„Kollaboriere oder Scheitere!“ – Wie alles begann bei Coding da Vinci 2015

„Kollaboriere oder Scheitere!“ – Wie alles begann bei Coding da Vinci 2015

08.05.2015

Am Wochenende des 25. und 26. Aprils fand der Auftakt des Kultur-Hackathons Coding da Vinci statt. Programmierer, Designstudenten, Vertreter der Kulturinstitutionen, der Kulturstaatssekretär und Hackernachwuchs trafen sich bei Wikimedia Deutschland zum Daten- und Ideenpitch.
 

Besucher bei der Begrüßung

 

Tag 1: One Minute Madness der Kultureinrichtungen

Noch vor Beginn der Veranstaltung konnten sich die Besucher an der „Wand der Datensätze“ informieren, welche Institutionen mit welchen Datensätzen vertreten waren. Eröffnet wurde Coding da Vinci dann von Barbara Fischer von Wikimedia Deutschland, Helene Hahn von der Open Knowledge Foundation (OKN), Anja Müller von der Servicestelle Digitalisierung (digis) und Stephan Bartholmei von der Deutschen Digitalen Bibliothek, die grüßten, dankten und erklärten, bevor der Staatssekretär für kulturelle Angelegenheit des Landes Berlin, Tim Renner übernahm. Er nutzte die Gelegenheit, um auf die von ihm geplante digitale Bühne der Berliner Volksbühne namens „Terminal Plus“ hinzuweisen unter der neuen Intendanz von Noch-Tate Modern-Chef Chris Dercon und von da den Sprung zu Coding da Vinci zu machen. Bester Satz von Renner war dann allerdings ein Dercon-Zitat bezüglich des Verhältnisses der Kultur zu Digitalem: „Kollaboriere oder scheitere!“

Wand der Datensets

 

Den Begrüßungen folgte die „One Minute Madness“: Jede der 33 teilnehmenden Kultureinrichtungen musste ihre Datensätze innerhalb von 60 Sekunden vorstellen und den Hackern und Kulturbegeisterten schmackhaft machen. Einige beherrschten die Kunst der Kürze fabelhaft, andere mussten von den Moderatoren sanft über die Eigenschaften einer Minute aufgeklärt und von der Bühne gebeten werden. Eindrucksvoll: Der Wechselruf zwischen Thomas Köntges des Open Philology Projects und dem Publikum: „Open!“ – „Data!“ – „Open!“ – „Data!“ Es herrschte Einigkeit.

Im Anschluss stellten die Kulturinstitutionen ihre Daten in getrennten Räumen den Hackern detailliert vor und beantworteten Fragen, bevor die Mittagspause einsetzte. Die haben wir genutzt, um mit einigen Teilnehmern zu sprechen und zu erfahren, was sie neben Kultur-Hackathons beschäftigt, ob sie bereits favorisierte Datensets und natürlich schon Ideen haben.

Miri (19, Informatik-Studentin an der FU Berlin) und Katharina (23, studiert Produktdesign an der Kunsthochschule Weißensee) interessieren sich für die Patente des Landesarchivs Baden-Württemberg: Der Bestand umfasst eine Sammlung an Patenten aus der Frühzeit der Industrialisierung, die einen guten Einblick in Erfindungsreichtum und Problemstellungen des 19. Jahrhunderts im Raum Baden­-Württemberg bietet. Es handelt sich dabei um rund 3.500 Digitalisate. Die beiden möchten „die Daten einfacher zugänglich zu machen: Ob das am Ende ein Spiel wird oder eine Web-Anwendung, darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht – das kommt dann in der Ideenaufbauphase.“

Chris zusammen mit Barbara Fischer von Wikimedia Deutschland

 

Chris, 30, Master Soziologie, arbeitet nebenbei in einer Medienagentur, wurde von einer Freundin gebeten, bei dem Projekt mitzumachen. Die Freundin ist Kunsthistorikerin und gemeinsam „interessieren wir uns ein bisschen für die Geschichte von Berlin und wollen mal schauen, ob wir hinter die Fassade der Gebäude in Berlin schauen können, um Leuten zu zeigen, wie es früher aussah. Einfach damit die ganzen Fotos und Daten, die es so gibt, nicht untergehen.“

Philipp, Informatik-Student der FU Berlin, und Yoonoh, Produktdesign-Student an der Kunsthochschule Weißensee, interessieren sich für die Stoffmusterbücher von 1830 – 1930 der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Philipp ist vor allem am Data Processing interessiert und dem Umgang mit den Bilddaten – sagt aber selbst: „ Ich habe gar keinen Bezug dazu, wie ich das interessant an den Mann bringe. Deshalb hoffe ich, dass wir durch die Zusammenarbeit mit den Designern ein bisschen Kommunikation üben.“ Yoonoh möchte die Datensätze aus Designerperspektive neu interpretieren bzw. neue Interpretationsverfahren finden, um mit den Stoffmusterbüchern umzugehen.

Nach den Kultureinrichtungen war es an den Teilnehmern, die eigenen Ideen im Plenum zu pitchen, Mitstreiter zu finden und sich in Teams zu organisieren. Im Verlauf des Auftaktwochenendes wurden bereits 17 Projektideen im Hackdash veröffentlicht. Auffällig war im Vergleich zum letzten Jahr ein Trend zur Kombination von digitalen Daten und analogen Bedien- und Ausgabegeräten. Neben einem Kurbel-Interface für historische Filme besticht die Idee des Teams um die Trierer Design- und Kommunikationsstudenten Sarah Kirsch und Marcel Kohnz, die die digitalisierten Notenrollen des Deutschen Museums in eine Strickmaschine einspeisen wollen, um Musik in Mode zu verwandeln.
 

Tag 2: Workshops, hacken, Sprintbeginn

Der Sonntag begann mit einem gemeinsamen Frühstück, bei dem viele Teams bereits in ihre Projekte vertieft waren und bis zum Abend konzentriert programmierten, erste Design-Entwürfe diskutierten und mit den Kultureinrichtungen letzte Geheimnisse „ihrer“ Daten ausforschten.

Christoph Böhme von der DNB beim Metafacture Workshop

 

Flankierend wurden sechs einstündige Workshops angeboten, die von den Teilnehmern begeistert angenommen wurden und den ganzen Lebenszyklus einer App abdeckten: Vom Datenzugriff über Schnittstellen wie dem API der DDB oder Wikidata, die Metadaten-Verarbeitung mittels Metafacture bis zur Umsetzung in Hardware-Projekten und beeindruckenden Visualisierungen. Abgerundet wurde das Programm durch eine Vorstellungsrunde von Förderprogrammen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, welche von Christel Franz referiert wurde, und der Berliner Senatsverwaltung, referiert von Amelie Müller, und weitere Beratungsangebote, die den Teams die Möglichkeit eröffnen, ihre bei Coding da Vinci gestarteten Projekte nachhaltig weiterzuentwickeln.
 

Das war erst der Anfang…

Zehn Wochen haben die Teilnehmer des Kultur-Hackathons nun Zeit, um ihre Projekte zu entwickeln, zu designen und zu programmieren. Am Sonntag, den 5. Juli, wird dann all das, was in dieser Zeit entstanden ist, im Jüdischen Museum Berlin präsentiert und prämiert. Wir sind sehr gespannt!

Links:
Hackdash: http://hackdash.org/dashboards/cdv15
Webseite: http://codingdavinci.de/
Fotos der Auftaktveranstaltung 25./26. April 2015: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Fotos_Kick_Off_25._%26_26.04.2015
Lizenzhinweis Fotos: Coding da Vinci - der Kulturhackathon. Fotograf: Heiko Marquardt - Lizenz CC BY 3.0

 

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