabwe), der Türkei, den USA und Griechenland bis zur Ankunft im Hamburger Hafen und der Fertigung der einzelnen Zigaretten. Während der Dreharbeiten entstanden diverse Schwarz-Weiß-Fotografien, die nun in der Deutschen Digitalen Bibliothek zu sehen sind.

Ehrhardt, der bereits 1950 für seinen Ernst-Barlach-Film auf der Biennale ausgezeichnet wurde und der zuvor als Fotograf der Neuen Sachlichkeit sich einen Namen machte, schafft mit diesem Film und den Fotografien, Material, bei dem die „optischen Höhepunkte fast kein Ende nehmen“, wie die Lübecker Nachrichten in ihrer Filmrezension vom 30.10.1956 schreiben.

In der Filmübersicht zur Welt und zum Weg des Tabaks heißt es „Fremdartige Landschaften liegen zur Seite dieses Weges, felsige Hügel und Wolkenkratzer, das Meer. Orientalen und Farbige begegnen uns. Mohammedaner und Baptisten. Nur die Sonne ist überall die gleiche. So stellt die Fabrikation nur einen Teil des Weges dar, den wichtigsten zwar, aber er müsste kalt wirken, wenn nicht über dem Gleichmaß und der Präzision der Arbeit das Wissen um die sonnendurchfluteten Weiten der Ursprungsländer des Tabaks schwebte.“

Die Pressestimmen der damaligen Zeit sind sich einig, dass Ehrhardt eine „glückliche und durchdachte Synthese“ zustande gebracht hat: „Es spricht für den Kulturfilmmann Alfred Ehrhardt, daß er die Arbeit des Menschen in den Vordergrund stellte – ja, daß er selbst noch einzelnen Maschinenteilen die fast symbolhafte Nachbildung der menschlichen Verrichtung abgewann.“ (Die Welt, Hamburg, 25.3.57) Die Nürnberger Zeitung schreibt am 12.2.1957: „… ein ausgezeichnet fotografierter und geschnittener Kulturfilm. Auch wer nicht selbst zu den starken Rauchern gehört, wird diesen Film mit Genuß sehen.“

Die Lübecker Nachrichten (Rezension vom 30.10.1956) sind von den Hamburger Aufnahmen begeistert und den Einsichten Ehrhardts in den Industriezweig: „…denn zwischen den Lagerhallen im Freihafen und den Ereignissen der Arbeit in den Maschinensälen sind Aufnahmen festgehalten, die vieles verstehen und begreifen lassen und die zu betrachten aufrichtig Vergnügen bereitet.“

Auch zwei Unterrichtsfilme entstanden aus dem Material über den „Tabak aus Virginia“ und die „Tabakbauern in Mazedonien“. Im Begleitheft erfuhren Schüler die Hintergründe zur „Physiologie des Rauchgenusses“ ebenso wie der Biologie der Tabakpflanze, der Verarbeitung sowie den unterschiedlichen Tabaksorten (Orient, USA) und der Geschichte des Tabaks. Bei letzterer ist erstaunlich, dass Tabak als Kultur- und Wirtschaftsgut stets aufgrund unterschiedlicher Kriege neue Verbreitungsgebiete und Handelsrouten erfuhr. So erlebte man nach dem Krimkrieg durch Kriegsheimkehrer eine erhöhte Nachfrage nach Orient-Zigaretten in Mitteleuropa und England, woraufhin 1862 in Dresden die erste deutsche Zigarettenfabrik errichtet wurde.

Der Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten der USA von 1861 bis 1865 machte das „Bright Leaf“ weithin bekannt. Die Mischung „American Blend“ aus Virginia-Tabak gemischt mit Orient- und Burley-Tabak wurde hingegen durch den Zweiten Weltkrieg bekannt und verdrängte die Orient- und Virginia-Zigarette.

 

Die Serie „Die Welt des Tabaks“ in der Deutschen Digitalen Bibliothek

Alle Bestände der Alfred Ehrhardt Stiftung bei der Deutschen Digitalen Bibliothek

 

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