Farbfotografie eines orangenen Rettungsrings, darauf steht in schwarzer Schrift MS CAP ANAMUR HAMBURG
Eines der vielen Objekte im Virtuellen Migrationsmuseum, Rettungsring von Cap Anamur, DOMiD-Archiv

Der digitale Tellerrand 03: "Das Virtuelle Migrationsmuseum - eine Reise durch Zeit und Raum"

07.11.2018 Ein Gastbeitrag von Sandra Vacca, Projektleiterin (DOMiD)

In einer Reihe von Gastbeiträgen stellen wir zukünftig spannende Themen und Projekte von Daten- und Kooperationspartnern der Deutschen Digitalen Bibliothek vor: Sei es eine neue Art und Weise sich einem spezifischen Bestand oder einer historischen Epoche zu nähern, sei es eine neue virtuelle Ausstellung oder ein besonderes Digitalisierungsvorhaben. Der Gedanke dahinter? Ein Blick über unseren digitalen Tellerrand, an dem wir unsere Leserinnen und Leser gerne teilhaben lassen wollen!

Im heutigen (dritten) Gastbeitrag stellt Projektleiterin Sandra Vacca das Virtuelle Migrationsmuseum vor - ein Projekt von DOMiD, dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V., gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Landschaftsverband Rheinland. 

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Das Virtuelle Migrationsmuseum - eine Reise durch Zeit und Raum

DOMiD, das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V., sammelt bundesweit die Geschichte(n) der Migration(en) in und nach Deutschland in all ihren Formen und Erscheinungen mit dem langfristigen Ziel, ein Museum zu errichten. Seit seiner Gründung 1990 hat DOMiD über 150.000 Exponate und Archivalien gesammelt, die in Depots bewahrt, und regelmäßig von Besucher*innen gesichtet oder erforscht werden.

DOMiD-Archiv, Dietrich Hackenberg
DOMiD-Archiv, Dietrich Hackenberg

In einer Gesellschaft, die sich immer mehr im virtuellen Raum bewegt, erschien dem Verein sinnvoll, das Medium Internet experimentell und innovativ für eine bessere Sichtbarkeit und Zugänglichkeit der Sammlung zu nutzen: So entstand die Idee eines virtuellen Museums, das von überall in der Welt, zu jeder Uhrzeit kostenlos erreichbar ist.

Das Museum widmet sich der Darstellung von Migration(en) als Phänomen(e), aber auch als individuelle und kollektive Erfahrung. Dabei werden alle Arten von Migrationen in und nach Deutschland behandelt und kaum gehörte Stimmen und Geschichten sichtbar gemacht. Auch die Auswirkungen von Migration auf unterschiedliche Aspekte der Gesellschaft werden multiperspektivisch präsentiert.

Ein ungewöhnliches Setting

Inspiriert von Gaming und 360°-Projekten wie das Hinterhaus Online, entschied sich DOMiD für ein innovatives Format, das sich von klassischen Portalen und Webseiten stark unterscheidet. Statt einer starren Webseite wurde eine fiktive Stadtlandschaft entwickelt, in der Besucher*innen neun thematische Gebäude erkunden können – wie etwa ein das Amt für „Migration, Recht und Bürokratie“, die Fabrik für „Migration und Arbeit“ oder den Bahnhof für Fragen rund um die Mobilität. Diese Räume können klassisch mit einem Computer besucht, aber auch mit einer VR-Brille 3D erlebt werden.

Die Flexibilität des Mediums Internet wurde maximal ausgenutzt. Es ermöglicht den Besucher*innen eine Zeitreise durch drei Epochen, die sich an markanten Ereignissen der (Migrations-)Geschichte orientieren. Um ein größeres Publikum zu erreichen, wurde das Museum zweisprachig (Deutsch und Englisch) konzipiert.

In den unterschiedlichen Räumen können die Besucher*innen um die 1000 Exponate entdecken, die Migrationsgeschichte(n) erzählen. Durch einen Klick auf einem Exponat gelangt man in eine Art Vitrine, um ein Themengebiet zu erkunden. Ob Audios, Videos, Interviews mit Zeitzeug*innen, Fotografien, Archivalien oder 3D-Objekte: Das Virtuelle Migrationsmuseum bietet  wie nie zuvor Besucher*innen aus der ganzen Welt eine große Auswahl an Quellen.

Going digital - alles easy?

Das digitale Medium bietet diverse Vorteile. Zum einen ist die App erweiterbar – es können beispielsweise neue Gebäude entstehen. Zum anderen kann DOMiD mithilfe eines CMS schnell und unkompliziert selbst neue Exponate hochladen. Dank dieser Funktion kann das Museum auf aktuelle Geschehnisse reagieren und seine Ausstellungen immer wieder aktualisieren oder ergänzen. Neugesammelte Geschichten, Objekte oder Archivalien können schneller ein breites Publikum erreichen.

Eines der vielen Objekte im Virtuellen Migrationsmuseum, Rettungsring von Cap Anamur, DOMiD-Archiv
Eines der vielen Objekte im Virtuellen Migrationsmuseum, Rettungsring von Cap Anamur, DOMiD-Archiv

Digitalisierung bedeutet aber auch große Herausforderungen, zum Beispiel technischer oder rechtlicher Natur. Die Klärung von Nutzungs- und Bildrechten ist eine penible und akribische Arbeit, die der leichten Zugänglichkeit des Internets geschuldet ist. Wo es keine physischen Grenzen gibt, kennen die Nutzungspreise häufig auch keine – insbesondere für Projekte wie diese, die nicht zeitlich begrenzt sind.

In die Zukunft blicken

Dies ist nur der Beginn  des Abenteuers für DOMiDs Virtuelles Migrationsmuseum. Wir beobachten gespannt weitere technische Entwicklungen rund um die Virtual Reality und möchten perspektivisch weitere Formate entwickeln. Das Museum wird in Zukunft pädagogische Aktivitäten anbieten, aber auch ein partizipatives Plattform werden, bei der Kooperationspartner*innen (Universitäten, Schulen, Vereine…) auch temporäre Ausstellungen oder neue Themen anbieten können. In diesem Sinne freuen wir uns über Kooperationsangebote, aber auch über Themenvorschläge sowie neue Geschichten.

Das Museum, auch virtuell, gehört allen.

 

Das Virtuelle Migrationsmuseum wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Landschaftsverband Rheinland gefördert. Zurzeit steht das Museum in Form einer Anwendung für Desktops für Windows und Mac zur Verfügung. Weitere Formate wie Apps für Handys und Tablets, und eine VR-Anwendung sind in Erarbeitung und werden auf unserer Homepage und Social Media Kanälen (Facebook, Instagram und Twitter) angekündigt.

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